Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
Vom Netzwerk:
er den Tankdeckel ab und lässt das Benzin unter den Bauwagen laufen.
    Stefan blättert weiter in der alten Illustrierten, betrachtet die vergilbten Fotos von Frauen in Gefängniskulisse. Eine Blondinesitzt mit weit gespreizten Schenkeln in einer Zelle und zeigt einem Wärter ihr Geschlecht. Stefan starrt das Bild an und zuckt zusammen, als von draußen ein rasselndes Geräusch an sein Ohr dringt. Er lauscht, glaubt Schritte zu hören und schlägt hastig die Illustrierte zu.
    Der Mann in der Wildlederjacke hat den roten Benzinkanister herausgezogen, den die Jungen im Unkraut neben dem Bauwagen versteckt haben, und leert ihn rund um den Bauwagen. Erst als er sich schon auf der Rückseite befindet, hört man aus dem Wageninneren die ersten Rufe. Der Junge hämmert gegen die Tür und versucht, sie zu öffnen, seine stapfenden Schritte sind zu hören, und sein ängstliches Gesicht taucht undeutlich hinter einem der schmutzigen Fenster auf.
    »Machen Sie die Tür auf, das ist nicht witzig«, sagt er mit lauter Stimme.
    Der Mann in der Wildlederjacke setzt seinen Weg rund um den Bauwagen fort, schüttet die letzten Tropfen Benzin aus und stellt den Kanister anschließend an seinen Platz zurück.
    »Was tun Sie da?«, ruft der Junge.
    Er wirft sich gegen die Tür und versucht, sie aufzutreten, aber sie rührt sich nicht. Er ruft seine Mutter an, aber ihr Telefon ist ausgeschaltet. Sein Herz pocht angstvoll, als er versucht, durch die grauen Striemen auf dem Glas etwas zu erkennen, und geht von einem Fenster zum anderen.
    »Sind Sie verrückt?«
    Als ihm plötzlich der beißende Geruch der Benzindämpfe in die Nase steigt, wallt das Grauen in seinem Körper auf, und sein Magen krampft sich zusammen.
    »Hallo?«, ruft er mit ängstlicher Stimme. »Ich weiß, dass Sie noch da sind!«
    Der Mann zieht eine Streichholzschachtel aus der Tasche.
    »Was wollen Sie, bitte, sagen Sie mir doch einfach, was Sie von mir wollen …«
    »Es ist nicht deine Schuld, aber ein Albtraum muss in Erfüllung gehen«, sagt der Mann, ohne die Stimme zu erheben, und reißt ein Streichholz an.
    »Lassen Sie mich raus!«, schreit der Junge.
    Der Mann wirft das Streichholz ins feuchte Gras. Es seufzt auf, als führe der Wind blitzschnell in ein großes Segel. Hellblaue Flammen schlagen mit solcher Kraft in die Höhe, dass der Mann mehrere Schritte zurückweichen muss. Der Junge ruft um Hilfe. Die Flammen schließen sich um den Bauwagen. Der Mann tritt weiter zurück, spürt die Hitze auf seinem Gesicht und hört die panischen Schreie.
    Der Wagen steht binnen weniger Sekunden lichterloh in Flammen, und durch die Hitze zerspringen die Fensterscheiben hinter den Gittern.
    Als die Hitze die Haare auf seinem Kopf in Brand setzt, brüllt der Junge auf.
    Der Mann überquert den Bahndamm, stellt sich neben das Industriegebäude und sieht den alten Bauwagen wie eine Fackel brennen. Einige Minuten später nähert sich aus nördlicher Richtung ein Güterzug. Langsam rollt er auf dem Gleis heran, ratternd und knarrend passiert die lange Reihe brauner Waggons die hohen Flammen, während der Mann in der grauen Wildlederjacke sich auf der Stenbygatan entfernt.

23
    Die Kriminaltechniker
    Es ist Wochenende, aber Carlos Eliasson, der Chef der Landeskriminalpolizei, ist trotzdem in seinem Büro. Seine zunehmende Menschenscheu führt dazu, dass er sich immer stärker dagegen sperrt, spontane Besucher zu empfangen. Die Bürotür ist geschlossen, und eine rot leuchtende Lampe zeigt an, dass er nicht gestört werden will. Joona klopft an und tritt im selben Moment ein.
    »Wenn die Wasserschutzpolizei etwas findet, will ich benachrichtigt werden«, erklärt er.
    Carlos schiebt ein Buch auf seinem Schreibtisch von sich und erwidert ruhig:
    »Jemand hat Erixon und dich angegriffen, so etwas nimmt einen mit, ihr müsst das erst einmal verarbeiten.«
    »Das tun wir«, sagt Joona.
    »Die Suche mit dem Hubschrauber ist beendet worden.«
    Joona erstarrt.
    »Beendet? Wie groß ist denn das Gebiet, das sie …«
    »Das weiß ich nicht«, unterbricht Carlos ihn.
    »Wer ist der Einsatzleiter?«
    »Die Landeskriminalpolizei hat damit nichts zu tun«, sagt Carlos. »Die Wasserschutzpolizei und …«
    »Aber es wäre für uns schon hilfreich zu erfahren, ob wir in einem oder drei Mordfällen ermitteln«, sagt Joona schneidend.
    »Joona, du ermittelst im Moment gar nichts. Ich habe den Fall bei Jens Svanehjälm verankert. Wir stellen zusammen mit dem Staatsschutz ein Team zusammen. Für die

Weitere Kostenlose Bücher