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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Alibi zu konstruieren. In diesem Fall scheint der Täter dagegen von Anfang an eine raffinierte Strategie verfolgt zu haben.
    Trotzdem ist etwas schiefgegangen.
    Joona starrt eine Weile ins Leere und schreibt dann Viola Fernandez auf das oberste Blatt von Åhléns Notizblock. Er umkringelt den Namen und schreibt anschließend »Penelope Fernandez« und Björn Almskog darunter. Die beiden Frauen sind Schwestern. Penelope und Björn sind ein Paar. Björn ist der Besitzer des Boots. Viola fragt in letzter Sekunde, ob sie mitkommen kann.
    Es wird ein langer Weg werden, das Motiv für diesen Mord zu ermitteln. Joona weiß, vor Kurzem hat er gedacht, dass Penelope Fernandez noch lebt. Es war nicht nur eine vage Hoffnungoder der Versuch, Trost zu spenden, sondern eine Ahnung – aber auch nicht mehr. Der Gedanke ist ihm zugeflogen, aber im selben Moment ist er ihm auch schon wieder entglitten.
    Würde man nach den systematischen Vorgaben der Landesmordkommission arbeiten, würde der Verdacht zunächst auf Violas Freund fallen, eventuell auch auf Penelope und Björn, weil sie sich auf der Jacht aufhielten. Alkohol und andere Drogen müssten eine Rolle spielen. Vielleicht hat es einen Streit, ein heftiges Eifersuchtsdrama gegeben. Leif G . W . Persson wird schon bald den Zuschauern im Fernsehen erklären, dass der Täter jemand aus Violas Umfeld ist, wahrscheinlich ein Liebhaber oder früherer Liebhaber.
    Joona denkt an die Absicht, den Treibstofftank explodieren zu lassen, und versucht, die Logik hinter diesem Plan zu verstehen. Viola wurde in der Zinkwanne auf dem Achterdeck ertränkt, der Täter hat sie hinuntergetragen und auf dem Bett zurückgelassen.
    Joona erkennt, dass er zu viele Gedanken auf einmal zulässt. Er muss versuchen, sein Wissen und die vielen Fragen, auf die er Antworten sucht, zu strukturieren.
    Er umkringelt Violas Namen ein zweites Mal und fängt noch einmal von vorne an. Er weiß also, dass Viola Fernandez in einem Waschzuber ertränkt und auf dem Bett im Vorpiek platziert wurde und Penelope Fernandez und Björn Almskog bislang nicht ausfindig gemacht werden konnten. Aber das ist nicht alles, sagt er sich und schlägt das nächste Blatt auf.
    Details.
    Er schreibt das Wort »Windstille« aufs Papier.
    Es regte sich kein Lüftchen in jener Nacht und als das Boot gefunden wurde, trieb es in der Nähe von Storskär.
    Die Jacht ist nach einer ziemlich heftigen Kollision am Bug beschädigt. Die Kriminaltechniker haben vermutlich Spuren gesichert und Abgüsse gemacht, um Entsprechungen zu den Schäden zu finden.
    Joona schleudert Åhléns Notizblock mit Wucht gegen die Wand und schließt die Augen.
    » Perkele «, flüstert er.
    Gerade ist ihm wieder etwas durch die Finger geglitten, er hatte es, er weiß, dass er fast eine entscheidende Beobachtung zu fassen bekommen hätte. Er hat etwas geahnt, fast verstanden, es dann aber doch wieder verloren.
    Viola, denkt Joona. Du bist auf dem Achterdeck der Jacht gestorben. Warum wurdest du nach deinem Tod an einen anderen Ort gebracht? Wer hat dich dorthin geschafft? Der Mörder oder eine andere Person?
    Wenn man sie leblos an Deck findet, versucht man vielleicht, sie wiederzubeleben, man wählt den Notruf an, das sind so die Dinge, die man dann tut. Und wenn man erkennt, dass sie tot ist, dass es zu spät ist und sie nicht mehr lebendig wird, dann würde man sie vielleicht nicht einfach liegen lassen wollen, man würde sie hineintragen, sie zudecken wollen. Aber ein toter Mensch ist schwer und selbst zu zweit nur mit Mühe zu tragen. Es wäre vielleicht noch denkbar gewesen, sie in den Salon zu bringen. Bis dahin sind es nur fünf Meter, durch die breite Glastür hinein und eine einzige Stufe nach unten.
    Das könnte man schaffen, das wäre nachvollziehbar.
    Aber man schleppt sie sicher nicht die steile Treppe hinunter, durch den engen Gang und auf das Bett in der Kajüte. Das macht nur jemand, der erreichen will, dass sie in ihrer Kajüte in einem vollgelaufenen Boot gefunden wird.
    »Genau«, murmelt er und steht auf.
    Er schaut aus dem Fenster, bemerkt einen bläulichen Käfer, der auf dem weißen Blech krabbelt, blickt auf, sieht eine Frau auf einem Fahrrad zwischen den Bäumen verschwinden, und plötzlich kann er den Gedanken fassen, der ihm zuvor entglitten war.
    Joona setzt sich wieder und trommelt auf den Tisch.
    Es war eben nicht Penelopes Leiche, die auf dem Boot gefundenwurde, sondern die ihrer Schwester Viola. Aber Viola wurde nicht in ihrem Bett, in

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