Pain - Bitter sollst du buessen
Gutes, Reuben. Bestimmt nichts Gutes.« Bentz’ Rufmelder piepte. »Lass diese Zelle hier Millimeter für Millimeter filzen«, sagte er, »und die Forensiker sollen die Straße absuchen – nach allem, was ungewöhnlich ist.« Er zog sein Handy aus der Jackentasche, wählte die Nummer, die das Display seines Rufmelders anzeigte, und nahm die Nachricht entgegen.
Sie war kurz und bündig. Bentz biss die Zähne zusammen. Sein Magen wollte sich umdrehen. Er beendete das Gespräch und fluchte, dann stellte er sich der Frage in den Augen seines Partners. »Melanie Davis ist tot. Erwürgt. Merkwürdiges Muster von Verletzungen am Hals. Wahrscheinlich ein Rosenkranz.«
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36 . Kapitel
S am saß im Liegestuhl und streichelte Charons schwarzes Fell. Die Dämmerung brach herein und verdunkelte den Himmel. Es war vorbei. Endlich. Aber die Nachwirkungen würden sie ewig verfolgen. So viele Menschen, die sie kannte, waren tot, als Letzte war auch noch Melanie Davis ermordet worden … die Frau, die sich nach Einschätzung der Polizei als Annie ausgegeben hatte. Die Geschichte war noch immer bruchstückhaft, aber wie es aussah, war Melanie mit Kent Seger gegangen – er war der neue Freund gewesen, der ›Richtige‹, von dem sie Sam erzählt hatte.
»Es ist schon merkwürdig«, sagte sie zu ihrem Kater.
Kents Leben hing noch immer am seidenen Faden, er lag unter Polizeiaufsicht im Krankenhaus, und die Presse war allgegenwärtig, auf der Suche nach einer Story. Sam hatte ihr Telefon ausgestöpselt und ging auch nicht an die Tür. Sie brauchte Zeit, um sich zu fassen, um sich über so manches klar zu werden, um zu überlegen, was sie mit ihrem Leben nun anfangen sollte.
Falls Kent überlebte, erhielt sie vielleicht die gewünschten Antworten. Er würde auf alle Fälle für immer ins Gefängnis wandern. Es war wirklich ein Glückstreffer, dass er überhaupt gestellt worden war. Die Drogen in seinem Körper, eine Kombination aus PCP und Crack, hatten ihn halluzinieren und vor ein Auto laufen lassen, und zwar kurz nachdem er mit Sam telefoniert hatte.
Und das war eigenartig. Von einem Kontrollverlust war während seines Anrufs nichts zu spüren gewesen. Aber er hatte ja auch nicht viel gesagt.
Sam dehnte die Nackenmuskeln und verfolgte den Flug eines Schmetterlings über dem Gras nahe am Wasser.
Und was mache ich nun? Vielleicht sollte ich den Job in L.A. annehmen. »Wie wär’s mit einem Ortswechsel?«, wandte sie sich an Charon, der unter ihren streichelnden Fingern einen Buckel machte. »Dann würdest du zu einem Hollywood-Kater.«
Sie wäre in der Nähe ihres Vaters – weit weg von all dem Kummer hier. Noch immer hatte sie nichts von Peter gehört. Sie hatte halb damit gerechnet, einen Anruf von ihm zu erhalten, sobald die Nachricht bekannt wurde, dass der Serientäter gefasst war, doch weder bei ihr noch bei ihrem Vater hatte er sich gemeldet. Manche Dinge änderten sich eben nicht.
Könntest du Ty denn verlassen?
Bei dem Gedanken an Ty wurde ihr Herz ganz weit. Sie blickte hinaus auf den See und erkannte sein Boot, die Strahlender Engel, die übers Wasser schwebte. Sie hätte Ty vielleicht doch lieber begleiten sollen, doch sie hatte sich dagegen entschieden. Sie brauchte zunächst einmal ein bisschen Zeit für sich, um gründlich nachzudenken. Ty hatte beschlossen, Sasquatch zu Hause abzuholen und per Boot zu ihr zurückzukommen. Nachdem sie geduscht hätte, wollten sie zusammen das Abendbrot zubereiten. Als sie nun Tys Hund, die Nase im Wind, an Deck sitzen sah, lächelte sie.
Seit sie in der vergangenen Nacht ihre Sendung beendet hatte, waren erst achtzehn Stunden verstrichen, doch in dieser Zeit hatte sich ihr Leben verändert.
Melanie war tot.
Wie Leanne.
Wie Annie.
Wie all die anderen, die das Unglück gehabt hatten, Kent Seger über den Weg zu laufen.
Ihr tat das Herz weh bei dem Gedanken an das ehrgeizige Mädchen, das sich, wie die Polizei vermutete, in der Hoffnung, irgendwie Sams Job an sich reißen zu können, auf Kent Seger eingelassen hatte. Melanie war schon immer übertrieben ehrgeizig gewesen, und am Ende war ihr genau das zum Verhängnis geworden. Sam stand auf und winkte, und Ty, der am Steuer stand, winkte zurück. War es erst ein paar Wochen her, dass sie geglaubt hatte, die Strahlender Engel, mit einem dunklen Fremden an Bord, auf den nachtdunklen Wellen schaukeln zu sehen?
Mehrere Verlage hatten inzwischen Interesse an Tys Buch bekundet, und sein Agent warb weiter mit seiner
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