Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
Vom Netzwerk:
Menschen auf Ornö aufhielten. Sie mussten die weiter südlich liegenden, besiedelten Teile der Insel finden, Hilfe suchen, an ein Telefon herankommen und die Polizei rufen.
    Sie versteckten sich zwischen einigen dichten Fichten, aber nach einer Weile wurde die Angst unerträglich und sie flohen weiter.
    Penelope lief und spürte erneut die Gegenwart des Mannes, meinte seine langen, schnellen Schritte zu hören. Sie wusste, dass er noch lief. Wenn sie nicht bald Hilfe bekämen, wenn sie keine bewohnten Häuser erreichten, würde er sie einholen.
    Das Gelände stieg wieder an, Steine lösten sich unter ihren Füßen und rollten die Böschung hinunter.
    Sie mussten Menschen finden, ganz in ihrer Nähe musste es Häuser geben. Hysterie durchzuckte sie, aber sie lief weiter, aufwärts. Björn hustete hinter ihr, atmete heftig, hustete noch einmal.
    Und wenn Viola doch nicht tot gewesen war, wenn sie Hilfe gebraucht hätte?
    Angst schoss durch ihren Kopf. Penelope begriff instinktiv, dass sie so etwas nur dachte, weil es so viel grausamer war, an die Wahrheit zu denken. Sie wusste, dass Viola tot war, aber das war unfassbar, es war nur eine große Finsternis. Sie wollte es nicht verstehen, es war unmöglich, sie wollte es nicht einmal versuchen.
    Wieder kletterten sie einen steilen Felshang hinauf, zwischen Kiefern und trockenen Zweigen, Steinen und Preiselbeersträuchern. Sie benutzte die Hände, um sich abzustützen, und gelangte auf die Kuppe des Hügels. Björn war direkt hinter ihr, versuchte, etwas zu sagen, war aber zu sehr außer Atem, zog sie stattdessen mit sich, abwärts. Auf der anderen Seite der Kuppe fiel der Wald zum westlichen Ufer der Insel hin ab. Zwischen den dunklen Bäumen tauchte vor ihnen die helle Wasserfläche auf. Es war nicht mehr weit dorthin. Sie liefen weiter abwärts. Penelope stolperte und stürzte über einen Felsabsatz, schlug hart auf dem Erdboden auf, stieß mit dem Mund gegen ihre Knie, bekam wieder Luft und hustete.
    Sie versuchte aufzustehen, horchte in sich hinein, ob sie sich etwas gebrochen hatte, und hörte auf einmal Musik und laute Stimmen und Lachen. Sie stützte sich an der feuchten Felswand ab und rappelte sich wieder auf, wischte sich die Lippen trocken und blickte auf ihre blutige Hand hinab.
    Björn kam von dem Felsabsatz herunter und zerrte an ihr, er gab die Richtung an. Vor ihnen wurde ein Fest gefeiert. Sie gaben sich die Hand und liefen los. Zwischen dunklen Bäumen sahen sie bunte Lichterketten in den Spalieren einer zum Wasser hin gelegenen Holzveranda.
    Sie setzten ihren Weg zögerlich fort.
    Vor einem schönen roten Sommerhaus saßen Menschen in geselliger Runde an einem Tisch. Penelope wurde klar, dass es mitten in der Nacht sein musste, obwohl der Himmel hell war. Die Mahlzeit war längst beendet, Gläser und Kaffeetassen, Dessertteller und leere Schüsseln mit Chipsresten standen noch herum.
    Einige der Leute an dem Tisch sangen ein Lied, andere unterhielten sich und füllten ihre Rotweingläser auf. Über dem Grill waberte noch heiße Luft. Die Kinder schliefen wahrscheinlich im Haus. In Björns und Penelopes Augen sahen diese Leute aus, als kämen sie aus einer völlig anderen Welt. Ihre Gesichter waren heiter und ruhig. Eine selbstverständliche Gemeinschaft umschloss sie wie eine Glasglocke.
    Nur eine Person befand sich außerhalb dieses Kreises. Es war ein Mann, der ein wenig abseitsstand, das Gesicht dem Wald zugewandt, als würde er Besuch erwarten. Penelope blieb abrupt stehen und hielt Björn an der Hand fest. Sie sanken zu Boden und schoben sich hinter eine kleine Fichte. Björn sah sie ängstlich, verständnislos an, aber sie wusste genau, was sie gesehen hatte. Der Verfolger hatte den Kurs ihrer Flucht berechnet und das Haus noch vor ihnen erreicht. Er hatte erkannt, wie unwiderstehlich ihnen das Licht und die Partygeräusche erscheinen würden. Er wusste, dass sie wie Nachtfalter hierherfinden würden. Also wartete er, hielt zwischen den dunklen Bäumen Ausschau nach ihnen und wollte sie etwas höher, am Waldsaum, abfangen. Er machte sich keine Sorgen, dass die feiernden Menschen Schreie hören würden. Er wusste, dass sie sich erst in den Wald hineinwagen würden, wenn es längst zu spät war.
    Als Penelope wieder hinzuschauen wagte, war er verschwunden. Das Adrenalin, das in ihr Blut gepumpt worden war, ließ sie zittern. Vielleicht glaubte der Verfolger, dass er sich geirrt hatte, dachte sie und ließ suchend den Blick schweifen.
    Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher