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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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unangemessene schmerzhafte Enttäuschung. Warum um alles in der Welt gab sie nie die Hoffnung auf, dass ihr Bruder noch einmal so etwas wie Verantwortung gegenüber seiner Familie entwickeln könnte? »Also, was macht Pete denn jetzt?«, wollte Sam wissen. »Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, meine ich.«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Er sagte etwas von einer Handyfirma, für die er im gesamten Südosten Funkmasten aufstellt, aber ich hatte irgendwie den Eindruck, dass der Job nun zu Ende ist. Er wohnt hier, in Atlanta, doch er deutete an, dass er umziehen wolle … Oh, Moment, da kommt ein Anruf, den ich annehmen muss, ich arbeite auf Provisionsbasis, weißt du. Aber in ein paar Wochen bin ich in New Orleans. Ich besuche dich dann und erzähle dir alles Weitere. Bis dann.«
    »Tschüs …« Bevor das Wort ausgesprochen war, hatte Corky aufgelegt, und die Leitung war tot. Den Blick auf das Foto von ihrer Familie geheftet, legte Sam den Hörer auf und versuchte, das Leichentuch der Depression abzuschütteln, das immer an ihr klebte, wenn sie an ihren Bruder dachte. Oder an ihre Mutter.
    Tief im Inneren gab Sam noch immer Peter die Schuld am Tod ihrer Mutter, obwohl sie wusste, dass es an der Zeit war, von den alten Ressentiments abzulassen. Sie nahm das Foto auf, folgte mit der Fingerspitze den Konturen des Gesichts ihrer Mutter und spürte, wie die alte Traurigkeit wieder in ihr aufstieg, wie immer, wenn sie an ihre Mutter dachte. Kurz nach der Aufnahme dieses Fotos war Beth Matheson bei einem Autounfall, der hätte vermieden werden können, ums Leben gekommen.
    »Ach, Mom.« Sam schluckte heftig. Vor langer Zeit war Beth auf der verzweifelten Suche nach ihrem Sohn in einer Regennacht in ihr Auto gestiegen und davongefahren. Keine zwei Meilen von zu Hause entfernt hatte sie aufgrund von Aquaplaning an einer roten Ampel nicht rechtzeitig halten können und war von einem Kombifahrer, der gerade in die Kreuzung einbog, gerammt worden. Sie war auf der Stelle tot gewesen.
    Und alles nur wegen Petes Faible für Kokain.
    Abhängigkeit, berichtigte sich Sam und versuchte, wenigstens einen Teil der Wut zu überwinden, die sie beim Gedanken an den vorzeitigen Tod ihrer Mutter manchmal erfasste. Peter war drogensüchtig. Das war eine Krankheit. Beth Matheson war unvorsichtig gewesen; in jener Nacht hatte sie selbst den Tod gefunden, und der Kombifahrer war so eben mit dem Leben davongekommen und hatte Wochen im Krankenhaus verbringen müssen.
    Schnee von gestern.
    Sam stellte das Foto zurück. Sie sollte Corky zurückrufen und versuchen, Pete aufzuspüren. Für ihren Vater. Auch für dich, Sam. Er ist dein einziger Bruder. Du musst aufhören, ihm die Schuld zuzuweisen. Aber er ist so ein verdammter Egoist! Er ruft Dad niemals an. Mich auch nicht. Als ob seine Familie gar nicht existierte.
    Statt sich weiter den Gedanken an ihren Bruder hinzugeben, dem es anscheinend gleichgültig war, ob sie ihn für tot hielt, griff Sam erneut nach dem Hörer. Aus dem Gedächtnis wählte sie Davids Büronummer und erfuhr, dass er ein paar Tage Urlaub genommen hatte.
    Wunderbar. Sie verspürte keineswegs das Bedürfnis, mit ihm zu reden, sie wollte sich lediglich rückversichern, dass er mit den Anrufen beim Sender und bei ihr zu Hause nichts zu tun hatte.
David doch nicht,
sagte sie sich. Der erste Anruf erfolgte, als du in Mexiko warst – zusammen mit David. David steckt nicht dahinter. Die Polizei verfolgt eine falsche Fährte.
    Trotzdem wählte sie Davids Privatnummer, wartete, bis sich der Anrufbeantworter einschaltete, und legte dann auf. Er war also gar nicht in Houston. Na und?
    Sie mochte nicht herumsitzen und sich fragen, was er gerade trieb. Er gehörte nicht mehr zu ihrem Leben, und sie musste sich nicht in Erinnerung rufen, dass sie es so gewollt hatte. Ohne ihn ging es ihr besser. Schließlich hatte sie ihn nie wirklich geliebt.
    Glücklicherweise war sie aufgewacht, bevor sie die Hoffnung auf echte Liebe aufgegeben und ihn geheiratet hatte, nur weil sie ihn für einen geeigneten Kandidaten hielt. »Du bist genauso schlimm wie Corky«, schalt sie sich leise. Sie wandte sich ihrem Computer zu und checkte ihre E-Mails. Die meisten interessierten sie nicht, doch sie fand auch eine Nachricht vom Boucher Center und eine von Leanne.
    Hier läuft es nicht so toll. Mom ist ständig sauer, und Jay ruft mich nicht zurück. Ich glaube, ich muss über eine gewisse Sache mit dir reden. Ruf mich an, wenn du Zeit hast, oder schick mir eine

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