Pain - Bitter sollst du buessen
Sie meine Abschweifung. Mein persönlicher wunder Punkt, fürchte ich.« Er schenkte Bentz nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit und schaffte es mit einem leichten, wenn auch falschen Lächeln, seine Stirn zu glätten. »Was wollen Sie von mir? Kommen Sie zur Sache.«
»Ich bin tatsächlich wegen Samantha Leeds hier. Sie waren vor etwa zehn Jahren mit ihr verheiratet?«
»Nur kurz. Sie war eine meiner Studentinnen, und wir … nun ja, wir hatten eine Beziehung.« Sein Lächeln erlosch, und er zog nachdenklich die Brauen zusammen. Er stützte das Kinn auf die zusammengelegten Fingerspitzen und gab zu: »Das war nicht unbedingt eine meiner Sternstunden, wissen Sie? Ich war noch mit meiner ersten Frau verheiratet, natürlich lebten wir getrennt, und … nun ja, Sie kennen Samantha. Sie ist schön. Klug und, wenn sie will, entzückend. Als die Ehe mit Louise, meiner damaligen Frau, zerbrach, wandte ich mich Samantha zu. Das sprach sich in Windeseile herum, und obwohl ich schon die Scheidung eingereicht hatte, war es ein Skandal, und wir brannten durch.«
»Nachdem die Scheidung rechtskräftig war, nehme ich doch an?«
»Natürlich«, blaffte er. »Ich bin kein Bigamist, nur … Nun ja, ich habe zwei Schwächen. Eine für Tabak aus La Habana – Havanna.« Er hielt noch immer eine Zigarre in der Hand und deutete mit der anderen auf den Humidor. »Die zweite ist meine Vorliebe für schöne Frauen.«
»War Louise auch eine Ihrer Studentinnen?«
Leeds biss die Zähne zusammen. »Nein … wir haben uns während des Studiums kennen gelernt.«
»Und nach der Scheidung von Samantha haben Sie wieder geheiratet.«
Leeds hatte die Zigarre inzwischen abgelegt, hob nun die geöffneten Hände und sagte: »Ich bin eben heillos romantisch. Ich glaube an die Institution Ehe.«
Genug von dem Mist. Bentz musste zum Kern der Sache vorstoßen. »Hat Samantha, als sie Ihre Studentin war, mal eine Arbeit über Prostitution geschrieben?«
»Nicht eigentlich über Prostitution«, berichtigte Leeds. »Es handelte sich um das Psychogramm der Mädchen auf der Straße – was Menschen dazu bringt, ihren Körper zu verkaufen, eher in dieser Richtung.« Seine Brauen zuckten hoch. »Und es war eine ausgezeichnete Arbeit. Wie ich schon sagte, Samantha ist unglaublich intelligent.« Er rieb sich das Kinn, nahm seine Brille ab, legte sie zusammen und deponierte sie vor sich auf dem Schreibtisch. »Pech, dass es nicht funktioniert hat.«
»Was?« Bentz ahnte die Antwort, wollte sie aber vom Professor hören.
»Unsere Ehe.«
»Warum hat sie nicht funktioniert?«
Wieder das niederträchtige Lächeln. »Ich könnte sagen, wir haben uns auseinander entwickelt.«
»Aber das würde ich Ihnen nicht abkaufen.«
»Sie hatte nur ihre Karriere im Sinn.«
»Und Sie haben sich eine Neue gesucht?«
Ein missmutiger Zug störte Jeremy Leeds’ ansonsten so zufriedene Miene. »Der Mensch ist von Natur aus nicht zum Einzelgänger geschaffen, Detective. Das sollten Sie eigentlich wissen.«
»Sie bedauern es also, dass Sie nicht mehr mit Samantha verheiratet sind.«
Er kniff die Augen zusammen, als rechnete er mit einer Falle. »Ich habe Ihnen lediglich zu verstehen gegeben, dass ich das Scheitern unserer Ehe bedaure.«
Bentz glaubte ihm nicht. Keine Sekunde lang. Dieser Kerl war zu gekünstelt. Zu sehr von sich selbst besessen. Die Fingernägel des Mannes sahen aus, als wären sie professionell manikürt, er hatte nicht ein Gramm Fett am Leib. Der schmale mannshohe Spiegel, der bei der Garderobe hing, sagte alles.
Bentz stellte noch einige Fragen, bekam jedoch nicht viel aus dem Kerl heraus. Als Bentz schließlich in sein Privatleben eindrang und fragte, wo er sich in den Nächten, als John beim Sender angerufen hatte, aufgehalten habe, stellte Dr. Leeds die Stacheln auf.
»Hören Sie auf, Detective. Sie glauben doch nicht, dass ich damit etwas zu tun habe.« Er zog die Brauen hoch. »Falls Sie das doch glauben, liegen Sie falsch. Ich wünsche Sam nichts Böses. Selbst dass sie zurück in New Orleans ist, interessiert mich ganz und gar nicht.«
Er beugte sich über den Schreibtisch, wurde ganz persönlich, als wären sie beste Freunde.
»Passen Sie auf, ich habe sie als Studentin bewundert, mich in sie verliebt. Sie hat Charme, Charisma, etwas Besseres fällt mir nicht ein. Und sie war eindeutig eine meiner klügsten Studentinnen.«
»Weil sie sich mit Ihnen eingelassen hat?«
Ein Muskel zuckte unter Leeds’ Auge. »Aufgrund der ihr eigenen
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