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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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flüchtig im Spiegel über der Anrichte, registrierte ihren desolaten Zustand und wurde sich bewusst, dass sie nur wenige Stunden Schlaf gehabt hatte. »Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.« Sie begegnete Tys Blick im Spiegel. Seine Augen waren dunkel; sein stoppeliges Kinn wirkte plötzlich kantig und steinhart.
    »Schauen wir lieber nach.«
    Während sie das Erdgeschoss durchkämmte und nichts Außergewöhnliches entdeckte, sagte sie sich, dass sie überreagierte. Alles stand am richtigen Platz – und doch bemerkte sie einen fremden Geruch im Haus, die Atmosphäre schien gestört. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf. Die Bodendielen knarrten, der Ventilator im Schlafzimmer surrte.
    Sie spürte, dass etwas nicht stimmte, doch im Schlafzimmer war niemand, auch nicht im Bad. Sie überprüften jedes Zimmer, jeden Schrank, doch das Haus war leer. Und still.
    »Wahrscheinlich bilde ich mir wirklich alles nur ein«, sagte sie ohne rechte Überzeugung, als sie zurück ins Erdgeschoss gingen. Charon schlüpfte unter dem Esstisch hervor.
    »Du kommst zurecht?«, fragte Ty.
    »Ja. Natürlich.« Sie würde es nicht zulassen, dass sie sich in ihren eigenen vier Wänden unsicher fühlte.
    »Schließ alle Türen ab und schalt die Alarmanlage ein.«
    »Gut, mach ich«, versprach sie auf dem Weg nach draußen. Das Wetter hatte aufgeklart, die Wolkendecke lockerte sich, die Hitze nahm zu und flimmerte über dem Wasser.
    »Ich ruf dich später an«, verkündete er.
    »Ich komme schon klar.«
    »Ja, aber ich vielleicht nicht.«
    Sie lachte, und er zog sie in seine Arme. Nase an Nase sagte er: »Sei auf der Hut, Sam.« Dann küsste er sie. So heftig, dass sie neben der Wärme seiner Lippen auch das Kratzen seiner Bartstoppeln spürte. Ein Kaleidoskop von Erinnerungen an die vergangene Nacht tanzte durch ihren Kopf, und als er mit der Zunge die Konturen ihres Mundes nachzeichnete, seufzte sie. Er löste sich von ihr. »Ruf mich an, wann immer du willst.«
    Dann war er fort, sprang geschmeidig von der Veranda und joggte durch den sonnenbeschienenen Garten hinüber zum Anleger, wo die Strahlender Engel an ihren Tauen zerrte. Er legte ab und setzte die Segel, und Sam sah dem Boot von der Veranda aus nach, bis es um die Landzunge herum verschwand.
    Charon folgte ihr die Treppe hinauf, wartete, bis sie geduscht hatte, und lief ihr dann in den begehbaren Kleiderschrank nach, wo sie Shorts und T-Shirt anzog. Sie machte gerade ihre Gürtelschnalle zu und war im Begriff, in ein Paar alte Tennisschuhe zu schlüpfen, da fiel ihr Blick durch die Tür auf die antike Kommode, und sie bemerkte, dass die zweite Schublade nicht richtig geschlossen war, sondern einen kleinen Spaltbreit offen stand, kaum weit genug, um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sie sagte sich, es sei nur Einbildung und wahrscheinlich habe sie selbst die Schublade nicht richtig zugeschoben. Sie schlenderte hinüber, um sie zu schließen, überlegte es sich jedoch anders und öffnete die Schublade, die ihre Slips, BH s, Hemdchen und … zwei Bodys enthielt. Ihr roter Body lag jedoch nicht darin.
    Sie wusste, dass sie ihn nicht mit nach Mexiko genommen und seitdem auch nicht mehr angezogen hatte. Nein, das letzte Mal hatte sie ihn am Valentinstag getragen, zum Spaß, nur, weil er rot war. Wo mochte er also sein? Sie durchwühlte sämtliche Schubladen und suchte auch im Schrank danach, doch der Body blieb verschwunden.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe, mahnte sich zur Ruhe und versuchte sich einzureden, dass sie ihn einfach verlegt hatte.
    Doch tief im Inneren wusste sie, dass jemand ihn entwendet hatte.
    Mit hämmerndem Herzen durchforstete sie das ganze Haus. Ihr Schmuck war nicht angetastet worden. Fernseher, Stereoanlage, Computer, Tafelsilber und Barschrank waren unberührt. Das einzige Stück, das fehlte, war ihr spitzenbesetzter knapper roter Body, und als sie überlegte, wer Interesse an einem derart intimen Wäschestück haben könnte, wollte ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Zweifellos war es John.

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    19 . Kapitel
    J eremy Leeds, Doktor der Psychologie, war ein Stinkstiefel. Als Bentz in der kleinen Nische saß, der dem Professor an der Tulane-Universität als Büro diente, war er sich dessen absolut sicher. Doch Leeds war nicht nur ein gewöhnlicher widerlicher Stinkstiefel, sondern obendrein auch ein selbstgerechter, scheinheiliger Egomane, einer von der Sorte, die einen mit herablassendem Lächeln streng in die Schranken wies.
    Es hätte Bentz nicht

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