Pakt des Bosen
tranken Kaffee aus so filigran gearbeiteten Tassen, dass Jan Angst hatte, zu fest zuzugreifen, da er befürchtete, sie zu zerbrechen.
Der Präsident spürte seine Zurückhaltung.
âAlles in Ordnung?â, fragte er.
Jan stellte die Tasse behutsam zurück auf den runden Tisch.
âIch bin mehr der Becher-Typâ, sagte er.
âHab` schon bemerkt, dass du eher der zupackende Typ bistâ, sagte Clifford mit einem kurzen Lächeln. âIch nehme an, du hast dir das alles gut überlegt?â
âJa.â
âWas sagen deine Berater?â
âSie haben mir geraten, nicht zu gehen.â
âAber du bist hier!â
âIch bin hier.â
âSoviel zum Wert von Beraternâ, stellte Clifford fest.
âSie sind nicht objektivâ, meinte Jan.
Clifford nickte. âDas ist in der Tat ein Problem. Hast du daran gedacht, jemanden mitzunehmen, der aufpasst?â
âNein. Das würde nicht funktionieren. Der Mann ist zu gerissen â immerhin ist es ihm gelungen, der einzig verbliebenen Supermacht der Welt immer wieder zu entwischen. Der riecht so was und dann ist das Treffen gestorben. Das Risiko ist mir zu hoch.â
âIch verstehe. Wie auch immer â von unserer Seite ist für alles gesorgt. Die Maschine nach Islamabad geht heute Nachmittag. Wir beide werden dann offiziell in Camp David sein â zum Ausspannen.â
Berlin, 22. Juni, 18.45 Uhr
Martin von Sengen fuhr das erste Mal seit langem früh nach Hause. Seine Frau hatte darauf bestanden. Ihr jüngster Sohn Björn hatte Geburtstag, er wurde acht, und Martins Frau hatte gemeint, er müsse wenigstens zwei Stunden für seinen Sohn Zeit haben, zumal der Kanzler ohnehin in den USA war.
Natürlich war es auch der Wunsch Martins, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Aber manchmal ging das einfach nicht. Es war ein angenehmer Frühsommertag und er war sicher, dass seine Frau im Garten schon alles für das Grillfest vorbereitet hatte.
Vor der Haustür kam ihm Björn schon entgegengelaufen. Erstaunt stellte Martin fest, dass er den Tränen nahe war.
âDer Renner fährt nicht, Papaâ, schluchzte er. âKannst du ihn heile machen?â Hoffnungsvoll sah sein Sohn zu ihm auf. Martin ging vor ihm in die Hocke.
âWeiÃt du, warum der Renner nicht fährt?â, fragte er.
Björn schüttelte heftig den Kopf.
âDann los. Zeig ihn mir. Mal sehen, was wir da machen könnenâ, meinte Martin und schon rannte sein Sohn zum Haus. An der Tür wartete schon Martins Frau auf ihn. Sie umarmten sich und er gab seiner Frau einen Kuss. âAlles klar?â, fragte er.
âEine Tragödieâ, sagte sie. âDer blöde Wagen zuckt nur kurz und bleibt dann stehen. Kannst du ihn reparieren?â
âLass mal sehenâ, meinte Martin und gemeinsam gingen sie durchs Haus in den Garten.
Dort sahen sie Björn, wie er Stirn runzelnd sein Spielzeug betrachtete. Es war ein Geländewagen, der per Fernsteuerung bedient wurde. Martin setzte sich neben Björn auf den Rasen und begutachtete den Wagen nebst Zubehör. Er stellte fest, dass sie vergessen hatten, die Antenne der Fernbedienung herauszuziehen. Er tat es und der Renner setzte sich schnurrend in Bewegung. Björn klatschte begeistert in die Hände und rannte dem Wagen hinterher. Martin achtete nicht auf seinen Sohn, sondern betrachtete nachdenklich die Fernbedienung.
âOh mein Gott...â, flüsterte er plötzlich. Dann sprang er auf und rannte durch das Haus zu seinem Auto.
Verwirrt sah seine Frau ihm nach.
Berlin, 22. Juni, 18.55 Uhr
Martin von Sengen raste mit seinem Wagen in Richtung Büro. Von unterwegs aus rief er Dirk Voges an.
âIch weiÃ, warum die Lieferwagen Antennen hatten!â, schrie Martin in sein Handy.
âWas? Warum?â, hörte er Voges rufen.
âDie Lieferwagen wurden per Fernsteuerung bedient!â
âWas? Wie das? Ich meine, da saà doch ein Fahrer im Wagen. Wozu eine Fernbedienung?â, fragte Voges ratlos. Dann dämmerte es ihm. âOh ScheiÃe!â, sagte er.
âGenau!â, bestätigte Martin. âIch bin in einer halben Stunde im Büro.â
âBin schon unterwegs!â, sagte Voges.
Islamabad, 23. Juni, 15.35 Uhr
Bundeskanzler Gerling trug eine bequeme Trekkinghose, ein T-Shirt und Wanderschuhe. Eine Schirmmütze und eine Sonnenbrille verdeckten sein Gesicht. Selbst
Weitere Kostenlose Bücher