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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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der anderen Hand. Uniformierte Polizisten und solche in Zivil hielten die Menge zurück und scheuchten sie weiter, doch die Neugierigen blieben trotzdem stehen und glotzten. Die Nacht war heiß. Stickig. Bentz schlug nach einer Mücke und musterte den Unfallort, an dem ein Minivan mit geborstener Windschutzscheibe und verbeulter Stoßstange stand. Vor dem beschädigten Wagen lag ein Mann auf der Straße. Zwei Sanitäter hockten bei ihm und prüften seine Lebensfunktionen, doch nach Bentz’ Einschätzung sah es nicht gut für ihn aus.
    Ein paar Schritte entfernt erblickte er die Unfallfahrerin, sie weinte und rang die Hände. Verzweifelt machte sie ihre Aussage. »… Er kam aus dem Nichts«, beteuerte sie einem Polizisten. Sie stand offensichtlich unter Schock, war aber anscheinend unverletzt. »Er taumelte und schwankte, und ich trat auf die Bremse, aber … aber … O Gott, ich habe ihn angefahren. Erst stieß er gegen die Stoßstange, dann flog er über den Kühler gegen die Windschutzscheibe. Als ich zum Stehen kam, stürzte er auf die Straße. Herrgott, es war schrecklich! Einfach schrecklich.«
    Eine andere Frau, offenbar die Beifahrerin, versuchte, die Fahrerin zu trösten, aber diese war restlos außer sich, dem Zusammenbruch nahe. Der Polizist hörte aufmerksam zu.
    »Er ist doch nicht tot, oder? Bitte … sagen Sie nicht … Er kann doch nicht tot sein!«
    »Ich habe alles gesehen«, mischte sich ein Mann ein, der zwischen zwei geparkten Wagen stand. Er trug eine Baseballkappe, ein T-Shirt und Schlabbershorts. »Es war genauso, wie sie gesagt hat. Dieser Mann kam völlig benommen auf die Straße gelaufen. Er murmelte vor sich hin und rannte fast, ziellos, als wüsste er nicht, wo er war, und da hat sie ihn umgenietet.« Die Fahrerin rang nach Luft angesichts seiner Wortwahl, und der Zeuge setzte rasch hinzu: »Entschuldigen Sie! Auf jeden Fall war der Kerl nicht bei sich. Es kam mir so vor, als hätte er das Auto gar nicht gesehen. Vielleicht war er betrunken. Oder bekifft.«
    »Habt ihr einen Ausweis gefunden?«, fragte Bentz einen der Sanitäter.
    »Noch nicht. Wir versuchen, ihn am Leben zu halten.«
    Die Fahrerin schluchzte leise auf.
    »Wir müssen ihn stabilisieren und dann abtransportieren«, wandte sich der Sanitäter an seinen Kollegen. »Hol die Trage.«
    »Ich habe die Brieftasche«, ließ sich der zweite Sanitäter vernehmen. Er reichte sie Bentz, und der klappte sie auf. Ein in Louisiana zugelassener Führerschein auf den Namen Kent Seger steckte vorn in dem Etui.
    »Na also. Hallo, John Fathers«, brummte Bentz und ging den restlichen Inhalt der Brieftasche durch. Nichts Ungewöhnliches. Sieben Dollar, eine Versicherungskarte, Studentenausweis vom All-Saints-College, eine Visa-Karte und ein Foto … ein Foto von Annie Seger.
    »Habt ihr sonst noch was gefunden?«
    »Ja, sehen Sie …«, sagte einer der Sanitäter und zog eine lange Perlenschnur hervor. »Sieht aus, als wäre der Kerl ein Priester oder so. Er hat einen Rosenkranz bei sich.«
    »Tatsächlich«, entgegnete Bentz. »Stell ihn sicher, ja?«
    Im nächsten Moment hielt er einen Plastikbeutel mit dem Rosenkranz in der Hand und blickte hinab auf den kaum noch atmenden Körper Kent Segers. In Bentz’ Augen, die schon einiges gesehen hatten, war der Kerl nicht mehr zu retten.
    Eine zerbrochene Sonnenbrille lag auf der Straße, und der Mann, der auf dem Kopfsteinpflaster lag, hätte durchaus für das von der Polizei ausgegebene Phantombild Modell sitzen können. Sein Gesicht war zerschrammt und zerschnitten, die Augen geschlossen, doch eine Ähnlichkeit war definitiv vorhanden.
    »Hey, hierher!« Montoya winkte Bentz zu einer Telefonzelle herüber, in der der Hörer baumelte. Die Lichter des Krankenwagens tauchten die Zelle mit den gläsernen Wänden in ein gespenstisches Licht. »Sieh dir das an.«
    Bentz spürte, wie sich sein Magen zusammenzog – unter der Vorahnung, dass das, was Montoya gefunden hatte, ihm nicht gefallen würde.
    »Hier ist es, verstehst du«, sagte Reuben, als Bentz an ein paar Gaffern vorbeiging und den süßen, stechenden Geruch von Marihuana wahrnahm. »Von hier aus hat John seinen letzten Anruf beim Sender getätigt.«
    »Seinem Ausweis nach ist dieser Kerl Kent Seger.«
    Montoyas Augen verengten sich. Er blickte zur Unfallstelle hinüber. »Du hast geglaubt, Kent Seger wäre John, nicht wahr?«
    »Er war einer der Verdächtigen. Nur einer. Kent Seger hat die gleiche Blutgruppe wie John, und ich habe vor

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