Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
Vom Netzwerk:
Schwartz.«
    »Von sonst niemandem?«
    »Nein.«
    Saga hält eine konstante Geschwindigkeit von 140 Kilometern in der Stunde. Sie fahren auf der Europastraße 4 immer weiter Richtung Norden.
    Joona und Saga haben gemeinsam im Präsidium gesessen, sich die Aufnahme der Vernehmung von Edith Schwarz angehört und John Bengtssons handschriftliche Kommentare dazu gelesen.
    Jetzt spielt Joona das Verhör in Gedanken noch einmal durch: Nach den üblichen Formalitäten erklärt John Bengtsson, dass kein Verdacht auf eine Straftat besteht, er aber dennoch hoffe, dass sie ein wenig Licht in die Gründe für Carl Palmcronas Tod bringen könne. Danach wird es still, man hört leise die Belüftung säuseln, ab und zu knarrt ein Stuhl, ein Stift kratzt über Papier. Im Protokoll hat John Bengtsson notiert, dass er angesichts von EdithSchwartz’ offenkundiger Teilnahmslosigkeit beschlossen hatte, abzuwarten, bis sie sprechen würde.
    Es dauert etwas mehr als zwei Minuten, bis sie etwas sagt. Das ist eine lange Zeit, wenn man einem Polizisten an einem Schreibtisch gegenübersitzt und nichts als das lang anhaltende Schweigen aufgenommen wird.
    »Hatte Direktor Palmcrona seinen Mantel ausgezogen?«, erkundigt sie sich schließlich.
    »Warum wollen Sie das wissen?«, fragt John Bengtsson freundlich.
    Sie schweigt erneut, und diesmal währt das Schweigen ungefähr eine halbe Minute, ehe es von John Bengtsson gebrochen wird:
    »Hatte er den Mantel an, als sie ihn das letzte Mal gesehen haben?«, fragt er.
    »Ja.«
    »Sie haben Kommissar Linna gesagt, dass Sie eine Schlinge von der Decke herabhängen sahen.«
    »Ja.«
    »Was dachten Sie, wozu sie gut sein sollte?«
    Sie antwortet nicht.
    »Wie lange hat sie dort gehangen?«, fragt John.
    »Seit Mittwoch«, antwortet sie ruhig.
    »Dann haben Sie die Schlinge also am Abend des zweiten Juni an der Decke gesehen, sind nach Hause gefahren, am Morgen des dritten Juni zurückgekehrt, haben erneut die Schlinge gesehen, sind Palmcrona begegnet, haben die Wohnung verlassen und sind am fünften Juni gegen 14.30 Uhr zurückgekehrt … und Kommissar Linna begegnet.«
    Im schriftlichen Protokoll stand, dass Edith Schwartz mit den Schultern gezuckt hatte.
    »Können Sie mir mit Ihren eigenen Worten von diesen Tagen erzählen?«, fragt John Bengtsson.
    »Ich komme am Mittwochmorgen um sechs Uhr zu DirektorPalmcronas Wohnung. Es ist mir nur morgens erlaubt, den Schlüssel zu benutzen, weil Herr Palmcrona bis halb sieben schläft. Er achtet sehr auf regelmäßige Abläufe, es wird also niemals länger geschlafen, nicht einmal sonntags. Ich mahle Kaffeebohnen von Hand, schneide zwei Scheiben Brot ab, bestreiche sie mit stark gesalzener Margarine, belege sie mit zwei Scheiben getrüffelter Leberwurst, Gurken und einer Scheibe Cheddar. Ich decke den Tisch mit einer gestärkten Leinendecke und dem Sommergeschirr. Aus den Tageszeitungen sollen Werbebeilagen und der Sportteil entfernt sein, und sie müssen zusammengefaltet rechts liegen.«
    Mit einzigartiger Detailtreue berichtet sie von der Zubereitung der Kalbshackfrikadellen in Sahnesauce am Mittwoch und den Vorbereitungen für das Mittagessen am Donnerstag.
    Als sie zu dem Punkt am Samstag gelangt, an dem sie mit den Lebensmitteln fürs Wochenende zurückkehrt und an der Tür klingelt, verstummt sie.
    »Mir ist bewusst, wie schwierig das für Sie ist«, sagt John Bengtsson kurz darauf. »Aber ich habe hier gesessen und Ihren Worten gelauscht. Sie haben den Mittwoch und Donnerstag beschrieben, sich an jedes Detail erinnert, aber nicht ein einziges Mal haben Sie etwas erwähnt, was in einem Zusammenhang mit Carl Palmcronas plötzlichem Ableben steht.«
    Sie schweigt und gibt ihm keine Erklärung dafür.
    »Ich muss Sie bitten, in Gedanken zurückzukehren«, fährt John Bengtsson geduldig fort. »Wussten Sie, dass Carl Palmcrona tot war, als Sie an der Tür klingelten?«
    »Nein«, antwortet sie.
    »Haben Sie Kommissar Linna nicht gefragt, ob wir ihn schon heruntergeholt hätten?«, fragt Bengtsson mit einer gewissen Ungeduld in der Stimme.
    »Doch«, antwortet sie.
    »Hatten Sie ihn bereits tot gesehen?«
    »Nein.«
    »Ach, zum Teufel«, sagt John Bengtsson gereizt. »Können Sie mir nicht einfach erzählen, was Sie wissen? Was brachte Sie dazu, Kommissar Linna zu fragen, ob wir ihn heruntergeholt hatten? Das haben Sie ihn doch gefragt! Warum haben Sie das getan, wenn Sie nicht wussten, dass er tot war?«
    In seinem Bericht schrieb John Bengtsson, dass er

Weitere Kostenlose Bücher