Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
um den Mund gewickelt und hastet mit panischen, weit aufgerissenen Augen durch den Gang.
Mit gezogener Pistole geht Karl Mann auf den knirschenden Splittern von Spiegel und Kacheln in die Toilette, wo er den Killer auf dem Fußboden findet. Der Mann lebt noch. Seine Beine zucken, und die Arme tasten ziellos. Das Kinn und große Teile des Gesichts sind fortgesprengt worden. Karl Mann schaut sich um, sieht den Stahldraht und erkennt, dass der Mann wahrscheinlich eine Falle mit einer Handgranate legen wollte, als er von der Schockgranate überrascht wurde, und daraufhin seine eigene Sprenggranate fallen ließ.
»Wir evakuieren das übrige Gebäude«, flüstert Karl Mann sich selbst zu und verlässt die Toilette.
Joona wischt sich das Blut von den Händen, fordert über die Einsatzzentrale Krankenwagen an und sieht Penelope aus dem Treppenhaus näher kommen. Saga folgt ihr durch den Korridor. Penelopes Augen wirken schwarz, als hätte sie stundenlang geweint. Saga versucht, sie zu beruhigen und zurückzuhalten, aber sie macht sich frei.
»Wo ist er?«, fragt Penelope. »Ich will ihn sehen.«
»Wir müssen hier raus«, ruft Joona. »Der Flur wird jeden Moment in Flammen stehen.«
Penelope eilt an Joona vorbei zur Herrentoilette, blickt in den verwüsteten Raum, sieht den Mann auf dem Fußboden, den zitternden Körper und das blutende Gesicht. Sie schluchzt auf, weicht zurück, in den Flur hinaus, sucht Halt an der Wand und reißt ein gerahmtes Porträt von Willy Brandt herunter. Es fällt zu Boden, und das Glas zerspringt, aber es bleibt an der Wand stehen.
Penelope atmet sehr schnell, ihr Magen revoltiert, sie schluckt und fühlt, dass Saga versucht, den Arm um sie zu legen, sie zum Treppenhaus zurückzubringen.
»Das ist er nicht«, wimmert Penelope.
»Wir müssen hier raus«, sagt Saga tröstend und führt sie hinaus.
Rettungssanitäter mit Schutzmasken tragen den verletzten Militärpolizisten aus dem Gebäude. Eine weitere Hitzeexplosion hört sich an wie ein tiefes Ausatmen. Glassplitter und Holzspäne wirbeln durch den Korridor. Ein Mann stolpert vorwärts, rutscht aus und kommt wieder auf die Beine. Rauch wallt aus einer offenen Tür. Ein fülliger Mann steht reglos im Flur, aus seiner Nase läuft Blut über Hemdbrust und Krawatte. Die Militärpolizisten rufen allen zu, sich zu den Notausgängen zu begeben. Aus der Türöffnung eines Büros schlagen Flammen. Das Abdeckpapier auf dem Fußboden entzündet sich und krümmt sich im Feuer. Zwei Menschen laufen geduckt Hand in Hand. Eine Frau in einem brennenden Sommerkleid schreit auf, und ein Militärpolizist besprüht sie mit weißem Löschschaum.
Der Rauch bringt Joona zum Husten, aber er betritt trotzdem die Herrentoilette und begutachtet die Zerstörungen durch die Handgranate. Der Killer liegt inzwischen ganz still, sein Gesicht ist provisorisch mit Kompressen und Gaze verbunden worden. Aus der Schusswunde in der Schulter sickert dunkelrotes Blut durch die schwarze Jacke. Das kleine Schränkchen mit derErste-Hilfe-Ausrüstung liegt auf dem Fußboden, Pflaster und Kompressen sind herausgefallen und liegen inmitten von Mörtel und weißen Keramikscherben. Die Wände sind verrußt, zahlreiche Kacheln haben sich gelöst. Die Toilettenkabine ist demoliert, Spiegel sind zerbrochen, aus einer zerstörten Leitung fließt Wasser auf den Boden.
In einem Waschbecken liegen sieben Magazine und eine Pistole der Marke Heckler & Koch. Hinter einem der Toilettensitze in einer anderen Kabine liegt der leere Rucksack des Mannes aus grobem schwarzem Nylonstoff.
Überall ertönen die Rufe ängstlicher Stimmen und schnelle Kommandos. Karl Mann kommt mit den Rettungssanitätern zur Herrentoilette.
»Ich möchte, dass ihn jemand bewacht«, sagt Joona und deutet auf den Killer, als die Sanitäter den Körper auf eine Trage heben und festschnallen.
»Er stirbt, noch bevor der Krankenwagen die Klinik erreicht«, antwortet Karl Mann und hustet in seine Hand.
»Ich möchte trotzdem, dass Sie ihn bewachen, solange er sich auf dem Botschaftsgelände befindet.«
Karl Mann begegnet Joonas Blick und befiehlt anschließend einem seiner Männer, den Gefangenen zu bewachen und der schwedischen Polizei zu übergeben.
Dicker schwarzer Rauch treibt im Korridor, es donnert und knirscht. Menschen schreien und husten. Alle eilen geduckt und mit ängstlichen Gesichtern ins Freie. Karl Mann wird über Funk gerufen, geht unter dem Rauch in die Hocke und spricht kurz.
»Es fehlt noch
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