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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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zur Strecke zu bringen.
    Wenn sie nicht gerade ihre Sendung vorbereitete und sich Themen überlegte, die, wie sie hoffte, John aus seinem Versteck lockten, arbeitete sie die Informationen durch, die Ty über seine Familie gesammelt hatte, las alles über Serienmörder und die Psychologie des Mordes, was ihr in die Finger kam, und versuchte dann, die Hinweise, die sie zu Johns Identität vorliegen hatte, sowie seine möglichen Motive auszuwerten. Was hatte es bloß mit der dunklen Sonnenbrille auf sich? Trug er sie immer? War sie Teil seiner Verkleidung? Sam hatte ihre eigene Theorie …
    Sie wählte die Nummer des Polizeireviers und hinterließ eine Nachricht für Bentz. Noch bevor sie ihre E-Mails abgerufen hatte, meldete sich Bentz bei ihr.
    »Hier spricht Rick Bentz. Sie haben mich angerufen?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Sam. »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Nur zu.«
    »Seit ich dieses Foto von mir mit den ausgestochenen Augen erhalten habe, werde ich das Gefühl nicht los, dass mir jemand damit eine Botschaft übermitteln und mich nicht nur terrorisieren will. Es könnte sich um eine unterschwellige Information handeln; derjenige weiß vielleicht selbst nicht, dass er sie weitergibt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Er will nicht, dass ich ihn sehe oder ihn erkenne … Die ausgestochenen Augen sind ein Symbol.« Sie griff nach dem Phantombild, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. »Beide Augenzeugen sagen, dass der Kerl eine Sonnenbrille trug, obwohl es Nacht war, oder?«
    »Ja.«
    »Zuerst dachte ich, das wäre nur Teil seiner Verkleidung, aber vielleicht ist auch darin eine Botschaft enthalten – er erträgt es nicht zu sehen, was er getan hat, er will nicht Zeuge seiner eigenen Tat sein.«
    Eine Pause entstand. Bentz überlegte.
    »Und dann ruft er mich an und gibt all diese religiösen Anspielungen von sich, und einer meiner ersten Gedanken war, dass er sich vielleicht auf Miltons ›Das verlorene Paradies‹ beziehen könnte. Er nennt sich John, was alles Mögliche bedeuten kann, von John Milton bis zu Johannes dem Täufer; über diese Sache bin ich mir noch nicht im Klaren.« Sie fixierte das Phantombild. »Irgendwie glaube ich, dass er sich selbst als Luzifer sieht, dass er meint, aus dem Himmel oder dem Paradies gestoßen worden zu sein, und auch wenn er mir die Schuld gibt, vermute ich, dass er in Wirklichkeit sich selbst als den Schuldigen betrachtet.«
    »Das ist also Ihre Theorie?«, fragte Bentz.
    »Ein Teil meiner Theorie, ja. Ich habe schließlich einen Doktortitel in Psychologie«, sagte sie aufgebracht. »Ich habe promoviert. Ich bin keine Feld-Wald-und-Wiesen-Lebensberaterin.«
    »Hey, ich sage ja gar nicht, dass Sie Unrecht haben. Ich muss darüber nachdenken. Und passen Sie inzwischen gut auf sich auf. Dieser Kerl ist noch nicht fertig.«
     
    »George hätte absagen müssen.« Eleanor ließ den Blick über die Menge schweifen, die sich im Hinterhof des Hotels versammelt hatte. In den Palmen funkelten tausende von Lichtern, riesige Kübel waren mit duftenden Blumen gefüllt, und Mannequins in unterschiedlichen Kostümen schlenderten durch die Gänge, das Foyer und über den Hof. Kellner servierten Champagner und Horsd’œuvres auf großen Tabletts, die Musik einer Jazzband, die sich auf dem zweiten der drei Balkone aufgestellt hatte, hallte über die Menge hinweg.
    Champagner floss aus einer Eisskulptur des Senderlogos, und George Hannah, elegant in seinem Smoking und mit seinem geübten Lächeln, war in seinem Element, er mischte sich unter die Leute, schüttelte Hände, machte Smalltalk und war, wie immer, auf der Suche nach Investoren für WSLJ .
    »Er konnte nicht mehr absagen«, widersprach Sam. »Es war zu spät. Das hier ist seit Monaten geplant.«
    »Dann hätte er es vernünftig organisieren sollen. Er hätte eine anständige Lokalität wählen können, hätte vielleicht sogar eine Plantage für die Nacht mieten sollen. Dieses Hotel fällt doch in sich zusammen.« Als Eleanor die Stuckdecken und terrassenförmig angelegten Zimmer mit den grünen Läden und den filigranen Ziergittern betrachtete, blitzten ihre dunklen Augen. Der Putz wies Risse auf, die Farbe löste sich.
    »Es wird renoviert«, berichtigte Sam und hielt in den Menschenmassen nach Ty Ausschau. »Ich habe den ganzen Nachmittag über Bautrupps kommen und gehen sehen.«
    »Dieses Hotel hätte schon vor fünfzig Jahren abgerissen werden sollen.«
    »Es gehört zu New Orleans.« Sam kannte die Gründe für die Wahl

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