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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopfhaut zu sehen. Ein dicker Zopf glänzend schwarzen Haars war um ihre Hand gewickelt, und ein merkwürdiger, süßlicher Geruch mischte sich in den gewohnten Gestank des Todes.
    Mit einem einzigen Blick wusste Bentz, dass sie es mit einem anderen Mörder zu tun hatten. »Das stimmt alles nicht«, murmelte er leise zu sich selbst. Sein Magen zog sich zusammen, er biss die Zähne aufeinander und betrachtete das jüngste auf der Auslegeware ausgestreckte Opfer.
    »Was du nicht sagst.« Montoya hatte Bentz’ Bemerkung gehört. Nun drängte er sich an dem Fotografen vorbei.
    Bentz hockte sich hin, auf den Fußballen balancierend. Er berührte den Haarstrang, der durch die Finger der Frau gewoben war. Er war fettig. Roch leicht nach Patschuli. Unwillkürlich musste Bentz an das Kamasutra denken. Was zum Teufel sollte das? »Wer ist das Opfer?« Bentz ließ sich zurück auf die Fersen sinken und blickte zu Montoya auf.
    »Cathy Adams steht in ihrem Führerschein, aber sie war auch unter den Namen Cassie Alexa oder Prinzessin Alexandra bekannt.«
    »Strichmädchen?«
    »Teilzeitprostituierte, Teilzeitstudentin an der Tulane-Universität, Teilzeitnackttänzerin unten im ›Playland‹.«
    Bentz kannte das Lokal. Ein Club an der Bourbon Street. Er richtete sich auf und sah sich im Zimmer um. Sauber. Ordentlich. Abgenutzte, aber gepflegte Möbel. Ein paar Bilder an der Wand. Über einem abgeschabten Lehnstuhl hing ein Porträt von Martin Luther King junior, und direkt über dem Kopf des Opfers blickte ein Farbporträt Jesu Christi auf sie nieder. »Gehört die Wohnung ihr?«
    »Ja. Wie der Vermieter sagt, hat sie sie mit ihrem Freund geteilt, der nach Meinung des Vermieters gleichzeitig ihr Zuhälter gewesen sein könnte, aber der Kerl – Marc Duvall – ist vor drei Wochen nach einem ihrer üblichen handgreiflichen Streitereien ausgezogen. Die alte Geschichte, sie ruft die Polizei, und als die Beamten auftauchen, hat sie sich schon wieder beruhigt und will, obwohl sie ein gewaltiges Veilchen hat, keine Anzeige erstatten, behauptet, alles wäre nur ein Missverständnis. Er wird eingelocht, kommt aber auf Kaution wieder raus. Immerhin gibt sie Marc den Marschbefehl, und er haut ab und ward seitdem nicht mehr gesehen. Der Vermieter hat die Nase voll; er hat ihr die Kündigung geschickt. Ich habe einen Suchbefehl rausgegeben, aber ich schätze, dieser Marc hat nicht nur die Stadt verlassen, sondern hat sich wahrscheinlich über die Grenze aus dem Staub gemacht.«
    Bentz studierte noch immer den Tatort. »Derjenige, der das getan hat, ist nicht der, den wir suchen«, befand er und spürte, dass er mit etwas unbekanntem Bösen zu tun hatte. Noch einmal beugte er sich hinab, um das Opfer näher in Augenschein zu nehmen. Den Blutergüssen am Hals nach zu urteilen war sie erwürgt worden, doch das Muster unterschied sich deutlich von dem am Hals der anderen Opfer.
    »Ich stimme dir zu. Bessere Gegend. Kein verunstalteter Hunderter, kein eingeschaltetes Radio, erdrosselt mit einer andersartigen Schlinge.«
    »Alle anderen Opfer waren weiß«, brummte Bentz.
    »Aber sie war ebenfalls Prostituierte, und sie wurde in ihrer Wohnung ermordet und in Positur gebettet«, gab Montoya zu bedenken.
    Damit hatte er Recht. Niemand wäre so mit dem Gesicht nach unten zu Boden gefallen, die Arme über den Kopf gelegt, die Beine zusammengedrückt, Füße gestreckt, einen dicken Strang des eigenen Haars zwischen die Finger gewunden. »Aber sie wurde anders in Positur gebettet.« Bentz dachte angestrengt nach und betrachtete Cathy Adams’ glatte mokkafarbene Haut. Hatte sie Kinder? Verbarg sich irgendwo ein Ehemann? Eltern, die noch lebten? Er biss die Zähne zusammen. »Überprüf ihre Verwandten und Freunde. Und ob sie Beziehungen zu anderen Männern hatte. Finde heraus, was sie sonst so getrieben hat. Sprich mit dem Besitzer des Clubs und ihren Kolleginnen.«
    Montoya nickte und senkte stirnrunzelnd den Blick auf das Opfer. »Vielleicht wird unser Freund radikaler. Vielleicht hat er deswegen die Handschrift geändert.«
    »Die Fälle sind zu verschieden, Reuben.« Bentz gefiel die Richtung nicht, die Montoyas Gedanken nahmen. »Ich möchte wetten, wir haben einen neuen Mörder. Einen Trittbrettfahrer womöglich.«
    »Zwei Mörder?« Montoya griff in seine Jackentasche und zückte ein Päckchen Marlboro. Schüttelte eine Zigarette heraus. Zündete sie jedoch nicht an. »Ausgeschlossen. So oft kommen Trittbrettfahrer nicht vor, oder? Vielleicht

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