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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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den Doppeltüren hervor. Er läuft wie trübes Wasser Türen und Wände hinauf und verteilt sich unter der Decke.
    Irgendwo schreit eine Frau. Es grollt wie Gewitterdonner tief in den Grundfesten des Gebäudes. Plötzlich knallt es hinter den Doppeltüren, so als wäre durch die Hitze eine große Fensterscheibe geplatzt.
    »Wir müssen die Leute rausschaffen«, sagt Joona. »Das ist …«
    Karl Mann bringt Joona mit einer Handbewegung zum Schweigen, als er über Funk gerufen wird. Er stellt den Feuerlöscher ab und meldet sich, wechselt einige Worte auf Deutsch und wendet sich anschließend an die Gruppe.
    »Alle mal herhören«, sagt er. »Die Überwachungszentrale hat auf ihren Monitoren einen schwarz gekleideten Mann entdeckt, der sich in der Herrentoilette befindet, und in einem der Waschbecken liegt eine Pistole.«
    »Das muss er sein«, sagt Joona.
    Karl Mann ruft mit leiserer Stimme die Zentrale und erkundigt sich nach der genauen Position des Mannes auf der Herrentoilette.
    »Zwei Meter rechts von der Tür«, teilt er den anderen mit. »Er blutet stark aus der Schulter, sitzt auf dem Fußboden … aber das Fenster steht offen, gut möglich, dass er versuchen wird, auf diesem Weg zu fliehen.«
    Sie laufen über das braune Abdeckpapier, an einer Malerleiter vorbei, und bleiben hinter Karl Mann stehen. In diesem Teil des Gebäudes ist es spürbar heißer, und der Rauch wogt an der Decke wie ein schlammiger Fluss. Es knistert und donnert, und es kommt ihnen vor, als würde der Boden unter ihren Füßen zittern.
    »Was hat er für eine Waffe?«, fragt Joona mit gedämpfter Stimme.
    »Sie konnten die Pistole im Waschbecken sehen, aber nicht …«
    »Fragen Sie nach, ob er den Rucksack anhat«, wirft Joona ein. »Er trägt nämlich …
    »Ich leite diesen Einsatz«, faucht Karl Mann.
    Er gibt einem seiner Männer ein Zeichen, woraufhin sie rasch ihre Sturmgewehre überprüfen und ihn anschließend in die Garderobe begleiten. Joona würde sie gerne noch einmal warnen, als er sie verschwinden sieht. Er weiß, dass ihre Standardtaktik bei einer Konfrontation mit diesem Profi wenig Aussicht auf Erfolg haben wird. Sie sind bloß Fliegen, die sich einer Spinne nähern. Einer nach dem anderen werden sie in seinem Netz zappeln.
    Der Rauch brennt Joona in den Augen.
    Eine Spinne spinnt ihr Netz stets aus zwei Arten Fäden, denkt er, den klebrigen Fangfäden und den Fäden, auf denen sie selbst sich bewegt.
    Die Spinne erinnert sich an das Muster und kann deshalb auf ihrem Netz laufen, ohne sich zu verfangen.
    Joona entsichert seine Smith & Wesson und folgt vorsichtig den Militärpolizisten, die sich bereits vor der Tür der Herrentoilette formiert haben. Einer von ihnen, ein Mann mit langen blonden Haaren unter seinem Helm, zieht den Splint aus einer Schockgranate. Er öffnet die Tür, wirft sie flach über dem gekachelten Fußboden hinein und schließt hastig die Tür. Man hört einen dumpfen Knall, und der zweite Militärpolizist öffnet die Tür und richtet seine Waffe in die Dunkelheit. Karl Mann treibt ihn mit einer Handbewegung an. Ohne eine Sekunde zu zögern, rennt der blonde Polizist mit dem Sturmgewehr im Anschlag in den Raum. Der Anblick versetzt Joona vor Sorge einen Stich. Dann hört er den blonden Militärpolizisten ängstlich etwas sagen. In ihrer Wehrlosigkeit klingen seine Worte nahezu kindlich. Unmittelbar darauf hören sie eine heftige Explosion, und der Militärpolizist wird, umgeben von wirbelndem Rauch und Putz, aus der Toilette geschleudert. Die Tür wird aus den Angeln gerissen. Der zweite Polizist verliert seine Waffe und geht mit einem Knie zu Boden. Die Druckwelle lässt Joona einen Schritt zurückweichen. Der blonde Militärpolizist liegt im Korridor aufdem Rücken. Sein Mund steht offen, und zwischen seinen Zähnen sieht man Blut. Er ist bewusstlos, ein großer Granatsplitter ist in seinen Oberschenkel eingedrungen. Leuchtend rotes Blut wird in plätschernden Kaskaden auf den Boden gepumpt. Joona eilt zu ihm, schleift ihn ein Stück zurück und spürt die Wärme des hervorquellenden Bluts auf seinen Händen, als er in aller Eile mit der Schärpe und einem zusammengerollten Hemdsärmel des Mannes einen Druckverband anlegt.
    Einer der Männer ist zusammengesunken. Er weint mit furchtsamer und zitternder Stimme.
    Zwei Militärpolizisten helfen einem grauhaarigen Mann durch den Korridor, dessen Gesicht voller Ruß ist und der sich kaum auf den Beinen halten kann. Eine Frau hat sich ihre Strickjacke

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