Pakt des Bosen
persönlicher Freund des amerikanischen Präsidenten war, hatte es noch einfacher gemacht. Das und die Leichtgläubigkeit Gerlings. Israel hatte einer Zweistaatenlösung uneingeschränkt zugestimmt und den Siedlungsbau gestoppt. Er bedauerte es, dass der groÃe Anführer ihrer Organisation diese Entwicklungen nicht mehr miterleben konnte. Denn er war schon vor Monaten gestorben.
Allerdings wusste das niemand. Al Farag war ein Meister des Täuschens, und den Tod Bin Ladens zu vertuschen, war eine Kleinigkeit für ihn gewesen. Als es abzusehen war, dass die Tage des Anführers gezählt waren, der Krebs hatte sich schon tief in seine Eingeweide gefressen, hatten sie noch genügend Videoaufnahmen mit Drohungen und Botschaften aufgenommen, um die Welt damit ein bis zwei Jahre in Atem zu halten. Al Farag hatte unbemerkt die Führung der Al-Qaida übernommen und sich darangemacht, seinen groÃen Plan umzusetzen. Nun stand er kurz vor seinem Triumph. Die alliierten Streitkräfte würden den Irak und Afghanistan verlassen und er würde in Kürze Zugriff auf die atomaren Sprengköpfe Pakistans haben.
Allah sei Dank.
Dallas, Texas, 20. September, 15.35 Uhr
Der alte Mann legte den Telefonhörer auf und sah gedankenverloren in das prasselnde Kaminfeuer. Ein versonnenes Lächeln erschien auf seinem faltigen, aber markanten Gesicht. In seinen hellblauen Augen spiegelten sich die Flammen des Kaminfeuers. Trotz einiger unvorhergesehener Ereignisse lief alles zu seiner Zufriedenheit. Mit den Fingern der rechten Hand trommelte er einen Rhythmus auf der ledernen Armlehne und betrachtete dabei den prunkvollen Siegelring, den er als Absolvent der West Point-Akademie erhalten hatte. Das war nun schon viele Jahrzehnte her. Die Tür der Bibliothek öffnete sich und sein persönlicher Assistent erschien lautlos im Raum.
âBenötigen Sie noch etwas, Mister President?â, fragte er mit leiser Stimme.
âNein, Malcolm. Sie können sich zurückziehen.â
Malcolm nickte ergeben und verlieà den Raum.
Mister President... Noch immer überkam ihm ein wohliger Schauer, wenn man ihn mit diesem Titel ansprach. Das war eines der Privilegien, die diese Position mit sich brachte. Auch nachdem man aus dem Amt ausgeschieden war, stand einem der Titel zu. Auch die sechs Secret Service-Agenten, die ihn bewachten, gehörten zu diesen Privilegien. Und er genoss sie alle. Noch heute, fünfzehn Jahre nach seiner Wahlniederlage, schmerzte ihn die Tatsache, dass der Präsident der Vereinigten Staaten nur zwei Amtszeiten im WeiÃen Haus regieren durfte. Auch schmerzte ihn die Tatsache, dass das Zeugnis seiner Regierungszeit der Beurteilung âhat am Unterricht teilgenommenâ glich. Er hielt sich für einen der am meisten unterschätzten Präsidenten der Vereinigen Staaten von Amerika. Sein Nachfolger im WeiÃen Haus fing an, kaum dass er ins WeiÃe Haus eingezogen war, alles zu vögeln, was einen Rock trug. Der alte Mann schnaufte verächtlich. Den Grünschnabel, inzwischen in Ehren ergraut, feierten sie heute noch. Und ihn? Erst als sein Sohn den Posten einnahm, der seiner Familie zustand, erinnerte man sich wieder an ihn und er hatte gehofft, er könne seinem Sohn als Berater zur Seite stehen. Der vertraute allerdings lieber auf andere.
Auch das schmerzte heute noch. Aber die Tatsache, dass sein Sohn im WeiÃen Haus regierte, machte auch ihn wieder zu einem gefragten Mann. Und er nutzte die Gelegenheit. Er traf sich mit vielen alten Weggefährten auf dem ganzen Erdball und sie philosophierten über die aktuelle Lage, in der sich die Welt befand. Seine Kontakte zum saudischen Königshaus waren schon immer ausgezeichnet gewesen â zu gut, wie viele Kritiker behaupteten. Ãber seine Freunde in Saudi-Arabien konnte er Kontakte in die gesamte Region des Nahen Osten knüpfen â auch in den Iran.
Mit Besorgnis verfolgte er die Entwicklung des internationalen Terrors. Wieder hatte er gehofft, sein Sohn würde ihn um Rat fragen. Wieder wurde er enttäuscht. Also begann er, mit seinen alten Freunden eine Strategie zu entwerfen. Er traf sich immer häufiger mit seinem ehemaligen Sicherheitsberater, seinem Verteidigungsminister und anderen Gleichgesinnten seines vergangenen Kabinetts. Sie alle waren Kinder des Krieges. Für den zweiten Weltkrieg zu jung, waren ihre Schlachtfelder in Korea und Vietnam. Beides sogenannte
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