Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wundern sollen. Waren nicht alle Seelenklempner auf die eine oder andere Art völlig durchgeknallt?
    Es war einfach nur verdammt schwer, sich Samantha Leeds als Ehefrau dieses Kerls vorzustellen. Der Gedanke lag Bentz schwer im Magen. Während sich der Detective in der voll gestellten Nische umsah, versuchte er, diese Tatsache zu verdrängen. Der stickige Raum war vom Boden bis zur Decke ausgefüllt mit Regalen voller Bücher über Beziehungen, Sexualität, Komplexe und dergleichen mehr und hatte nur ein verstaubtes Fenster. Ein einziger verschrumpelter Weihnachtskaktus, der schon vor Jahrzehnten hätte entsorgt werden müssen, stand auf dem Schreibtisch. Das Büro sah im Grunde genauso aus, wie Bentz erwartet hatte. Der Mann jedoch nicht.
    Dr. Leeds war groß und schlaksig, hatte scharfe Falkenaugen und wirkte ganz und gar nicht wie der zerknitterte exzentrische Professor, den Hollywood so gern heraufbeschwor. Sein ziemlich langes, stahlgraues Haar lockte sich ein wenig, war aber augenscheinlich professionell geschnitten und gestylt, sein Bart war sauber und trendy, seine Jacke aus glattem schwarzen Leder, und auf seiner geraden Adlernase saß eine modische randlose Brille. Ein schäbiges Fischgrät-Jackett mit Wildlederflicken an den Ellbogen kam für diesen Professor nicht infrage. Es gab nicht die Spur von einem Pfeifenständer, und es roch auch nicht nach Tabakrauch, wenngleich in einem Humidor aus Glas Zigarren ausgestellt waren – offenbar Professor Leeds’ einziges sichtbares Laster.
    »Möchten Sie eine?«, fragte der Professor, als er den Blick des Detectives auf dem Glaskasten haften sah.
    »Nein, danke.«
    »Sie kommen aus Kuba, aber verraten Sie es nicht. Von Hand gerollt. Dieser Teil des Gesprächs ist vertraulich, nicht wahr?«
    »Aber nur dieser Teil.«
    Leeds entnahm dem Humidor eine lange Zigarre, zog sie unter seiner Nase durch und inhalierte tief. Reine Effekthascherei. Der Duft des Tabaks trieb durch den warmen Raum.
    Bentz hatte kein Interesse am Theater des Professors. Er wollte nur das Verhör hinter sich bringen, denn nichts anderes war das Gespräch, das er mit Dr. Leeds führen musste. Das Blitzen in dessen Augen ließ ihn jedoch vermuten, dass der Doktor das Treffen genoss, sich über die Gelegenheit freute, seinen Verstand mit dem eines Trottels von der Polizei zu messen, sein Spielchen zu treiben.
    Zuvor hatte Bentz in der Universität angerufen, sich nach Dr. Leeds’ Sprechstunden erkundigt und war dann unangemeldet aufgetaucht. Der Professor telefonierte gerade, steckte tief in einem hitzigen Gespräch, hob aber den Blick, als Bentz in der offenen Tür erschien. Leeds beendete das Gespräch erschrocken mit einem »Ja, ja, ich weiß. Ich sagte doch, ich rufe zurück, und das werde ich auch tun«. Er legte auf, gab sich nicht die Mühe, seinen Ärger zu verbergen, und fragte mit einer abschätzigen Handbewegung: »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Falls Sie Jeremy Leeds sind, ja.«
    Buschige Augenbrauen fuhren in die Höhe.
    »Professor Jeremy Leeds«, korrigierte sich Bentz.
    »Doktor ist mir lieber.«
    Kann ich mir denken,
dachte Bentz, stellte sich kurz vor und hielt dem Mann seine Dienstmarke unter die ausgeprägte Nase.
    Leeds griff nach seiner Brille, betrachtete die Marke und schnaubte durch die Nase. Er presste die Lippen aufeinander. »Officer Bentz.«
    »Detective ist mir lieber.«
    Die Augen des Professors blitzten auf. »Schön, Detective.« Er lehnte sich in seinem Polstersessel zurück. »Vermutlich geht es um meine Exfrau. Wie ich hörte, steckt sie wieder in Schwierigkeiten.«
    »Wieder?«, fragte Bentz. Leeds deutete auf ein kleines Zweiersofa, das eingeklemmt zwischen der Zimmerecke und seinem Schreibtisch stand. Bentz ließ sich dort nieder, schaltete seinen Taschenrekorder ein und machte sich Notizen.
    »Über die Vorfälle in Houston sind Sie doch sicher informiert.« Leeds ging nicht näher darauf ein, sagte nur: »Das war ein Riesenfiasko, aber Samantha hat es selbst verursacht.« Er blickte aus dem halb offenen Fenster und verzog gereizt den Mund. »Ich weiß, das klingt hart, aber ich halte nicht viel von Radiopsychologie. Das ist nur Show, verstehen Sie? Nicht seriös. Nur ein Medium für viele Menschen, die sich darstellen wollen. Zieht unseren Berufsstand in den Schmutz. Daher stammen Bezeichnungen wie ›Psychogequatsche‹ und ›Seelenklempner‹ und so weiter. Das ist abschätzig und … ach, was soll’s.« Er hob resigniert die Hände. »Entschuldigen

Weitere Kostenlose Bücher