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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Eintreffen einer wandernden Schauspieltruppe.
    »Bald werden sie sie zeigen«, sagte einer der Jüngsten, dessen Haut pockennarbig war. »Sie werden sie auf der Terrasse zeigen - alle Shi-Âr werden dabei sein, und der Kerl aus Reynes! Da gibt es ordentlich was zu sehen!«
    »›Sie‹ zeigen?«, wiederholte Arekh, aber eine neuerliche Bewegung der Menge riss ihn von dem Jungen fort; er fand sich mitten in einer Gruppe verschleierter Frauen wieder, die in nervöser Aufregung miteinander schwatzten. Sie stießen kleine Schreckensschreie aus und versuchten, sich von dem Mann zu entfernen, der ihnen allein schon durch sein Erscheinen mangelnden Respekt bezeugt hatte, aber das Gedränge war zu dicht. Unter Ellbogeneinsatz gelang es Arekh endlich, sich zu befreien, und er drängte
sich, indem er alle beiseitestieß, die sich ihm in den Weg stellten, langsam zum Palast durch. Sein Verstand nahm unzusammenhängende Gesprächsfetzen wahr.
    »… anscheinend hat man sie in Ketten gelegt …«
    »… der Shi-Âr hat verkündet …«
    »… solch eine Blasphemie! Ein Wunder, dass die Götter nicht …«
    »Aida Morales!«, rief eine Stimme, und als er sich umsah, bemerkte Arekh Essin, der sich, gefolgt von drei Nâlas, zu ihm durchdrängte.
    Arekh stieß einen beleibten Händler beiseite, der eine Reihe von Goldketten um den Hals trug, und gelangte bis zu seinem Adjutanten. Essin salutierte knapp. Hinter ihm hielten die Nâlas die Menge auf Abstand, und inmitten des Durcheinanders bildete sich eine winzige Oase der Ruhe.
    »Ich bin froh, Euch gefunden zu haben, Aida«, sagte Essin und lächelte beinahe. »Die ganze Stadt scheint verrückt geworden zu sein.«
    »Das sehe ich«, sagte Arekh. »Ist es wegen des Wasserproblems?«
    Essin zuckte mit den Schultern. »Ich habe mit Shi-Âr Veryill persönlich gesprochen. Er sagt, dass morgen früh alles wieder in Ordnung sein wird. Sie organisieren nur die Verteilung am Südtor um. Nein, es geht um -«
    Schreie ertönten zur Linken, und eine scheinbar ziellose Welle der Erregung durchlief die Menge. Sie verlor rasch an Kraft, aber bevor sie zum Erliegen kam, traf sie auf die Soldaten und Arekh und brachte sie fast ins Stolpern. Der Hintergrundlärm war mittlerweile so stark, dass man kaum noch etwas anderes hörte.
    »… die Königin von Harabec …«, erklärte Essin.
    Der Rest dessen, was er sagte, ging im Chaos unter.
Arekh stieß energisch einen Nomaden von sich, der sich zwischen ihnen hindurchdrängen wollte, und beugte sich zu Essin. »Was?«
    Der junge Offizier hob die Stimme, aber Arekh hörte den Anfang seines Satzes nicht. »… weiß nicht wie, aber Gerüchten im Palast zufolge hat sie alles ihrem Ehemann gestanden, um ihn zu überzeugen, Laosimbas Pläne aufzuhalten. Ihr wisst doch davon? Vom rituellen Sklavenopfer?«
    Arekh legte Essin die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn kräftig. »Was gestanden?«, fragte er heiser.
    Plötzlich wurde die Menge rings um sie beinahe wahnsinnig. Erregte und hasserfüllte Schreie ertönten, als Soldaten auf die Terrasse traten, die oberhalb des Platzes lag. Ein Trompetensignal erklang, und dann erschien eine Delegation aus Offizieren, unter denen Arekh den jüngeren Bruder Louarn und drei Nomadenhäuptlinge erkannte. Sie nahmen langsam auf der Terrasse Aufstellung, offenbar nach einer rituellen Anordnung; bis alle ihren Platz gefunden hatten, schien Arekh unendlich viel Zeit zu vergehen. Dann erklang noch ein Trompetensignal, und Laosimba erschien in Begleitung zweier Shi-Âr.
    Die Schreie wurden noch lauter.
    »Da ist sie!«, sagte Essin.
    »Tötet die Sklavin!«, brüllten die Stimmen rings um sie. »Die gotteslästerliche Königin! Tötet sie! Tötet sie!«
    Und sie erschien. Sehr aufrecht, von sechs Soldaten umgeben, ins Gewand der Verurteilten gekleidet und mit auf den Rücken gefesselten Händen.
    Marikani.

Kapitel 15
    Die kleine Sklavin tat ihr Bestes, sich durch die Menge zu drängen. Die Männer und Frauen von Salmyra standen dicht an dicht, um das Schauspiel zu verfolgen, und sie kam kaum voran. Aber sie musste es tun. Nachdem sie ihren Herrn überall auf den Höfen des Palasts gesucht hatte, um ihm die Botschaft zu überbringen, hatte sie ihn auf der Straße erspäht und war durch einen Seiteneingang hinausgelaufen, um zu versuchen, zu ihm zu gelangen.
    Natürlich war das töricht gewesen. Sie hatte ihn bald aus den Augen verloren und war zwischen den stinkenden, schwitzenden Leibern fast erstickt, von Schenkeln,

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