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Pakt des Bosen

Titel: Pakt des Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerling V S
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„Bitte lesen Sie sich diese Vereinbarung durch und unterschreiben Sie dann unten rechts.“ Wolf las das Formular durch und unterschrieb. Der Kanzler meinte es offenbar wirklich ehrlich.
    Danach unterschrieb der Kanzler und begann zu erzählen.
Berlin, 08. September, 14.06 Uhr
    Wolf konnte kaum glauben, was er gerade gehört hatte. Obwohl Gerling dem Chefredakteur nicht alles gesagt hatte – zum Beispiel erwähnte er nicht, dass der Vizepräsident der Vereinigten Staaten einer der Verschwörer war – war das alles so brisant, dass Wolf verstand, warum die Fotos nicht veröffentlicht werden durften. Zumal die Bilder zusammen mit dem Interview des Kanzlers ja noch viel effektiver wären.
Jerusalem, 08. September, 15.05 Uhr
    Es gibt viele Methoden, einen Gefangenen für ein Verhör vorzubereiten. Schlafentzug, Desorientierung, Drogen und die Androhung oder Ausübung von Gewalt. Jeder Mensch hat seine Grenzen, jeder Mensch, auch der bestausgebildete Soldat, kann gebrochen werden. Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika war kein ausgebildeter Soldat. Gershon Shafir konnte spüren und sehen, dass Patterson Angst hatte.
    Der Vizepräsident hatte keine Ahnung, was geschehen war und er wusste nicht, wohin man ihn gebracht hatte. Seit mehr als vier Stunden war er nun in diesem Raum, dessen Fenster verdunkelt waren. Das einzige Mobiliar bestand aus einem Tisch, zwei Stühlen und einem primitiven Bett. Auf diesem saß Patterson und überlegte fieberhaft, was geschehen sein konnte, wer ihn entführt hatte. Er dachte an die Palästinenser, die so vielleicht den Druck auf die Vereinigten Staaten erhöhen wollten, verwarf den Gedanken aber wieder.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet und ein Mann betrat der Raum. Schweigend stellte er ein Tonbandgerät auf den Tisch, drückte ein paar Knöpfe und verschwand wieder.
    Eine Weile tat sich gar nichts. Dann hörte Patterson auf einmal seine eigene Stimme. Es war eine Aufzeichnung seines Telefonats mit Verteidigungsminister Russman, das er unmittelbar nach seinem Treffen mit Bundeskanzler Gerling geführt hatte. Patterson erstarrte. Darum ging es also. Clifford hatte das Ganze veranlasst.
    Patterson war kein mutiger Mann. Ja, er war sogar ein Feigling. Aber eines war er ganz sicher nicht – dumm. Es hatte etwas zu bedeuten, dass man ihn hier gefangen hielt und nicht in den Vereinigten Staaten verhaftet hatte. Sie wollten etwas von ihm. Und das bedeutete, es gab eine Verhandlungsbasis.
    Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder und er begann damit, eine Strategie zu entwerfen.
    Wenig später ging die Tür erneut auf und ein anderer Mann betrat den Raum. Er war älter, bestimmt schon über sechzig. Er war klein und schmächtig und hatte ein rundes, freundliches Gesicht. Das Auffälligste an ihm waren die Augen. Sie waren von einem klaren und hellen Blau. Der Mann setzte sich auf einen der Stühle, schlug die Beine lässig übereinander und blickte stumm zu Patterson. Dann begann er zu sprechen und der Vizepräsident erbleichte. Nicht wegen dem, was der Mann sagte. Es war vielmehr die Art, wie er es sagte. Es war, als spräche der Mann vom Wetter.
    â€žWissen Sie, damals in Vietnam, da haben die Nordvietnamesen gefangene amerikanische Soldaten aus lauter Langeweile gefoltert. Sie veranstalteten richtige Wettbewerbe und schlossen Wetten darüber ab, wie lange ein GI die Qualen aushalten würde.“ Der Mann zündete sich eine Zigarette an. „Die Nordvietnamesen wurden richtig kreativ und entwickelten eine neue Foltermethode nach der anderen. Zum Beispiel legten sie gefesselte GIs auf eine Bahre und darunter waren Bambuspflanzen.“ Er zog an seiner Zigarette und fuhr fort: „Wussten Sie, dass es Bambusarten gibt, die pro Tag mehrere Zentimeter wachsen?“, fragte er im Plauderton. Patterson antwortete nicht und der Mann erzählte weiter. „Da lagen also die amerikanischen Soldaten mit dem Gesicht nach unten auf dieser Bahre und mussten mit ansehen, wie der Bambus langsam immer höher wuchs – immer dichter an ihre Bäuche heran. Und irgendwann durch ihre Bäuche hindurch.“ Der Mann warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Da hatten die Amerikaner, die russisches Roulett spielen mussten, noch Glück“, meinte er und lächelte leicht. „Die haben sich das Gehirn rausgeblasen und waren durch.“ Er

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