Pain - Bitter sollst du buessen
Knöchel, den sie jedoch ignorierte. »Danke, dass du während meiner Abwesenheit für mich eingesprungen bist!«
»Gern geschehen.« Melanies goldene Augen wurden ein bisschen dunkler. »Es hat mir Spaß gemacht.«
»Du bist ein Naturtalent.«
Das Mädchen seufzte und trat gemeinsam mit Sam hinaus auf den Flur. »Ich wollte, die maßgeblichen Kräfte würden meine Begabungen zu würdigen wissen.«
»Das werden sie schon noch. Hab Geduld. Und mach deinen Doktor. Der Bachelor in Psychologie reicht nicht.«
»Ich weiß, ich weiß. Danke für den guten Rat, Mom«, sagte sie mit einer Spur von Neid.
Melanie war großartig am Mikrofon, sie brauchte nur noch etwas Reife, mehr Lebenserfahrung und die richtigen Ausbildungsnachweise. Urlaubsvertretung war die eine Sache; eine eigene Sendung war etwas anderes.
»Hat sich irgendwas Weltbewegendes ereignet, während ich im Urlaub war?«, fragte Sam, um das heikle Thema zu beenden.
»Nichts. Hier war es stinklangweilig.« Melanie zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck Kaffee.
»In New Orleans ist es niemals langweilig.«
»Aber im Sender. Immer das Gleiche. Man munkelt, dass WSLJ an einen großen Konzern verkauft werden oder mit einem Konkurrenten fusionieren soll.«
»Das munkelt man immer.«
»Dann würde eine große Umstrukturierung stattfinden. Sämtliche DJ s flippen bei dem Gedanken aus, weil sie dann durch Computer ersetzt würden oder durch Konsortialprogramme aus Timbuktu oder Gott weiß, woher.«
»Das hört wirklich nie auf«, stellte Sam fest.
»Aber dieses Mal steckt mehr dahinter. George spricht davon, eine gehörige Summe in die Computerausrüstung zu investieren, Arbeitsplätze zu streichen, mehr Sendungen aus der Konserve zu bringen. Melba ist begeistert, ach was, sie kriegt beinahe einen Orgasmus bei der Vorstellung einer Mailbox, und Tiny findet die Idee genial. Je mehr Hightechkram, desto besser.«
»Das ist der Odem der Zukunft«, bemerkte Sam zynisch. Die Aufgaben der Diskjockeys wurden mehr und mehr von Computern übernommen, genauso, wie die CD das Tonband und die Schallplatte verdrängt hatte. Die LP - und Singlesammlungen der Rundfunkstation setzten in einem verschlossenen Glaskasten Staub an und wurden nur von Ramblin’ Rob, dem verknöcherten ältesten DJ im Gebäude, gelegentlich abgespielt. »Damit handle ich mir Riesenärger ein«, sagte er dann immer und lachte, heiser von jahrelangem Zigarettenkonsum. »Aber sie wagen es nicht, mich zu feuern. Die Gewerkschaft, der Gouverneur und Gott selbst würden diesen Laden dichtmachen, wenn sie das wagen sollten.«
Melanie folgte Samantha den Flur entlang. »Die Sendung zu schmeißen, war das einzig Interessante hier.«
»Alles Lüge«, sagte Melba im Vorbeigehen und nahm ihre Jacke von der Garderobe in einer Nische bei den Büros. »Lass dir von ihr keinen Quatsch erzählen.« Sie zog ein wenig die eleganten Augenbrauen hoch. »Unser Küken hat einen neuen Mann an ihrer Seite.«
Melanie wurde rot und verdrehte die Augen.
»Ist das wahr?«, fragte Sam, bog um die Ecke und eilte durch die Tür ins Studio. Die Information über das Liebesleben ihrer Assistentin war nun wirklich keine Schlagzeile wert. Melanie hatte alle vierzehn Tage einen neuen Freund – so kam es ihr zumindest vor.
»Diesmal ist es was Ernstes.« Melba erschien im Türrahmen und klemmte sich ihren Schirm unter den Arm. »Glaub mir, das Mädchen ist verliiiebt.«
»Wir haben uns nur ein paar Mal getroffen, mehr nicht.« Melanie spielte mit dem Kettchen an ihrem Hals. »Nichts Besonderes.«
»Aber du magst ihn?«
»Bis jetzt.«
»Kenne ich ihn?«
»Nein.« Melanie schüttelte den Kopf und schlüpfte in die Kabine neben Sams. »Ich fange an, die Anrufe zu filtern«, sagte sie, während sich Sam auf ihrem Stuhl niederließ und das Mikrofon ausrichtete. Sie überprüfte ihren Computerbildschirm. Mit leichtem Fingerdruck auf den jeweiligen Button auf dem Monitor konnte sie einen vorher aufgenommenen Werbespot, die Titelmusik oder den Wetterbericht aufrufen. Sie stülpte sich die Kopfhörer über die Ohren, und Melanie nickte ihr zu, um ihr zu bedeuten, dass die Telefonleitungen funktionierten und die Verbindung zum Computer hergestellt war.
Sam wartete bis zum Ende des dreißig Sekunden dauernden Werbespots für einen ortsansässigen Kfz-Händler, dann berührte sie einen Button, und die ersten paar Töne von »A Hard Day’s Night« von den Beatles erklangen und verhallten. Sam beugte sich übers
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