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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit dem versagenden Motor zu Sams Anlegeplatz, dann warf er die Leine über einen Poller und zurrte sie fest. Als würde er Sam kennen, als hätte er das Recht, ihren Landungssteg zu benutzen. Der Motor heulte noch einmal auf, dann erstarb er endgültig.
    Sam setzte sich auf ihrer Liege auf, legte das Buch zur Seite und musterte das kantige Gesicht mit den kräftigen Wangenknochen und dem festen Kinn unter dem Bartschatten. Nein, sie kannte ihn nicht. Jetzt kletterte er übers Deck und fing an, am Motor zu werkeln. Er schaute nicht einmal in ihre Richtung.
    Sie stemmte sich hoch. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Keine Antwort. Er war zu sehr in seine Arbeit vertieft.
    »Hallo?« Sie schritt den Anleger entlang. Der Hund stieß ein scharfes Bellen aus, und endlich warf der Mann einen Blick über die Schulter.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, ohne von dem Motor abzulassen. »Ich habe hier ein Problem. Dachte, ich würde es noch bis nach Hause schaffen, aber …«, er bedachte sie mit einem entwaffnenden Grinsen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Motor, »… das verdammte Ding hat beschlossen, den Geist aufzugeben.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Er fixierte sie hinter seinen dunklen Gläsern, die auf einer leicht schiefen Nase saßen. »Sind Sie Mechanikerin?«
    »Nein, aber ich bin schon mal mit einem Boot gefahren.«
    Er überlegte, musterte sie weiter. »Klar, kommen Sie an Bord«, sagte er schließlich. »Aber es ist nicht nur der Motor. Der verdammte Kiel macht Probleme, und die Segel sind gerissen. Ich hätte heute nicht rausfahren dürfen.« Falten der Ratlosigkeit erschienen auf seiner Stirn, über der der Wind mit seinem dichten, kaffeebraunen Haar spielte. Er richtete sich auf und schlug mit der flachen Hand gegen den Mastbaum. »Ich hätte es wissen müssen.«
    Barfuß stieg Sam vorsichtig an Deck, und als sie ihren verletzten Knöchel belasten musste, verzog sie nur leicht das Gesicht. »Ich heiße Samantha«, stellte sie sich vor. »Samantha Leeds.«
    »Ty Wheeler. Ich wohne gleich hinter der Landzunge da.« Er zeigte auf den kleinen Zipfel, der ins Wasser ragte, hockte sich dann vor den Motor und machte sich an zwei Stückchen Kabel zu schaffen. Er prüfte die Zündung. Sie knirschte. Der Motor stotterte. Hauchte erbarmungswürdig sein Leben aus. Ty fluchte verhalten. »Tja, es hat keinen Sinn. Wahrscheinlich liegt’s an der Benzinleitung. Ich muss nach Hause laufen und mehr Werkzeug holen.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und beäugte das Boot mit finsterer Miene. »Es gehört nicht mir, noch nicht. Ich fahre es nur zur Probe.« Er schüttelte den Kopf. »Jetzt verstehe ich auch, warum es so ein Schnäppchen ist. Strahlender Engel, dass ich nicht lache. Satans Rache wäre passender. Vielleicht gebe ich dem Ding einen neuen Namen – falls ich es überhaupt kaufe.«
    Sam rührte sich nicht von der Stelle. Sie konnte eine Sekunde lang nicht atmen, sagte sich aber, dass sie überreagierte. Sie hatte eben in »Das verlorene Paradies« geschmökert, kein Wunder, dass die Erwähnung von Satan sie aufhorchen ließ. Es war purer Zufall, sonst nichts. Das hatte nichts zu bedeuten. Überhaupt nichts.
    Er sah auf die Uhr, dann auf die untergehende Sonne. »Stört es Sie, wenn ich das Boot hier lasse? Ich laufe schnell nach Hause und hole mein Werkzeug.« Er runzelte die Stirn und schaute Sam an. »Verdammt. Ich habe wirklich geglaubt, ich würde es bis zu meinem Anleger schaffen, aber der da«, er bedachte den Motor mit einem wütenden Blick, »hatte andere Vorstellungen. Ich will versuchen, das Boot noch heute zurück zu meinem Anleger zu bringen. Allerdings werde ich in einer Stunde schon erwartet … Aber spätestens morgen sind Sie mich los.«
    »Das wäre schon in Ordnung«, sagte Sam, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, war er vom Boot gesprungen und marschierte, Seite an Seite mit seinem Hund, davon.
    Sam überschattete die Augen mit der Hand und blickte ihm nach. Er überquerte die weitläufige Rasenfläche, ging unter einem der Schatten spendenden Bäume hindurch, umrundete die Veranda und strebte dem Tor vor ihrem Haus zu, als wüsste er ganz genau, wo es sich befand.
    Andererseits war es keine große Leistung, den Ausgang zu finden. Das Tor musste entweder auf der einen oder der anderen Seite des Hauses liegen. Die Chance, dass er auf Anhieb den richtigen Weg einschlug, stand eins zu eins. Er hatte eben Glück gehabt.
    Sam ließ sich wieder auf ihrer Liege

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