Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
saß an seinem Schreibtisch, kaute ein ausgesaugtes Nicorette-Kaugummi und sehnte sich nach einer Zigarette. Und nach einem Schluck Jack Daniels … ja, das wäre jetzt das Richtige. Aber er versagte sich den Genuss.
    »Dr. Sam, wie sie sich nennt, wohnt nicht in der Stadt; ihr gehört eins von diesen tollen Häusern oben am See in Cambrai. Als diese Sache vor ein paar Tagen anfing, hat sie die zuständige Polizeidienststelle angerufen. Sie waren so freundlich, uns eine Kopie des Protokolls zu faxen, und die mit dem Fall betrauten Beamten scheinen heilfroh zu sein, jemanden aus der Stadt zur Seite gestellt zu bekommen.«
    Bentz überflog die Seiten, und Melinda verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Hüfte an den Schreibtisch.
    »Ich möchte nicht, dass diese Sache an die Öffentlichkeit dringt«, sagte sie. »Die Frau ist hier in der Gegend quasi eine Berühmtheit. Nicht nötig, dass die Presse jetzt schon Wind davon kriegt. Die schnüffelt sowieso schon herum, in der Hoffnung, dass hier ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Wir wollen dafür sorgen, dass sie nicht noch mehr findet, um die Öffentlichkeit aufzurühren.«
    Bentz hatte keine Einwände. Seinen Posten in der Behörde hatte er bestenfalls auf Probe, und im Morddezernat sprang er sowieso nur ein, in erster Linie Melinda zuliebe. Er hatte nicht vor, etwas zu vermasseln, er würde tun, was man von ihm verlangte. Sein Aufgabenbereich umfasste alles von Einbruch über Brandstiftung bis zu häuslicher Gewalt. Und er war hundertprozentig einer Meinung mit Melinda, dass die Dr.-Sam-Angelegenheit geheim gehalten werden musste. Das Letzte, was sie brauchten, waren Trittbrettfahrer, die den Sender mit Anrufen terrorisierten. Von denen gab es vermutlich schon allein innerhalb der Hörerschaft genug.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte er und schob die Akte Rosa Gillette zur Seite. Während der letzten paar Stunden hatte er den Autopsiebericht und das Beweismaterial zu dem Prostituiertenmord studiert.
    Melinda warf einen Blick auf seine Notizen. »Lassen Sie die Mordfälle nicht ruhen«, wies sie ihn an, »aber beschäftigen Sie sich erst mal mit Samantha Leeds. Sieht ganz so aus, als hätte sie einen echten Spinner an Land gezogen. Ich möchte nur sichergehen, dass er nicht gefährlich ist.«
    »Wird gemacht«, versprach er und achtete nicht auf den Computerbildschirm, auf dem Seite an Seite Bilder der zwei toten Frauen, Rosa Gillette und Cherie Bellechamps, flackerten.
    »Ich weiß, Sie würden lieber an diesem Fall weiterarbeiten«, sagte Melinda und deutete auf den Autopsiebericht. »Und das kann ich Ihnen nicht verübeln. Aber das Morddezernat wird schon damit fertig. Wir müssen auch die anderen Dinge im Auge behalten.«
    Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Er verfügte über weit mehr Erfahrung als die Männer vom Morddezernat, doch das sagte er nicht.
    »Brinkman kommt bald zurück.« Melinda sah ihn durch ihre randlose modische Brille an. Klug, gebildet, stets im Kostüm, Make-up und Frisur immer tadellos, war sie seine direkte Vorgesetzte, die jedoch nie die Chefin herauskehrte. Sie erwähnte nicht, dass er ohne sie die Stelle in New Orleans niemals bekommen hätte; ihnen beiden war es sehr wohl bewusst. »Hören Sie, Rick, ich weiß, Sie sind überarbeitet, überreizt und unterbezahlt, aber wir sind hier unterbesetzt, wegen der Urlaubszeit und weil sich ein paar Beamte krank gemeldet haben. Ich verstehe, dass es Ihnen nicht gefällt, zwischen dem einen Fall und dem anderen hin und her geschoben zu werden, aber bis zu Ihrer nächsten Überprüfung ist das nun mal notwendig.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, was selten genug vorkam. »Außerdem haben Sie mir einmal gesagt, dass Sie nicht mehr in Mordfällen ermitteln wollen.«
    »Vielleicht habe ich es mir anders überlegt.«
    »Das will ich hoffen. Jetzt möchte ich aber erst einmal, dass Sie mit Samantha Leeds reden.«
    Es war keine Bitte, es war ein Befehl. Er hatte verstanden. Das hieß jedoch nicht, dass es ihm behagte. Immerhin lag bedeutend wichtigere Arbeit an – ein frei herumlaufender Mörder zum Beispiel.
    »Montoya kann Ihnen bei den Laufereien behilflich sein.«
    Er nickte. »Sie sind mir was schuldig.«
    »Und Sie sind mir noch viel mehr schuldig. Zeit, dass Sie zurückzahlen.«
    »Ich dachte, ich hätte das alles hinter mir.« Doch er wusste, dass er es nie hinter sich lassen würde. Die Vergangenheit besaß die Eigenart, haften zu bleiben wie ein übler Geruch. Man

Weitere Kostenlose Bücher