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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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planlos, gedankenlos, und das gereicht nicht ihnen, sondern ihrem Verfolger zum Vorteil. Sie und Björn laufen ohne List. Sie wollen nach Hause, sie wollen Hilfe suchen, sie wollen die Polizei anrufen. All das weiß ihr Verfolger, ihm ist bewusst, dass sie nach Menschen suchen werden, die ihnen helfen können, dass sie den Weg zu Ortschaften, zum Festland suchen werden, um nach Hause zu kommen.
    Penelope reißt sich an einem heruntergefallenen Ast ein Loch in ihre Trainingshose. Sie stolpert einige Schritte, läuft aber weiter, nimmt den Schmerz bloß als brennende Schlinge um ihr Bein wahr.
    Sie dürfen nicht stehen bleiben, sie hat Blutgeschmack im Mund, Björn stolpert durch ein Dickicht; an einem großen umgestürzten Baum, in dessen erdigem Schlund Wasser steht, schlagen sie eine andere Richtung ein.
    Während sie neben Björn läuft, lässt ihre Angst jäh und unerwartet eine Erinnerung aufblitzen, in der ihre Furcht genauso groß war wie jetzt. Plötzlich muss sie an ihre Zeit in Darfur denken, die Augen der Menschen, den anderen Blick all jener, die traumatisiert waren, die nicht mehr konnten, im Gegensatz zu denen, die noch kämpften, die sich weigerten aufzugeben. Niemals wird sie die Kinder vergessen, die eines Nachts mit einem geladenen Revolver nach Kubbum kamen. Niemals wird sie die Angst vergessen, die sie damals empfand.

21
    Der Staatsschutz
    Die Zentrale des Staatsschutzes befindet sich in der dritten Etage des großen Landespolizeiamts mit Eingang in der Polhemsgatan. Auf dem Pausenhof des Untersuchungsgefängnisses, der auf dem Dach desselben Gebäudes liegt, ertönt eine Trillerpfeife. Der Leiter der Abteilung für Sicherheitsmaßnahmen heißt Verner Zandén. Er ist ein großer Mann mit spitzer Nase, kleinen, pechschwarzen Augen und einer sehr tiefen Stimme. Er sitzt hinter seinem Schreibtisch mit weit gespreizten Beinen auf einem Bürostuhl und hält beruhigend eine Hand hoch. Durch das kleine Fenster zum Innenhof fällt bleiches Licht herein. In dem ungewöhnlich tristen Raum steht eine junge Frau namens Saga Bauer. Sie ist Kommissarin und hat sich auf Terrorismusabwehr spezialisiert. Saga Bauer ist erst fünfundzwanzig Jahre alt und hat grüne, gelbe und rote Stoffbändchen in ihre langen blonden Haare geflochten. Sie trägt eine Pistole größeren Kalibers in einem Schulterhalfter unter einer offenen Trainingsjacke mit Kapuze und einem Aufdruck des Boxvereins Narva.
    »Mehr als ein Jahr habe ich den Einsatz geleitet«, sagt sie flehend. »Ich habe gefahndet, ich habe Wochenenden und Nächte darauf verwandt …«
    »Aber das hier ist etwas anderes«, unterbricht ihr Chef sie lächelnd.
    »Bitte, bitte … Du kannst mich nicht schon wieder einfach übergehen.«
    »Übergehen? Ein Kriminaltechniker der Landeskripo istschwer verletzt worden, ein Kommissar wurde angegriffen, die Wohnung hätte explodieren können und …«
    »Das weiß ich alles, deshalb muss ich da jetzt hin …«
    »Ich habe Göran Stone geschickt.«
    »Göran Stone? Ich arbeite hier seit drei Jahren, ich habe nichts zu Ende bringen dürfen, dabei ist das mein Spezialgebiet. Göran hat von so was doch überhaupt keine Ahnung und …«
    »In der Kanalisation hat er sich gut geschlagen.«
    Saga schluckt.
    »Das war auch mein Fall, ich habe die Verbindung zwischen …«
    »Aber die Sache wurde gefährlich, und ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.«
    Saga wird rot, senkt den Blick, sammelt sich und versucht, ruhig zu sprechen.
    »Ich schaffe das schon, genau dafür bin ich ausgebildet worden …«
    »Mag sein, aber ich bin nun einmal zu einer anderen Einschätzung gelangt …«
    Er zupft an seiner Nase, seufzt und legt die Füße auf den Papierkorb unter dem Schreibtisch.
    »Du weißt, dass ich nicht das Ergebnis eines Gleichstellungsplans bin«, erklärt Saga langsam. »Ich bin nicht wegen irgendeiner Frauenquote hier, sondern weil ich bei allen Tests die Beste in meiner Gruppe gewesen bin, ich war die Beste Scharfschützin, die es jemals gab, ich habe zweihundertzehn verschiedene Fälle …«
    »Ich mache mir doch nur Sorgen um dich«, sagt er schwach und begegnet dem Blick ihrer hellblauen Augen.
    »Aber ich bin kein Püppchen, ich bin keine Prinzessin oder Elfe.«
    »Aber du bist so … so …« Verner errötet heftig und hebt die Hände in einer hilflosen Geste. »Okay, verdammt, dann machen wir es eben so, du leitest die Ermittlungen, aber Göran Stone bleibt dabei und passt auf

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