Pain - Bitter sollst du buessen
bei zehn Prozent aller Serienmörder.«
»So was in der Art.«
»Wie stehen also die Chancen, dass wir es hier mit einem solchen Kerl zu tun haben?«
»Nicht gut, Gott sei Dank.« Und dennoch … Bentz’ Instinkt sagte ihm etwas anderes. Er entfloh dem schwülen Patschuli-Duft und besichtigte den Rest der kleinen Wohnung.
Das Schlafzimmer war genauso ordentlich wie das Wohnzimmer, nicht einmal das Bettzeug war zerwühlt. Das Bad war angefüllt mit Frauenutensilien – Strumpfhosen hingen hinter dem durchsichtigen Vorhang am Duschkopf, Shampoo und Spülung standen auf dem Wannenrand. Unter Zuhilfenahme eines Taschentuchs öffnete Bentz einen verspiegelten Medizinschrank und fand Tiegel und Töpfe mit Make-up, ein paar rezeptfreie Medikamente, Heftpflaster und Tampons. Der einzige Hinweis auf Cathys Beruf bestand in einer offenen Schachtel mit Kondomen neben dem Alka-Seltzer. Keine rezeptpflichtigen Arzneimittel. Keine Spur von illegalen Drogen.
In einem kleinen Schrank lagen saubere Handtücher, Putzmittel fand Bentz unter dem Waschbecken.
Er hatte genug gesehen und ging zur Eingangstür, wo ein Polizist in Uniform die Schaulustigen in Schach hielt. »Ich will, dass diese Wohnung gründlichst durchsucht wird«, sagte Bentz zur Leiterin der Spurensicherung.
Sie bedachte ihn mit einem gekränkten Blick. »Als ob wir sonst das Beweismaterial für die Putzkolonne zurücklassen.«
Bentz hob eine Hand. »Sorry.«
»Lassen Sie uns hier einfach ein bisschen Bewegungsfreiheit, ja? Je eher wir hier fertig sind, desto schneller kriegen Sie Ihren Bericht.«
»Ist ja schon gut.« Er und Montoya verließen das kleine Apartment und drängten sich durch die im Flur versammelten Gaffer. »Alle hier müssen verhört werden.«
»Wir sind schon dabei.« Montoya war überaus tüchtig. »Bisher hat keiner angegeben, dass ihm etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist.«
»Ich will die Verhörprotokolle so schnell wie möglich sehen. Und ruf im Labor an. Sie sollen sich in dieser Sache beeilen. Vergewissere dich, dass sie auf Perückenhaare achten und alles, was sie an Sperma, Blut oder Haarproben haben, mit denen von den anderen ungeklärten Fällen vergleichen. Und auch mit den gelösten – und zwar nicht nur mit den Mordfällen, sondern mit allen Fällen von Vergewaltigung oder tätlichen Überfällen in den vergangenen fünf Jahren.«
»Das ist eine Mordsaufgabe«, knurrte Montoya, während sie sich durch die Menschenansammlung im Flur zwängten. Ein Kollege vernahm die Bewohner des Hauses.
»So schlimm ist es auch wieder nicht. Wir verfügen über Computer und arbeiten mit dem FBI zusammen.« Er massierte sich den Nacken und schaute sich um. »Wo sind die Leute vom FBI eigentlich?«
Montoya grinste frech. »Hab wohl vergessen, sie anzurufen.«
»Das wird ein Nachspiel haben.«
»Wie du schon sagtest, das hier war nicht unser Freund.« Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Zähne und suchte in seinen Taschen nach einem Feuerzeug.
»Ja, aber trotzdem wollen sie informiert werden.«
»Ich werde ihnen gleich persönlich Bericht erstatten.«
»Tu das«, brummte Bentz auf dem Weg die Treppe hinunter. Er hatte genauso ungern mit dem FBI zu tun wie Montoya, wollte aber nicht gegen die Regeln verstoßen. Und beim FBI gab es ein paar sehr gute Agenten, mit denen er durchaus zusammenarbeiten konnte. Wie zum Beispiel Norm Stowell.
»Wie kommt’s, dass du als Erster angerufen worden bist?«, fragte Bentz.
»Bin ich gar nicht.« Montoya fand sein Feuerzeug und zündete seine Zigarette an. Sie waren im Erdgeschoss angelangt. »Ich war auf dem Revier und habe an einem Bericht für dich über Annie Segers Bekanntschaften gearbeitet.« Er nahm einen Zug und stieß aus dem Mundwinkel einen Rauchstrahl aus. »Eine Kopie meines Berichts habe ich auf deinem Schreibtisch hinterlegt, und gerade als ich nach Hause gehen wollte, kam der Anruf. Ich habe ihn angenommen, bin hierher gefahren und habe dich dann informiert.«
Das erklärte alles.
Montoya fügte hinzu: »Wenn du mal Zeit hast, solltest du einen Blick in meinen Bericht werfen. Annie Seger war keineswegs die typische Schulball-Königin.«
»Kann ich mir auch nicht vorstellen.«
»Und da gibt es noch ein paar andere Dinge. Samantha Leeds’ Ex – der Kerl, mit dem sie verheiratet war …«
»Doktor Leeds.«
»Ja. Er lebt immer noch hier, lehrt an der Tulane-Universität. Ist bei Ehefrau Nummer drei angelangt, und die Ehe scheint zu bröckeln.«
»Ich hatte bereits die
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