Pakt mit dem Feind
wahrscheinlich albern von mir zu hoffen, dass ich noch etwas mehr Zeit haben würde, ehe meine finanzielle Situation allgemein bekannt wird.”
“Keine Sorge. Niemand in der Bank weiß etwas, abgesehen von Walter Monroe und mir.”
“Vermutlich sind Sie also hier, um mir mitzuteilen, dass die Bank ihre Forderung in Bezug auf das Land geltend machen will, das ich im letzten Frühjahr als Sicherheit für den Kredit eingetragen habe.”
Ihre Haltung blieb weiterhin kühl und gelassen, aber Max konnte Furcht und Verzweiflung in ihren ausdrucksvollen Augen erkennen.
“Keineswegs”, versicherte er ihr.
Obwohl sie sich nicht bewegte und nur einige Male blinzelte, war ihre Erleichterung beinahe mit Händen greifbar. Verwundert sagte sie: “Ich verstehe das nicht. Wenn Sie nicht hier sind, um die Forderung geltend zu machen, warum dann?”
“Eigentlich bin ich hier, um Ihnen eine Lösung für Ihre Lage vorzuschlagen.”
“Wirklich? Aber weshalb sollten Sie so etwas tun? Sie kennen mich doch kaum.”
“Das ist wahr. Aber mich führt auch nicht reine Menschenfreundlichkeit hierher”, erklärte er in seiner schroffen Art. “Was ich Ihnen anzubieten habe, ist ein Geschäft, das sowohl Ihre als auch meine Probleme lösen würde.”
Er trank den Rest seines Kaffees mit einem einzigen Schluck aus und stellte die Tasse auf das Tablett zurück. Dann lehnte er sich auf dem Sofa zurück, einen Arm über die Lehne gelegt, und blickte sie unverwandt an.
“Ich glaube, dass eine Ehe zwischen uns für uns beide vorteilhaft wäre.”
Zum ersten Mal, seit er sie kannte, verlor sie die Fassung. Ihre Augen weiteten sich, und sie öffnete den Mund. Einen Moment lang war sie so fassungslos, dass sie ihn nur anstarren konnte. “W-was haben Sie gerade gesagt?”, brachte sie schließlich mit ungläubiger Stimme heraus.
“Ich weiß, ich habe Sie jetzt schockiert. Aber wenn Sie einen Augenblick darüber nachdenken, bin ich sicher, dass Sie die Vorteile erkennen.”
“Mr. Riordan, ich könnte unmöglich …”
Er hob die Hand, um sie am Weitersprechen zu hindern. “Lassen Sie mich nur ausreden, bevor Sie etwas sagen, in Ordnung?”
Sie zögerte einen Moment, aber dann nickte sie schweigend und wie benommen.
Max sprach weiter. “Aus meiner Sicht ist der alte Geldadel von Houston ein reicher Quell potenzieller Anlageressourcen. Ich bemühe mich seit Jahren darum, ihn zu erschließen, leider mit geringem Erfolg. Die hiesige Gesellschaft nimmt Neuankömmlinge nicht gerade mit offenen Armen auf. Ich brauche Ihre Beziehungen und Ihre unangreifbare gesellschaftliche Position, um einen Fuß in die Tür zu bekommen.”
Er sprach so nüchtern, als ginge es hier nur um ein ganz normales Geschäft. “Außerdem gebe ich zu, dass ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen bin, an dem ich mir ein Heim und eine feste Partnerin wünsche. Ich mag Frauen und Sex, aber ich habe weder die Zeit noch die Geduld für das ganze Paarungsritual – die Verabredungen, das Werben, eben das ganze Balzgehabe. Wenn Sie mich fragen, ist das alles reine Zeitverschwendung. Ich bin ein ganz guter Menschenkenner und weiß, was für eine Art Frau ich mag. Nach allem was ich von Ihnen gesehen habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Sie die perfekte Ehefrau für mich wären.”
Vor allem bewunderte er die Würde, mit der sie Edward Culpeppers Betrug und den damit zusammenhängenden Klatsch und Tratsch überstanden hatte. Aber es gab keinen Grund, warum er ein so schmerzhaftes Gesprächsthema anschneiden sollte. Für ihn war mindestens genauso wichtig, dass er sie als eher zurückhaltende, selbstständige Frau kannte, die nicht viel von seiner Zeit beanspruchen würde.
“Die Vorteile für Sie liegen auf der Hand. Erstens kann ich Sie aus Ihrer momentanen misslichen Finanzlage befreien. Ich bin mir bewusst, dass die Farm seit vier Jahren keinen Profit abgeworfen hat. Deshalb würde ich vorschlagen, einen Treuhandfonds einzurichten, der sicherstellt, dass Sie das Land niemals verlieren. Es heißt Mimosa Grove oder so ähnlich, nicht wahr?”
“Mimosa Landing”, murmelte sie.
“Richtig. Abgesehen davon würde ich mit Ihrer Erlaubnis auch das stantonsche Wertpapier-Portfolio wiederherstellen.”
Bei diesen Worten verlor Elizabeth ihre würdevoll abwartende Haltung und rief aus: “Oh nein! Nie wieder werde ich jemand anders die Kontrolle über meinen Familienbesitz überlassen!”
“Das erwarte ich auch gar nicht.” Er blickte sie ruhig an.
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