Pakt des Bosen
David Hotel, einem Luxushotel im Herzen von Jerusalem, untergebracht. Er bezog in der sechsten Etage die Royal Suite und die restlichen Zimmer dieses Stockwerks belegten seine Leibwächter.
Shafirs Plan war einfach, aber brillant. Patterson würde einen Herzinfarkt erleiden. Natürlich keinen echten. Eine wohldosierte Mischung verschiedener Substanzen, verabreicht in einem Getränk, würden die gleichen Symptome hervorrufen wie bei einem Herzinfarkt. Der Fahrer des alarmierten Krankenwagens würde den Vizepräsidenten normalerweise in das nächstgelegene Krankenhaus, dem Misgav Ladach General Hospital, bringen. Da der Fahrer jedoch ein treuer Gefolgsmann Shafirs war, würde er einen anderen Ort anfahren. Die Secret Service-Agenten, die den Krankenwagen begleiten würden, wären alles Cliffords Männer. Die Leibwächter von Patterson lägen bewusstlos und streng bewacht in ihren Zimmern. Das Hotelpersonal wurde bereits zu absoluten Stillschweigen verpflichtet â ein Umstand, der in Israel noch funktionierte.
Alles in allem sollte die gesamte Aktion, von den ersten Symptomen eines Infarktes über das Eintreffen des Krankenwagens bis hin zum Erreichen des Ziels, einem abgelegenen Gebäude am südlichen Rand von Jerusalem, keine fünfzehn Minuten dauern.
Shafir ging davon aus, dass ihm nun mehr als ein Tag blieb, um den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu verhören. Das sollte reichen.
Berlin, 08. September, 11.30 Uhr
Der Anruf des bekannten Tagblattes erreichte den Kanzler mitten in einer Besprechung mit dem Umweltminister. Mit Mühe schaffte es Gerling, die Sitzung zu beenden. Dann rief er sofort Huber und Rosenthal zu sich.
âIch erhielt gerade einen Anruf vom Chefredakteur Wolf der Zeitung Frontal. Er bat mich um einen Kommentar zu einem Foto, das er morgen auf der Titelseite hat. Das Foto zeigt mich zusammen mit Mohamed Al Farag.â
Berlin, 08. September, 11.45 Uhr
âHimmel Arschâ, schrie Huber mit zornesrotem Gesicht, âda steckt doch garantiert Weber dahinter!â
Gerling schüttelte den Kopf. âDas glaube ich nicht. Wie sollte er an diese Fotos gelangt sein? Wer sollte sie ihm gegeben haben?â, entgegnete er.
âWie bist du mit Wolf verblieben?â, wollte Rosenthal wissen.
âIch habe ihn um drei Stunden Zeit gebeten und er hat sie mir gegebenâ, antwortete er.
âWir müssen verhindern, dass diese Fotos gedruckt werdenâ, stellte Huber fest.
âDas sehe ich genausoâ, bestätigte Rosenthal. âBislang konnten wir so ziemlich alles erklären. Ich glaube, bei den Fotos könnten das wir nicht.â
Gerling ging nachdenklich schweigend in seinem Büro auf und ab. Dann blieb er stehen und sah die beiden an.
âIch werde mit Wolf sprechen und ihm erklären, warum ich mich mit Al Farag getroffen habe. Ich werde ihm sagen, dass wir versuchen, eine Katastrophe zu verhindern, und seine Unterstützung brauchenâ, erklärte der Kanzler.
Huber schüttelte den Kopf.
âWarum nicht einfach behaupten, dass es sich bei den Bildern um eine Fälschung handelt?â, wollte er wissen.
âWeil diese Bilder keine Fälschung sindâ, antwortete Gerling.
Berlin, 08. September, 13.30 Uhr
Der Chefredakteur des Frontal war das erste Mal im Kanzleramt. Vor allem aber war er das erste Mal alleine mit Jan Philip Gerling. Entsprechend war er nervös und stellte entsetzt fest, dass er schwitzte. Gerling tat so, als würde er die Aufregung seines Gesprächspartners nicht bemerken.
âKann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee oder Tee?â, fragte er.
Wolf dachte kurz nach. âKönnte ich einen Kaffee mit Milch und ein Wasser haben?â
âNatürlichâ Gerling stand auf und ging zu einem kleinen Beistelltisch, auf dem Kannen, Flaschen, Gläser und Tassen standen. Erstaunt stellte Wolf fest, dass der Kanzler selbst die Getränke einschenkte und ihm brachte.
âDankeâ, murmelte er und nahm einen Schluck Kaffee.
âDas, was ich Ihnen gleich erzähle, darf diesen Raum unter keinen Umständen verlassen. Als Gegenleistung werde ich dafür sorgen, dass Sie, wenn alles vorbei ist, ein Exklusivinterview mit mir bekommen werden. Ist das für Sie okay?â
Wolf schwieg und überlegte. Dann stimmte er zu.
Gerling öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihr ein Formular, das er Wolf überreichte.
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