Pakt des Bosen
kehrten die Gedanken des amerikanischen Präsidenten immer wieder zurück zu seinem Freund, dem deutschen Bundeskanzler, der irgendwo in der afghanischen Wüste um sein Leben kämpfte. Alles, was anfangs so gut begonnen hatte, kehrte sich gerade um. Hatten sie anfangs gedacht, dass sie Erfolg haben würden, steuerten sie nun auf eine Katastrophe zu.
Afghanistan, 21. September, 01.18 Uhr
Der Kanzler, Simon und der verletzte Söldner waren auf dem Weg in Richtung Kabul. Sie kamen aufgrund der Verletzung von Jacobs nur langsam voran. Das Terrain, in dem sie sich bewegten, tat sein Ãbriges. Immerhin befanden sie sich im östlichen Ausläufer des Hindukusch, einem Gebirge, das in der Region, in der sie sich befanden, aus trockenem vier- bis fünftausend Meter hohen Bergen bestand. Zum Glück gab es genügend Täler, sodass ihnen ein alpiner Aufstieg erspart blieb. Dennoch war der Marsch durch die hellen Felsmassen extrem anstrengend. Hinzu kam, dass diese Region Afghanistans zum Rückzugsgebiet der Taliban-Milizen gehörte, was eine erhöhte Aufmerksamkeit lebensnotwendig machte. Simon ging an der Spitze, Gerling und Jacobs folgten in einem Abstand von drei Metern. Alle zehn Minuten blieben Gerling und Jacobs zurück, während Simon die nähere Umgebung auskundschaftete â immer auf der Suche nach Talibantruppen, die hinter jedem Felsbrocken lauerten konnten.
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Afghanistan, 21. September, 02.50 Uhr
Sie machten eine Rast. Nicht, weil sie es so wollten, sondern vielmehr, weil sie es mussten. Der verletzte Jacobs konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und Bundeskanzler Gerling war die Strapazen eines Hubschrauberabsturzes, eines Feuergefechtes und eines längeren FuÃmarsches nicht gewohnt. Als Rastplatz wählte Simon einen kleinen Canyon. Hier fanden sie Schutz vor dem Wind. Darüber hinaus hatten sie so nur zwei Richtungen zu bewachen, aus denen sich mögliche Feinde nähern konnten. Von hinten, woher sie kamen, oder von vorn. Der Canyon, in dem sie sich befanden, war von beiden Seiten nur durch einen schmalen Durchgang zu erreichen, also gut zu sichern. Die Temperatur war mittlerweile unter null Grad gesunken, aber den Luxus eines Feuers konnten sie sich nicht leisten. Zu essen gab es Dosenfleisch und hartes Brot. Gott sei Dank hatten sie noch etliche Müsliriegel.
Jacobs lag gegen einen Felsbrocken gelehnt auf dem Boden und schlief. Simon und Gerling saÃen neben einem weiteren Stein und beobachteten die beiden Durchgänge. Plötzlich hörte Gerling, wie Simon leise lachte. Er drehte sich zu dem Soldaten um und bemerkte, dass dieser ihn ansah und den Kopf schüttelte.
âWas ist los?â, fragte Gerling verwundert.
Simon hörte auf zu lachen und sah den Bundeskanzler ernst an.
âWarum zum Teufel machst du das alles?â, fragte er und sah Gerling aufmerksam an.
âWas meinst du?â
âIch meine, warum bist du hier? Warum hast du dich mit Al Farag getroffen? Als du damals gewählt wurdest, waren wir uns nicht sicher, was wir von dir halten sollten. Einige meiner Kameraden haben diese Talkshow gesehen, in der du warst. Du hast die Wehrpflicht verteidigt und den damaligen Innenminister platt gemacht. Das hat den Jungs gefallen. Dann diese Geschichte mit den Nazis und den Schweinen, die diese armen Kinder missbraucht haben... Mann, das war schon einsame Spitze.â Simon verstummte und zündete sich eine Zigarette an. Gerling wollte schon darauf hinweisen, dass auch diese Flamme zu sehen sei, da bot Simon ihm auch eine Zigarette an. Scheià drauf, dachte der Kanzler und zündete sich auch eine an. Beide schirmten die Glut mit der hohlen Hand ab.
âDann hätten sie dich in Hamburg fast erwischtâ, fuhr Simon fort. âHast nen Schuss in die Lunge gekriegt, oder?â
Gerling nickte. Diese Bilder würde er wohl niemals mehr aus seinem Kopf kriegen. Die jubelnde Menge vor dem Rathaus in Hamburg. Er und de Fries, wie sie Hände schüttelten. Dann der Mann, der in seine Jackentasche griff, der mächtige Stoà vor die Brust und dann nichts mehr...
âWarum machst du das alles?â, wiederholte Simon seine Frage.
âIch versuche einfach nur, das Richtige zu tunâ, hörte Gerling sich kraftlos sagen.
âNe, ne, Herr Bundeskanzler. So einfach kommst du mir nicht davon. Da könnte ich ja jeden fragen. Auch der korrupteste Politiker würde mir diese Frage so beantworten. Kein
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