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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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schritt durch die Eingangshalle zur Haustür, und ihr wurde bewusst, dass es weder geklingelt noch geklopft hatte. Merkwürdig.
    Sie spähte durch den Spion, sah jedoch niemanden.
    Ohne die Kette zu entfernen, öffnete sie die Tür einen Spaltbreit und schaltete die Außenbeleuchtung ein.
    Die Veranda war leer. Die Windspiele klimperten in der Brise.
    Von der anderen Straßenseite her glotzte Hannibal zu ihrem Haus herüber und bellte sich die Seele aus dem Leib.
    Sam löste die Kette und trat nach draußen. Sie war allein. Aber der Schaukelstuhl bewegte sich. Als hätte jemand ihm einen Stoß gegeben.
    Ihr wurde kalt ums Herz. Sie ließ den Blick über den Vorgarten und die Zufahrt schweifen. »Hallo?«, rief sie in die anbrechende Nacht hinein. »Hallo?«
    Von der Hausecke her war ein Scharren zu hören – das Scharren von Leder auf alten Holzbohlen. Oder spielte ihre Fantasie ihr einen Streich?
    Mit hämmerndem Herzen ging sie zur Ecke und spähte um das Haus herum zur Veranda hinüber. Abgesehen von dem Licht, das aus dem Fenster des Esszimmers fiel, war alles finster.
    Sie kniff die Augen zusammen und war sicher, eine Bewegung in der Hecke ausgemacht zu haben, die ihr Grundstück von dem benachbarten abgrenzte, doch die konnte auch auf den Wind in den Blättern, ein Eichhörnchen, das in den Zweigen turnte, oder eine durch die Dunkelheit schleichende Katze zurückzuführen sein.
    Allmählich drehst du durch, Sam,
dachte sie und hastete zurück vors Haus.
Du bildest dir das alles nur ein.
    Doch der alte Schaukelstuhl auf der vorderen Veranda schwang noch immer leicht hin und her, und das Gefühl, dass sie nicht allein war, dass verborgene Augen sie beobachteten, trieb ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Wer lauerte ihr auf?, fragte sie sich, betrat das Haus und schloss die Tür hinter sich ab. Das Telefon schrillte, und sie zuckte zusammen.
    Reiß dich am Riemen!
    Sie ließ es noch einmal klingeln. Und noch einmal. Mit heftig pochendem Herzen nahm sie den Hörer auf. »Hallo?«
    »Hallo, Dr. Sam«, schnurrte Johns Stimme, und Sam lehnte sich Halt suchend an den Schreibtisch. »Du weißt, welcher Tag heute ist, oder?«
    »Der zweiundzwanzigste.«
    »Annies Geburtstag.«
    Sam ging nicht weiter darauf ein. »Wer war das Mädchen, das neulich nachts angerufen hat?«
    »Hast du über deine Sünden nachgedacht? Darüber, dass du bereuen solltest?«
    »Was soll ich bereuen?«, wollte sie wissen, und der Schweiß rann ihr über den Rücken. Sie sah aus dem Fenster, fragte sich, ob er wohl draußen war, ob die Schritte, die sie auf der Veranda gehört hatte, seine gewesen waren, ob er von einem Handy aus anrief. Sie ging zum Fenster und ließ die Jalousie herab.
    »Sag du’s mir.«
    »Ich bin nicht verantwortlich für Annies Tod.«
    »Das ist nicht die richtige Einstellung, Sam.«
    »Wer bist du?«, fragte sie herausfordernd. Ihre Muskeln spannten sich an, es dröhnte in ihrem Kopf. »Kennen wir uns? Kenne ich dich?«
    »Das Einzige, was du zu wissen brauchst, ist Folgendes: Das, was heute Nacht geschieht, geschieht deinetwegen. Wegen deiner Sünden. Du musst bereuen, Sam. Um Vergebung bitten.«
    »Was hast du vor?« Ihr war plötzlich eiskalt.
    »Du wirst es sehen.«
    »Nein … Nicht –«
    Klick. Die Leitung war tot.
    »O Gott, nein!« Sam sank in ihrem Stuhl zusammen. Barg das Gesicht in den Händen. Sie hatte das Böse in seiner Stimme gespürt, die Grausamkeit. Irgendetwas würde passieren. Etwas Grauenhaftes. Und es würde ihre Schuld sein.
    Reiß dich zusammen. Lass dich von ihm nicht unterkriegen. Du musst ihn aufhalten. Denk nach, Sam, denk nach. Ruf die Polizei. Alarmiere Bentz.
    Sie wählte die Nummer der Polizei in New Orleans und verlor fast den Verstand, als man ihr mitteilte, man würde Bentz ausrufen lassen und er würde sich bei ihr melden. »Sagen Sie ihm, dass es sich um einen Notfall handelt«, verlangte sie, bevor sie auflegte. Was sollte sie tun? Wie konnte sie das Böse, das John plante, verhindern? Als das Telefon erneut klingelte, fuhr sie zusammen. Sie hob den Hörer ab und rechnete bereits mit einer weiteren Drohung.
    »Hallo?« Sie flüsterte beinahe, und ihre Knie drohten nachzugeben.
    »Bentz hier. Man hat mich benachrichtigt, dass Sie wegen eines Notfalls angerufen haben.«
    »John hat sich gerade bei mir gemeldet«, berichtete sie. »Hier, bei mir zu Hause.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er will, dass ich bereue, und wenn ich nicht bereue, müsse ich für meine Sünden bezahlen, die

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