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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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bringen. Aber … Ich weiß nicht … Wir hatten Schwierigkeiten, Euch zu finden, und er hat es bestimmt vorgezogen, nicht länger zu warten.«
    »Ihr wusstet, dass er schon aufgebrochen war?«
    »Ich dachte … Ich war mir nicht sicher …« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir gesagt, dass es besser wäre, Euch hierzubehalten, damit Ihr nicht herumerzählt, dass er abgereist ist.«
    Arekh ließ den Blick durch die leeren Gemächer schweifen. »Ich nehme an, die Wasserverteilung wird morgen früh nicht wieder aufgenommen werden.«
    Der Sekretär starrte auf den weißen Fleck an der Wand, wo bis vor kurzem noch ein Wandteppich gehangen hatte. »Die Vahar haben die Südstraße abgeschnitten. Es gibt kein Wasser mehr.«
    Arekh schwieg einen Moment lang. »Ich verstehe.«
     
    Er verließ das Vorzimmer und ging den Korridor hinauf. Bei Einbruch der Nacht hatten die Sklaven des Palasts sonst immer Tausende von Kerzen in den Haltern aus geprägtem Leder entzündet, die an den Mauern befestigt waren. Aber die meisten Sklaven waren jetzt tot oder eingesperrt. Anscheinend versuchten jedoch einige Diener, alles zu machen wie immer, denn manche Gänge waren erleuchtet. Andere dagegen lagen im Dunkeln. Arekh begegnete blau verschleierten Pashnou-Frauen, die mit langen, flatternden Gewändern an ihm vorbeieilten; die Götter allein wussten, wohin. Ein langgezogenes Wimmern drang aus einem Gemach hervor; es war die Stimme einer betagten, vielleicht kranken Frau.
    »Habt Ihr mich vergessen? Shina, seid Ihr das? Habt Ihr mich vergessen? Meine Kehle ist so ausgedörrt …«

    Arekh blieb nicht stehen.
    Draußen auf dem Hof prügelten sich ein paar Lakaien um eine Amphore voll Milch. Die Wachen, die Arekh aufgehalten hatten, um ihn zu zwingen, sich zu Veryills Verfügung zu halten, waren verschwunden.
    Arekh ging ins Freie.
    Die Straßen von Salmyra, die vom Licht der Monde erhellt wurden, waren voller Menschen. Familien, die vor den Meriniden fliehen wollten, drängten sich mit ihren kostbarsten Besitztümern auf Karren oder Pferden und versuchten, das Südtor zu erreichen. Aber irgendetwas hielt sie auf, sie kamen nicht weiter voran. Arekh begriff, dass das Tor selbst verstopft sein musste, als er näher heranging, um die Gespräche zu belauschen. Es drängten sich zu viele Karren davor, die auf die Wasserverteilung warteten.
    Natürlich. Sie konnten nicht ohne Wasser den Weg durch die Wüste antreten. Arekh schritt an der Reihe von Karren entlang und bemühte sich, den Blicken dieser Männer, Frauen und Kinder, die auf die Morgendämmerung warteten, nicht zu begegnen. Die Kleinen weinten schon, weil ihnen der Durst die Kehlen zuschnürte, während die Erwachsenen besorgt Ruhe bewahrten, eher, um ihren Kindern ein gutes Beispiel zu geben, als weil sie sich wirklich sicher waren, Wasser zu bekommen.
    Die Vahar, die gesperrte Straße … Es mussten Gerüchte im Umlauf sein, ganz bestimmt. Sie waren es schon am Vorabend gewesen.
    Und plötzlich kam es zu einem Kampf, als drei Pashnou, die einen Karren begleiteten, auf dem fünf Frauen und ein gutes Dutzend Kinder hockten, zwei Nomaden entdeckten, die stolz und elegant auf ihren Pferden an der Schlange
vorbeizogen; jeder von ihnen hatte drei Wasserschläuche bei sich. Die Pashnou fackelten nicht lange. Nach einem kurzen Wortwechsel sprangen sie mit gezogenen Dolchen von ihrem Karren weg, und nur einige Augenblicke später landeten die Nomaden mit durchschnittener Kehle im Staub. Die Pashnou luden die Schläuche sofort auf ihren Karren und verteilten das Wasser unter den Kindern, die große Schlucke tranken, aber die Leute in der Nähe begannen, ihren Anteil zu fordern. Beleidigungen flogen hin und her; die Nächststehenden hatten zuerst noch Respekt vor den Dolchen, aber der Durst erwies sich doch als stärker, und ein Mann wagte sich auf den Karren; dann folgte ein zweiter, und sie kämpften um die kostbaren Schläuche. Bald war der Karren unter einer wimmelnden, schreienden Menschenmasse begraben, und ein neuer Schrei erklang: »Da! Wasser! Wasser!«
    Finger wiesen auf eine einsame Frau zu Pferde, die ein Pony mit zwei Wasserschläuchen hinter sich herführte und in die Nähe der Flüchtlinge kam. Die Frau hörte die Schreie - und wendete sofort ihr Pferd und galoppierte davon, um sich in den Gassen der Stadt zu verbergen. Arekh wartete nicht ab, um zu beobachten, ob man sie verfolgte. Er drehte sich auf dem Absatz um, kehrte in den Palast zurück und lief mit großen

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