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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Händen, die Handflächen nach außen gekehrt, zurück. »Ich bin die ganze Nacht über mit dir im Studio gewesen.«
    Tiny schüttelte den Kopf und hob einen Finger. »Du hast eine Pause gemacht.«
    »Du liebe Zeit, um zum Klo zu gehen!«, entgegnete sie. »Zum ersten Mal wünsche ich mir, dass George Überwachungskameras angebracht hätte.«
    »Ich auch«, sagte Sam. Sie spürte das Kitzeln eines Lufthauchs im Nacken und stellte fest, dass die Geräusche der Stadt gedämpft zu hören waren – Verkehrslärm, eine einsame Posaune, das Singen des Winds in den Palmen am Jackson Square. Als sie zu den Fenstertüren ging, die auf den unbenutzten Balkon hinausführten, klopfte ihr das Herz bis zum Halse. Sie waren nicht verschlossen, standen einen winzigen Spaltbreit offen. »Jemand ist hier eingebrochen«, wisperte sie, und eine Gänsehaut zog über ihren Rücken. »Hier sind sie hereingekommen.« Sie stieß die Türen auf, und mit dem warmen Atem des Windes drangen Hupen und Stimmengesumm in den Raum. Lachen und das Klagen der Posaune.
    »Sie? Du glaubst, es waren mehrere?«, fragte Tiny und folgte ihr auf den Balkon.
    »Wenn ich das wüsste«, flüsterte sie heiser, reckte den Hals in dem Versuch, um die Hausecke zu spähen, und suchte mit den Augen die nachtdunklen Straßen von New Orleans ab. Wer war in das Gebäude eingedrungen, und wie hatte er es angestellt? Sie umklammerte mit den Fingern das Ziergeländer und starrte über den Platz hinweg auf die Kathedrale, die hell angestrahlt war, das Zifferblatt der Turmuhr so leuchtend wie der Vollmond, die hohen Türme schwarz zum dunklen Himmel aufragend. Vor der Kathedrale befand sich der Park, in dem Palmen den Blick auf die Statue Andrew Jacksons verstellten. Der Park musste mittlerweile menschenleer sein; nachts waren die kreisförmigen Gehwege den Fußgängern verschlossen. War ihr Folterknecht über den Zaun geklettert, lauerte er dort im Schatten und beobachtete sie?
    Trotz der Schwüle war ihr von innen her kalt. »Du Schwein«, murmelte sie und lugte hinunter auf den Jackson Square. Dann schaute sie gen Süden, vorbei an den stattlichen alten Gebäuden, die engen Straßen entlang zum Schutzdamm und zum dunklen Fluss dahinter. Drückte er sich in einen Hauseingang, verbarg er sich auf einer kleinen Terrasse wie dieser hier, um sie stumm mit seiner Nähe zu quälen?
    »Ich verständige den Wachmann«, rief Melanie aus dem Inneren des Gebäudes.
    »Gut.« Sam betrachtete das Geländer und den Boden des Balkons, der nie genutzt wurde. Im trüben Licht sah sie nichts außer Taubenkot und Schmutz. »Und ich benachrichtige Eleanor. Wenn ich es nicht tue, wird sie sauer. Und du«, sie wandte sich um und wies mit dem Zeigefinger auf Tinys Brust, »rufst die Polizei und sorgst dafür, dass ›Licht aus‹ auf Sendung geht – und dass kein Anrufer mehr durchkommt.«
    »Du glaubst tatsächlich, John würde sich noch einmal melden, wie?«, warf er ihr hitzig vor. Schwang etwas wie Eifersucht in seiner Stimme mit?
    Sie blickte zu dem Tisch hinüber, auf dem noch immer die Torte stand. »Nein, Tiny«, antwortete sie, trat wieder in den Raum und fixierte die rasch hinunterbrennenden Kerzen. »Das hat er wohl schon längst erledigt.« Sie beugte sich hinab und blies die fünfundzwanzig Kerzen aus. Im nächsten Moment klingelte das Telefon.
    Sam fuhr zusammen.
    »Ich nehme ab«, verkündete Melanie, doch Sam befand sich bereits auf halbem Weg zum nächstgelegenen Telefon auf dem Empfangstresen. Leitung eins blinkte wie wild.
    Sam wappnete sich, beugte sich über Melbas Schreibtisch und hob den Hörer ab. Sie drückte die leuchtende Taste. » WSLJ .«
    »Samantha?«
    Als sie Tys Stimme erkannte, brach sie fast zusammen. »Hi«, sagte sie, umrundete den Tisch und ließ sich auf Melbas Stuhl fallen. Es tat so gut, gerade jetzt von ihm zu hören. »Was gibt’s?«
    »Ich will nur wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist«, sagte er. »Und dich fragen, ob ich dich abholen soll.«
    In diesem Augenblick trat der Wachmann, ein stämmiger Mann von etwa fünfunddreißig Jahren mit kahl geschorenem Kopf und Bauchansatz, durch die Tür. »Ich komme schon zurecht«, sagte sie in den Hörer. »Wir hatten hier eine kleine Überraschung, und Tiny ist gerade im Begriff, die Polizei zu rufen.« Sie berichtete ihm rasch von der Geburtstagstorte.
    »In zwanzig Minuten bin ich bei dir.«
    »Nicht nötig.« Sie nickte dem Wachmann zu. »Wes begleitet mich bestimmt bis zu meinem Auto.«
    »Scheiß auf

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