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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Leckerbissen gefüttert und von einem ganzen Hof, der Eure Lügen glaubte, verzärtelt … Also erlaubt Euch gefälligst nicht, andere zu beleidigen!«
    Ein schwarzes Feuer glomm hinter Marikanis Pupillen. »Ach, wollt Ihr mich vielleicht daran hindern? Wir werden ohnehin sterben! Was wollt Ihr schon tun, wenn ich die Wahrheit sage? Mich töten?«
    »Da gibt es viele andere Möglichkeiten«, sagte Arekh und trat auf sie zu. Diesmal rappelte Marikani sich unbeholfen auf; sie konnte sich noch immer nicht gut auf ihre gefesselten Hände stützen.
    »Ihr macht mir keine Angst«, zischte sie. »Ihr habt mir nie Angst gemacht. Hasst Ihr mich vielleicht deshalb? Weil ich mich von Euch nicht einschüchtern lasse?«
    »Ich könnte Euch zum Schreien bringen«, sagte Arekh, packte sie bei den Schultern und stieß sie gegen den Karren; die kleine Sklavin hielt sich entsetzt die Ohren zu und schloss die Augen. Arekh schüttelte Marikani, bis ihr Kopf auf das Holz traf, und war nahe daran, sie zu schlagen, zu würgen oder ihr noch Schlimmeres anzutun. »Ich habe noch die ganze Nacht vor mir, bevor Ihr sterbt, warum sollte ich mich also nicht vergnügen?«
    »Weckt mich, wenn Ihr fertig seid«, zischte Marikani,
und Arekh stieß sie ein letztes Mal gegen das Holz, bevor er sich allein ins »Zelt« zurückzog; ihm war bewusst, dass er sich beruhigen musste, bevor er etwas nicht Wiedergutzumachendes tat.
    Aber warum eigentlich nicht? Alles, was er gesagt hatte, war wahr. Wenn er morgen zu schwach sein und sich in Todesqual winden würde, warum sollte er dann diese Nacht nicht nutzen?
    Er hatte den Eindruck, wieder vor sich zu sehen, wie er die Klinge an Marikanis Kehle gesetzt hatte, als er in der Wüste versucht hatte, sie zu töten.
    Er konnte es nicht, nicht so, nicht gewaltsam … Oder täuschte er sich? War es im Gegenteil so, dass er sie derart hasste, dass dies das einzige Mittel gewesen wäre, sich zu rächen?
    Er stützte den Kopf in die Hände und blieb lange so sitzen, versuchte nachzudenken, seiner widerstreitenden Gefühle Herr zu werden. Er hatte Hunger, wie ihm plötzlich aufging, aber mit ausgetrockneter Kehle einen Fladen zu essen, hätte ihn nur ersticken lassen. Es kam auch nicht in Frage, Mehl zu schlucken, und obwohl seine Gedanken sich vordergründig ums Essen drehten, kehrten immer noch ungebetene Bilder in seinen Verstand zurück: Marikani, wie sie mit gefesselten Händen hilflos dalag, während ihr Gesicht unter seinen Schlägen anschwoll und er …
    »Und was treiben zwei hübsche Täubchen wie ihr so verloren mitten in der Wüste?«
    Arekh erstarrte. Die Stimme war die eines Mannes, tief, mit einem leichten Nomadenakzent. Er konzentrierte sich, lauschte. Da war auch ein Pferd. Nein. Mehrere Pferde.
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen … nichts Besonderes«, sagte Marikanis Stimme. »Wir haben nichts zu trinken.
Unsere … unsere Herren haben uns hier zurückgelassen. Sie sagten, sie hätten nicht mehr genug Wasser.«
    »Das ist aber traurig«, sagte dieselbe Männerstimme wie eben.
    »Es bricht mir das Herz«, sagte eine zweite, und Arekh hörte Schritte auf dem Sand und Sporenklirren.
    Irgendjemand war abgestiegen.
    »Ist es nicht reizend von euren Herren, euch einfach hier zurückzulassen, dem erstbesten Vorüberkommenden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert? Ihr seid nicht sehr vorsichtig, meine Täubchen. Ein Feuer auf dem Sand zu entzünden … Das Licht war meilenweit zu sehen, wisst ihr?«
    Arekh bückte sich und sah die Füße: Marikanis nackte Füße, die einen Schritt zurückwichen, die Beine der kleinen Sklavin, die starr vor Schreck war, zwei Paar Stiefel und die Hufe dreier Pferde. Einer der Nomaden saß wohl noch im Sattel.
    »Das haben wir mit Absicht getan«, erklärte Marikani. »Wir haben gehofft, dass jemand es sehen würde. Das war unsere einzige Chance.«
    »Ganz schön schlau für eine Sklavin«, sagte eine dritte Stimme. »Aber sie redet ein bisschen zu viel.«
    »Wir können Ihr ja die Zunge rausschneiden«, schlug einer der Nomaden vor.
    »Tja … aber das Gesicht sagt mir irgendetwas«, sagte plötzlich der Mann, der als Erster gesprochen hatte. »Das ist doch wohl nicht etwa …«
    Arekh sprang mit gezogenem Messer unter dem Karren hervor. Er packte den Nomaden, der noch im Sattel saß, beim Arm, riss ihn heftig zu Boden und schnitt ihm die Kehle durch. Marikani, die beiseitegewichen war, um ihn
durchzulassen, versetzte dem Feuer einen Tritt, um eines der Pferde mit Kohle und

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