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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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wollen. Der Diener war sehr verlegen gewesen: Anscheinend hatte ein Ratgeber des Emirs diesen Likör ausdrücklich bestellt. Das hatte Harrakin nicht abgehalten. Nachdem sie versucht hatten, in Harabec einzufallen, schuldeten ihm die Leute aus dem Emirat doch wohl etwas …
    Im Grunde war ihm der Likör völlig gleichgültig. Er war besorgt, besorgter, als er es seit langem gewesen war. Das Große Konzil hätte eines dieser nutzlosen, sterbenslangweiligen Treffen sein sollen, auf die die Priester ohne guten Grund so versessen waren, ein Anlass, die Wüstengegenden zu besuchen. Aber wider Erwarten schienen die Probleme ganz real zu sein. Die Kreaturen der Abgründe griffen wirklich Menschen an … Wer hätte das gedacht? Wenn sie weiter ganze Volksstämme vor sich hertrieben, würden die Schwierigkeiten irgendwann auch auf Harabec übergreifen. Gar nicht zu reden von dieser Ritualgeschichte und dem Opfer … Und vom Sklavenaufstand …

    Und der Anwesenheit dieses Kerls!
    Harrakin stellte die Flasche mit einer zornigeren Gebärde, als er es beabsichtigt hatte, auf einer Kommode ab. Marikani würde natürlich nicht da sein - sie nahm sicher an einem der unzähligen zweitrangigen Treffen teil, die auf die erste Sitzung des Konzils folgen mussten, es sei denn, sie war wie der Emir und der kleine König von Kiranya gebeten worden, sich auf den Mauern den Truppen zu zeigen, um »ihnen Mut zu machen«.
    Sie …
    Sie war da.
    Sie stand mit verschränkten Armen an die Rückwand des Zimmers gelehnt und beobachtete ihn. Sie hatte sicher gerade ein Bad genommen, denn sie war wunderschön: Ihr langes dunkles Haar war offen und parfümiert, und sie trug nur einen Bademantel in ihrer Lieblingsfarbe, Dunkelrot, der sich leicht über ihrer Brust bauschte. Trotz seiner Unzufriedenheit bewunderte Harrakin die Zartheit des Körpers seiner Frau - ein Zeichen ihres adligen Blutes -, ihre zierlichen Handgelenke, die Anmut ihrer Gliedmaßen, ihre Kopfhaltung. Was für ein schönes Geschöpf! Sie trug stolz das Blut des Arrethas in sich, des Gottes, der ihrer beider Vorfahr war. Sie bildeten ein perfektes Paar - oder hätten es getan, wenn sie nur nachgiebiger gewesen wäre, auf ihn gehört und endlich darauf verzichtet hätte, an diesen erbärmlichen Gesetzlosen zu denken, der aus den schlammigen Provinzen von Reynes hervorgekrochen war.
    Bei diesem Gedanken steigerte sich sein Zorn erneut.
    »Also ist Arekh es Morales in Salmyra«, verkündete er. »Das erstaunt mich nicht.«
    Marikani musterte ihn einen Moment lang, als verstünde sie nicht, wovon er sprach. Dann zuckte sie mit den
Schultern. »Das wusste ich nicht im Voraus. Ich habe erst gestern erfahren, dass er hier ist.«
    »Nun, jedenfalls ist er hier«, erwiderte Harrakin, »und obwohl es mir gewaltig missfällt, eifersüchtig zu erscheinen, meine Liebe, muss ich Euch doch sagen, dass -«
    Marikani unterbrach ihn, indem sie zwei Schritte auf ihn zutrat. Zum ersten Mal nahm Harrakin das seltsame Leuchten wahr, das in ihren Augen stand. »Arekh ist nicht wichtig«, sagte sie in so schneidendem Tonfall, dass Harrakins Zorn erstarb und Neugier wich. »Es geht um etwas anderes.«
    »Worum?«
    »Das Ritual«, sagte Marikani. »Das geplante Massaker an den Sklaven. Zehntausende … was sage ich, Hunderttausende von Menschen in allen Königreichen.«
    Harrakin nickte. »Ich bin ganz deiner Meinung. Das ist Wahnsinn. Wir brauchen Soldaten, keine Magie. Ich habe ja nichts gegen ein, zwei Opfer, wenn sie uns das Wohlwollen der Götter bescheren können, aber das … Das sind einmal mehr die Priester mit ihren verrückten Einfällen! Ob Laosimba sich überhaupt bewusst ist, was für eine Krise er auslösen wird? Wer soll denn auf den Baustellen, in den Bergwerken, auf den Feldern arbeiten? Wirtschaftlich gesehen wird das eine Katastrophe sein.« Er zuckte die Achseln. »Aber was willst du tun? Wenn der Hohepriester von Reynes entschlossen ist …«
    »Wir müssen es verhindern«, sagte Marikani düster.
    »Wie?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wir werden einen Weg finden. Wir könnten einen Beschwerdebrief nach Reynes schicken. Unseren Fall vor der Versammlung der Fürstentümer vortragen. Es gibt sicher Mittel und Wege …«

    »Marikani, Marikani«, sagte Harrakin, trat mit zärtlicher, besorgter Geste an sie heran und umarmte sie. »Du kannst dich nicht in einen solchen Kampf stürzen. Hast du es nicht bemerkt? Laosimba nimmt dir dein Verhalten noch immer übel. Wenn du jetzt viel Aufhebens

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