Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
schmutziger verschwitzterKörper kann sie schlagartig in die Zelle zurückkatapultieren, in der sie geboren wurde, und zu dem Licht einer Taschenlampe, die über die Gesichter der Gefangenen huscht, woraufhin ihre Mutter sie an jemand anderen übergibt, der sofort weiter leise und beruhigend in ihr Ohr singt, während ihre Mutter zwischen den Wächtern verschwindet.
66
Ohne Penelope
Claudia Fernandez steigt vor dem Dalarö Strand Hotel aus dem Bus. Als sie am Hafen entlanggeht, hört sie in der Ferne das Geräusch von Hubschraubern und Sirenen. Die Suchaktion kann noch nicht vorbei sein. Sie müssen weitersuchen. Weit draußen fahren einige Polizeiboote. Sie schaut sich um. Es liegt keine Fähre am Kai, es stehen keine Autos am Hafen.
»Penelope«, ruft sie. »Penelope!«
Sie erkennt, wie das aussehen muss, wie seltsam sie sich benimmt, aber ohne Penelope bleibt ihr nichts mehr.
Sie geht am Wasser entlang. Das Gras ist trocken und braun, überall liegt Müll. Sturmmöwen schreien in der Ferne. Sie läuft los, hält aber nicht lange durch und muss wieder gehen. Verlassene Villen stehen dicht gedrängt am steil ansteigenden Ufer. Sie bleibt vor einem Schild mit dem Wort »Privatbesitz« in weißer Schrift stehen. Sie geht daran vorbei auf einen Betonpier hinaus und blickt zu den großen Felsen hinüber. Hier gibt es keine Menschen, denkt sie und will zum Hafen zurückkehren. Ein Mann kommt den Kiesweg herab und winkt ihr zu. Eine dunkle Gestalt mit einer flatternden Jacke. Claudia Fernandez blinzelt im Sonnenlicht. Der Mann ruft ihr etwas zu. Sie sieht ihn verwirrt an. Er wird schneller und geht mit großen Schritten auf sie zu. Nun kann sie sein freundliches Gesicht erkennen.
»Claudia Fernandez«, ruft er.
»Das bin ich«, sagt sie und wartet auf ihn.
»Ich heiße John Bengtsson«, sagt er, als er sie erreicht. »JoonaLinna schickt mich. Er meinte, dass Sie wahrscheinlich hier hinausgefahren sind.«
»Warum?«, fragt sie mit schwacher Stimme.
»Ihre Tochter lebt.«
Claudia Fernandez sieht den Mann an, der seine Worte wiederholt.
»Penelope lebt«, sagt er und lächelt sie an.
67
Wohin das Geld fließt
Im Landespolizeiamt herrscht eine aufgebrachte, fast hasserfüllte Atmosphäre. Man vergleicht die Ereignisse mit Josef Eks Bestialität vor zwei Jahren. Die Zeitungen schreiben über das Drama in den Schären, sie nennen den Täter einen Polizistenschlächter, und die Journalisten spekulieren und versuchen, ihren Quellen im Polizeiapparat Informationen abzupressen.
Joona Linna und Saga Bauer sollen dem Leiter der Landeskriminalpolizei Carlos Eliasson, dem Abteilungsleiter beim Staatsschutz Verner Zandén, Kriminalkommissar Petter Näslund, dem Einsatzleiter Benny Rubin sowie Nathan Pollock und Tommy Kofoed von der Landesmordkommission Bericht erstatten.
Sie gehen den Flur hinab und sprechen darüber, wie Penelope Fernandez ihnen weiterhelfen könnte.
»Ich glaube, dass sie bald sprechen wird«, sagt Joona.
»Das ist nicht gesagt, genauso gut kann sie ganz dichtmachen«, erwidert Saga.
Anja Larsson ist aus ihrem Büro getreten, steht im Korridor und betrachtet Joona und Saga mit unglücklichem Blick. Als Joona sie sieht, lächelt er breit und winkt ihr zu, sieht aber nicht mehr, dass sie mit Daumen und Zeigefingern ein Herz formt, ehe er den Sitzungsraum betritt.
Sie schließen die Tür, setzen sich und begrüßen leise die anderen, die bereits Platz genommen haben.
»Als Erstes möchte ich festhalten, dass es keine Anhaltspunkte für ein linksextremistisches Attentat gibt«, erklärt Saga.
Verner flüstert Nathan Pollock etwas zu.
»Oder?«, fragt Saga mit erhobener Stimme.
Verner blickt auf und nickt.
»Ja, das ist korrekt«, bestätigt er und räuspert sich.
»Fang vorne an«, fordert Carlos Saga auf.
»Also … Penelope Fernandez engagiert sich in der Friedensbewegung, sie ist Vorsitzende der Schwedischen Friedens- und Schlichtungsgesellschaft. Sie ist seit Längerem mit Björn Almskog liiert, der an der Bar im Musikklub Debaser am Medborgarplatsen arbeitet. Sie wohnt in der Sankt Paulsgatan 3 und er in der Pontonjärgatan 47.
An der Glastür zwischen Wohnzimmer und Flur ihrer Wohnung hat Penelope Fernandez mit Klebestreifen ein Foto befestigt.
Mithilfe ihres Notebooks projiziert Saga Bauer eine Kopie des Bildes auf die Leinwand am Kopfende des Raums.
»Die Aufnahme ist im Frühjahr 2008 in Frankfurt am Main entstanden«, erläutert sie.
»Palmcrona erkennen wir«, sagt
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