Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
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»Der Staatsschutz stinkt faschistisch, der Staat handelt terroristisch!«
Die erregten Geräusche von der Odengatan verschwinden langsam, während Joona Linna und Saga Bauer den idyllischen Bragevägen hinaufgehen, einen kurvigen Anstieg, der bis zur Engelbrektskirche führt. Sie haben sich mit der Staatlichen Kontrollbehörde in Verbindung gesetzt und erfahren, dass der Generaldirektor an diesem Vormittag zu Hause arbeitet.
Linkerhand steht der schöne Privatpalast, in dem die Gebrüder Riessen in zwei separaten Wohnungen leben. Eine massive Fassade: dunkle, handgefertigte Ziegel, Fensterscheiben mit Bleieinfassungen, kunstvolle Schnitzereien und mit Grünspan überzogene Kupferarbeiten rund um Erker und Schornsteine.
Sie gehen zu der dunkel glänzenden Haustür mit einem Messingschild, auf dem der Name Axel Riessen steht. Saga betätigtden Knopf der Türklingel. Kurz darauf wird die schwere Tür von einem großen sonnengebräunten Mann mit freundlichem Gesicht geöffnet.
Saga stellt sich als Kommissarin beim Staatsschutz vor und erklärt kurz ihr Anliegen. Axel Riessen mustert sorgsam ihren Ausweis und blickt dann auf:
»Ich bezweifle, dass ich Ihnen irgendwie nützlich sein kann, aber …«
»Es ist uns trotzdem immer ein Vergnügen, vorbeizuschauen«, sagt Joona Linna.
Axel Riessen wirft ihm einen erstaunten Blick zu, lächelt dann jedoch anerkennend über den ironischen Kommentar. Er bittet sie in den hellen, hohen Flur. Axel Riessen trägt eine dunkelblaue Anzughose und ein hellblaues Hemd mit offenem Kragen, seine Füße stecken in Pantoffeln. Er holt zwei weitere Paare Pantoffeln aus einem flachen, glänzenden Schrank und bietet sie Saga und Joona an.
»Ich schlage vor, dass wir uns in die Orangerie setzen, dort ist es ein wenig kühler.«
Sie folgen Axel Riessen durch die große Wohnung, vorbei an der breiten Mahagonitreppe, dunklen Wandvertäfelungen und zwei großen Salons.
Die Orangerie erweist sich als verglaste Veranda zum Garten hin, in dem die hohe Hecke grüne Schatten wirft und eine Wand aus Blättern und Bewegung erschafft. Geruchslose Orchideen und würzige Kräuter stehen säuberlich aufgereiht auf Kupfertischen und gekachelten Flächen.
»Bitte nehmen Sie Platz«, sagt Axel Riessen und zeigt auf die Sitzmöbel. »Ich wollte mir gerade Tee und Crumpets gönnen. Es wäre nett, wenn Sie mir Gesellschaft leisten würden.«
»Crumpets habe ich nicht mehr gegessen, seit ich auf einem Sprachkurs in Edinburgh war«, erwidert Saga lächelnd.
»Na also«, sagt Axel zufrieden und verlässt den Raum.
Wenige Minuten später kehrt er mit einem Metalltablett zurück. Er platziert die Kanne, den Dessertteller mit Zitronenschnitzen und die Zuckerdose auf dem Tisch. Die warmen Pfannkuchen liegen in einem Leinentuch neben einer Butterdose. Axel deckt sorgfältig für alle drei, stellt Teetassen und Teller auf den Tisch, legt neben jedes Gedeck eine Leinenserviette und gießt anschließend Tee ein.
Durch Türen und Wände hören sie leise Geigenmusik.
»Schießen Sie los, womit kann ich Ihnen dienen?«, fragt Axel.
Saga stellt vorsichtig ihre Tasse ab. Sie räuspert sich.
»Wir müssen Ihnen einige Fragen zur Staatlichen Waffenkontrollbehörde stellen und hoffen, dass Sie uns unterstützen werden.«
»Natürlich, aber wenn das so ist, muss ich kurz telefonieren und überprüfen, dass alles seine Ordnung hat«, sagt Axel Riessen freundlich und greift nach seinem Handy.
»Selbstverständlich«, erwidert Saga.
»Entschuldigen Sie bitte, wie war noch gleich Ihr Name?«
»Saga Bauer.«
»Dürfte ich mir noch einmal Ihren Ausweis borgen, Frau Bauer?«
Sie reicht ihm das Dokument, er steht auf und verlässt den Raum. Sie hören ihn kurz telefonieren, wonach er wieder hereinkommt, sich bedankt und ihr den Dienstausweis zurückgibt.
»Im letzten Jahr hat die Staatliche Kontrollbehörde Ausfuhrgenehmigungen für Südafrika, Namibia, Tansania, Algerien und Tunesien ausgestellt«, beginnt Saga, als wäre sie gar nicht unterbrochen worden. »Munition für schwere Maschinengewehre, tragbare Panzerabwehrwaffen, Panzerfäuste, Granatwerfer …«
»Nicht zu vergessen das Kampfflugzeug Saab JAS 39 Gripen«, fährt Axel Riessen fort. »Mit einigen dieser Länder arbeitet Schweden seit vielen Jahren zusammen.«
»Aber nie mit dem Sudan?«
Er begegnet erneut ihrem Blick, und der Ansatz eines Lächelns huscht über sein Gesicht.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich meine, vor dem
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