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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich doch ans Kreuz!«
    Sam wand sich innerlich unter Melanies Wortwahl. »Biblische Anspielungen lässt du bitte bleiben!«
    »Es ist ja vorbei! Es wird nicht wieder vorkommen! Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut!«
    »Nein, das hast du nicht. Und du hast wirklich Mist gebaut. Gerade solche Anrufe sollen herausgefiltert werden und …« Samantha sprach den Satz nicht zu Ende, denn ihr wurde klar, dass sie ohne triftigen Grund ihre Assistentin herunterputzte. Sie atmete tief durch und zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Typischer Fall von Überreaktion meinerseits.«
    »Amen. Ups, entschuldige. Keine biblischen Anspielungen.« Melanie kennzeichnete die letzten zwei Wörter mit in die Luft gemalten Anführungszeichen, und trotz ihrer Angst und ihrer Wut musste Sam lachen.
    »Vergiss es.«
    »Ich will’s versuchen.« Melanie hielt noch immer Ausschau nach Tiny, marschierte den schmalen Flur entlang, steckte den Kopf in die Räume, die nicht verschlossen waren, und rüttelte an den Klinken der verschlossenen Zimmer. »Tiny sollte allmählich antanzen …«
    »Paradies«, sagte Sam zu sich selbst, da brach die Bedeutung der Worte, die der Anrufer Melanie gegenüber geäußert hatte, mit voller Wucht über sie herein. Sie lehnte sich schwer gegen die Glaswand, hinter der die alten LP s aufbewahrt wurden, Ramblin’ Robs Heiligtum. »Er hat nicht von einem romantischen Paradies geredet … Er bezog sich auf Miltons ›Das verlorene Paradies‹.«
    »Wie?«
    »Der Anrufer, er bezog sich auf Miltons Werk. Über die Vertreibung Satans aus dem Himmel.«
    Melanie blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Meinst du?« Sie zog fragend die Augenbrauen hoch. »Meinst du, er fährt auf alte Literatur ab?« Sie schien nicht daran zu glauben.
    »Ja … Ganz sicher. Es geht um Sünde und Buße und Strafe«, erläuterte Sam, nicht gerade erfreut über die düstere Richtung ihrer Gedanken. Sie sah ihre Assistentin an und beschloss, offen zu reden. »Heute war nicht das erste Mal, dass der Typ Kontakt mit mir aufgenommen hat. Als ich im Urlaub war, hat er eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Was?« Melanie vergaß auf der Stelle ihre Suche nach Tiny. »Als du in Mexiko warst?«
    »Genau.«
    »Aber … Moment mal, ich dachte, du hast eine Geheimnummer … Die steht nicht im Telefonbuch.«
    »Nein, aber es gibt andere Möglichkeiten, sie herauszukriegen. Wir leben in einer Hightechwelt. Jeder kann in Datenbanken eindringen und Angaben finden, alles von Kreditkarten- bis zu Versicherungs- und Führerscheinnummern. Wenn man sich damit auskennt, ist es bestimmt nicht schwer, an eine Telefonnummer zu kommen.«
    »Genauso, wie es nicht sonderlich schwer ist, den Anruffilter hier auszutricksen.« Melanies Augen trübten sich ein wenig. »Es tut mir leid, Sam«, sagte sie schließlich. »Er hat mich reingelegt.« Sie warf sich das Haar über die Schultern und fragte: »Dann hat sich dir also ein Verrückter an die Fersen geheftet? Oh, entschuldige, ich weiß, es ist heutzutage nicht politisch korrekt, so etwas zu sagen, aber dieser Typ scheint mir wirklich völlig neben der Spur zu sein.«
    »Meine Spezialität. Weißt du, ich bin nämlich Seelenklempnerin.«
    Schritte näherten sich. Tiny bog um die Ecke und wäre um ein Haar mit Melanie zusammengestoßen.
    »Hey, pass doch auf«, giftete sie und durchbohrte ihn mit einem für sie typischen bösen Blick. »Uns bleiben nur noch ein paar Minuten bis zum Beginn von ›Licht aus‹. Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Draußen.«
    »Du solltest doch die Bandaufnahmen abspielbereit machen.«
    »Keine Angst«, entgegnete Tiny über die Schulter hinweg. Seine Jacke war feucht, und als er zu der Kabine ging, die Sam eben verlassen hatte, zog er den Geruch von Zigarettenrauch hinter sich her. »Ich habe alles im Griff.«
    »Deinetwegen kriege ich eines Tages noch einen Herzanfall.«
    »Warum? Du bist doch nicht der Chefredakteur.«
    »Das nicht, aber …«
    »Lass gut sein, Melanie. Ich wiederhole: Ich habe alles im Griff.«
    Tiny sah sie scharf an, und Melanie, die leicht aufbrauste, wollte gerade dazu ansetzen, ihm ihre Meinung zu sagen, begnügte sich dann jedoch mit einem: »Na schön, dann fang endlich an.«
    Sam betrachtete das als ihr Stichwort zum Aufbruch. Sie war müde, gereizt, und ihr Knöchel begann zu schmerzen. »Wir sehen uns dann morgen«, sagte sie, humpelte zurück in das Gemeinschaftsbüro, holte ihren Regenmantel und die neue Handtasche und machte sich durch

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