Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
dich auf.«
»Danke«, sagt sie und lächelt erleichtert.
»Aber vergiss bitte nicht, die Sache ist kein Kinderspiel. Penelope Fernandez’ Schwester ist tot, die Frau wurde förmlich hingerichtet, Penelope ist verschwunden …«
»Und ich habe bei mehreren linksextremistischen Gruppierungen verstärkte Aktivitäten festgestellt«, fällt Saga ihm ins Wort. »Wir untersuchen, ob die Revolutionäre Front für den Diebstahl von Sprengstoff in Vaxholm verantwortlich ist.«
»Das Wichtigste ist natürlich herauszufinden, ob eine unmittelbare Bedrohung vorliegt«, sagt Verner.
»Im Moment verläuft die Radikalisierung gewisser Kreise ziemlich rapide. Ich habe eben erst mit Dante Larsson vom Militärischen Nachrichtendienst gesprochen, und er meint, dass man dort in diesem Sommer mit Sabotageakten rechnet.«
»Aber im Moment konzentrieren wir uns auf Penelope Fernandez«, erwidert Verner lächelnd.
»Natürlich. Ja, selbstverständlich.«
»Die kriminaltechnische Untersuchung führen wir in Zusammenarbeit mit der Landeskripo durch, aber ansonsten sollen die aus der Sache möglichst rausgehalten werden.«
Saga Bauer nickt und wartet kurz, ehe sie ihre Frage stellt.
»Werde ich diesen Fall zu Ende führen dürfen? Das ist wichtig für mich, denn …«
»Solange du sattelfest bist«, unterbricht er sie, »aber wir haben keine Ahnung, wo das alles enden wird, momentan wissen wir ja nicht einmal, wo es anfängt.«
22
Das Unfassbare
An der Rekylgatan in Västerås liegt ein lang gestrecktes, leuchtend weißes Hochhaus. Wer in diesem Häuserblock wohnt, hat es nicht weit zur Lillhagsschule, zum Fußball- und zum Tennisplatz.
Aus dem Eingang von Hausnummer 1 tritt ein junger Mann mit einem Motorradhelm in der Hand. Sein Name ist Stefan Bergkvist, und er ist knapp siebzehn Jahre alt, besucht den mechatronischen Zweig des Gymnasiums und wohnt mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten zusammen.
Er hat lange blonde Haare und einen Silberring in der Unterlippe, trägt ein schwarzes T-Shirt und Baggy Pants, deren Saum von den Turnschuhen kaputt getreten sind.
Gemächlich schlendert er zum Parkplatz, hängt den Helm an den Lenker seines Motocrossmotorrads und fährt langsam auf dem Fußweg um das Haus herum, dann parallel zu den zweispurigen Eisenbahngleisen, durch die Unterführung unter der nördlichen Umgehungsstraße hindurch in das große Industriegebiet. Dort hält er neben einem Bauwagen, der mit blauen und silberfarbenen Graffiti bemalt ist.
Stefan und seine Freunde treffen sich hier regelmäßig und fahren Rennen auf der Motorcrossstrecke, die sie am Bahnwall angelegt haben, sie fahren über die verschiedenen Nebengleise und zurück zum Terminalvägen.
Vier Jahre kommen sie schon an diesen Ort, seit sie den Schlüssel zu dem Bauwagen an einem Nagel an der Rückseite zwischenden Disteln gefunden haben. Der Bauwagen steht dort seit fast zehn Jahren. Aus irgendeinem Grund wurde er nach dem Bau einer großen Fabrik vergessen.
Stefan lässt sein Motorrad stehen. Er schließt das Vorhängeschloss auf, klappt den Stahlriegel herunter und öffnet die Holztür. Er betritt den Wagen, schließt die Tür hinter sich, schaut auf die Uhrzeit im Display seines Handys und sieht, dass seine Mutter angerufen hat.
Er merkt nicht, dass er von einem etwa sechzigjährigen Mann in einer grauen Wildlederjacke und hellbrauner Hose beobachtet wird. Der Mann steht hinter einem Müllcontainer neben einem flachen Industriebau auf der anderen Seite der Bahnstrecke.
Stefan geht zur Miniküche, greift nach einer Chipstüte, die in der Spüle liegt, schüttelt die letzten Krümel in seine Hand und isst sie.
Durch zwei schmutzige, vergitterte Fenster fällt Licht in den Bauwagen.
Stefan wartet auf seine Freunde und blättert ein wenig in einer der alten Zeitschriften, die auf dem Zeichenschrank liegen geblieben sind. Auf dem Titelblatt der Illustrierten »Lektyr« mit der Schlagzeile »Super, man lässt sich lecken und wird auch noch dafür bezahlt!« sieht man eine junge Frau mit nackten Brüsten.
Ohne Eile verlässt der Mann in der Wildlederjacke sein Versteck, geht an einem Hochspannungsmast mit herunterhängenden Stromleitungen vorbei und überquert den Bahndamm. Er geht zu Stefans Motorrad, klappt den Ständer hoch und rollt es zur Tür des Bauwagens.
Der Mann sieht sich um und legt anschließend das Motorrad vor die Tür des Bauwagens und drückt es mit dem Fuß fest dagegen, sodass es die Tür verkeilt. Anschließend schraubt
Weitere Kostenlose Bücher