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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war zu erfahren und zu ehrgeizig, um sich selbst seine Zukunft zu verbauen.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Bentz, wie sich Montoya aus den Fängen der Dame befreite und seine Zigarette auf den Boden schnippte.
    Bentz ging an ein paar Streifenwagen mit rotierendem Licht vorbei zu seinem eigenen Auto, wo er seinen Rufmelder überprüfte und auf dem Revier anrief. Die Nachricht lautete: Drüben bei WSLJ hatte es wieder Ärger gegeben. Dr. Sam hatte eine weitere Drohbotschaft erhalten – diesmal in Form einer Geburtstagstorte für Annie Seger, die in die Küche des Senders eingeschleust worden war. Jemand versuchte also mit aller Macht, die Radiopsychologin aus dem Konzept zu bringen.
    »Mist.« Bentz ließ den Motor an und brauste davon. Er kurbelte die Fenster herab, ließ die warme Brise durchs Wageninnere wehen, passierte die alten Herrschaftshäuser und fuhr in Richtung Geschäftsviertel. Wer immer dieser John war, der Samantha Leeds belagerte – er hatte einen verdammt perversen Sinn für Humor. Alles in allem war es ein Albtraum. Handelte es sich um einen Zufall, dass die Prostituierte an Annie Segers Geburtstag ermordet worden war? Bestand ein Zusammenhang zwischen den Morden und den an Samantha Leeds gerichteten Drohungen? Oder klammerte er sich an Strohhalme?
    In der Nähe der Canal Street fuhr er über eine gelbe Ampel und drosselte das Tempo. Dass in derselben Nacht, in der Dr. Sam Zielscheibe eines makabren Scherzes wurde, ein Mord geschah, musste überhaupt nichts bedeuten. Und es fehlte der Hundertdollarschein mit den geschwärzten Augen, der immerhin ein schwaches Bindeglied zu dem verunstalteten Foto hätte sein können, das Samantha bekommen hatte. Johns Gerede über Sünde und Vergeltung hatte womöglich nichts mit den Morden zu tun … Und in dem aktuellen Fall war das Radio nicht zur Sendung ›Licht aus‹ eingeschaltet gewesen … Nein, er war einfach nur müde und sah Gespenster …
    Und doch wollte ihn der Gedanke an einen eventuellen Zusammenhang nicht loslassen. Etwas war ihm entgangen, dessen war er sicher. Etwas, das auf der Hand lag. Er bog gerade um eine Kurve, da traf es ihn wie eine Faust in den Magen.
    Nicht ›Licht aus‹. Die Sendung davor. Seine Hände umklammerten das Lenkrad. Das war’s. Der Tod der Frauen war früher eingetreten, geraume Zeit bevor man die Leichen gefunden hatte. Und er würde ein Monatsgehalt darauf verwetten, dass, während die Frauen ermordet worden waren, ›Mitternachtsbeichte‹ gelaufen war.
    Warum hatte er das nicht früher erkannt?
    Der Mörder brachte die Frauen um, während er Dr. Sams Sendung hörte.
    »Scheiße«, knurrte er, spürte aber jenen Adrenalinstoß, der immer in sein Blut fuhr, wenn er kurz vor der Auflösung eines Falls stand. Er hatte das Bindeglied. Dann kam ihm die rote Perücke in den Sinn. Dr. Sam war rothaarig. Heiliger Strohsack, wie hatte er das übersehen können? Er fuhr zum Revier, lenkte den Wagen in eine Parklücke und eilte die Treppe hinauf. Offiziell begann sein Dienst erst am Nachmittag, aber er wusste, dass er jetzt nicht würde schlafen können. Die Fragen und unausgegorenen Theorien, die sich in seinem Kopf drehten, würden ihn noch stundenlang wach halten.
    In der Kaffeekanne befand sich gerade noch genug für eine Tasse. Er schenkte sich ein und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Er verzichtete auf das grelle Neonlicht der Deckenlampe und schaltete nur die Schreibtischleuchte ein, setzte sich in seinen alten Schreibtischstuhl und fuhr den Computer hoch. Mit ein paar Mausklicks hatte er die Fotos von den Tatorten der Morde an Rosa Gillette und Cherie Bellechamps Seite an Seite auf dem Bildschirm vor sich.
    Sie mussten von ein und demselben Kerl umgebracht worden sein. Beide Frauen waren mit einer eigenartigen Schlinge erdrosselt worden, die Verletzungen an den Hälsen waren identisch. Beide Leichen waren bei laufendem Radio zurückgelassen worden, in Positur gebracht, als würden sie beten, beide waren sexuell missbraucht worden, bei beiden fand sich ein verunstalteter Hundertdollarschein.
    Nichts dergleichen traf auf Cathy Adams zu.
    Cathy war an Annie Segers Geburtstag umgebracht worden. Und wenn schon. Viele Menschen waren am zweiundzwanzigsten Juli geboren. Es hatte nichts zu bedeuten. Gar nichts. Es gab keinen Zusammenhang.
    Und doch …
    Er würde den Bericht über das letzte Opfer abwarten. In der Zwischenzeit ging er seinen Posteingang durch. Obenauf lagen mehrere säuberlich getippte Seiten von Reuben

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