Pakt mit dem Feind
bestimmten Teilen der Welt ist das immer noch üblich. Viele solche Ehen waren und sind durchaus erfolgreich. Wenn man mit vernünftigen Erwartungen heiratet, hat man, glaube ich, eine gute Chance auf ein zufriedenstellendes Zusammensein.”
“Zufriedenstellend? Wie steht es mit glücklich?”
Max zuckte mit den Schultern. “Das auch. Ich nehme an, dass man mit der Zeit eine gewisse Zuneigung zueinander entwickelt.”
“Und was, wenn nicht?”
“Dann behandelt man einander mit gegenseitiger Achtung. Eines kann ich Ihnen versprechen: Untreu werde ich Ihnen nie sein. Mit mir werden Sie nicht die Erniedrigung ertragen müssen, der Sie Edward ausgesetzt hat. Ich halte mein Wort.”
Max griff in die Innentasche seines Jacketts und zog eine Visitenkarte und einen Stift heraus. Er kritzelte etwas auf die Rückseite der Karte und sagte dann: “Meine Geschäftsnummern stehen hier. Auf der Rückseite habe ich die Nummer für meinen privaten Anschluss im Büro notiert. Ich gebe Ihnen auch meine Nummer zu Hause und meine private Mobilnummer.” Er reichte ihr die Karte über den Couchtisch hinweg. “Warten Sie ein paar Tage und denken Sie über alles nach, was wir besprochen haben. Dann rufen Sie mich an und teilen mir Ihre Antwort mit.”
Meine Antwort kann ich Ihnen heute schon geben, dachte Elizabeth.
Doch statt diese Worte laut zu äußern, rang sie sich ein schwaches Lächeln ab und hörte sich selbst sagen: “Also gut.”
“Versprechen Sie mir, dass Sie sich wirklich Zeit lassen, über das nachzudenken, was ich gesagt habe”, wiederholte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
“Das mache ich. Ich verspreche es.” Elizabeth erhob sich, um deutlich zu machen, dass ihre Unterhaltung zu Ende war. Max blieb keine andere Wahl, als es ihr gleichzutun.
“Gut. Ich freue mich darauf, bald von Ihnen zu hören.”
Wie kalt und gefühllos, dachte Elizabeth, als sie ihn zur Eingangstür begleitete. Für Max Riordan war die Ehe offenbar ein Geschäftsabschluss wie jeder andere auch.
Als er draußen war, schloss Elizabeth die Tür, lehnte sich mit einem Seufzer gegen die Mahagonitäfelung und schloss die Augen. Sie fühlte sich merkwürdig aufgewühlt. Was für ein dreister, unberechenbarer Mann! Als Gladys den Besucher gemeldet hatte, hatte sie Überraschung und Verwunderung darüber empfunden, dass er sie sprechen wollte. Aber das Letzte, was sie erwartet hätte, war ein Heiratsantrag!
Die Doppeltüren, die zum Speisezimmer führten, öffneten sich, und Mimi stürmte so plötzlich in die Eingangshalle, dass Elizabeth erschrocken zusammenzuckte. Sie fühlte sich von der ganzen vorausgegangenen Szene so benommen, dass sie die Anwesenheit ihrer Freundin völlig vergessen hatte – genau wie die Tatsache, dass Mimi vermutlich an der Tür gelauscht hatte.
Der Blick der Freundin bestätigte diesen Verdacht. “Oh mein Gott! Er hat dich tatsächlich um deine Hand gebeten! Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht, als er diese Bombe hat platzen lassen! Ich konnte mich gerade noch zurückhalten reinzumarschieren und ihm den Kopf zurechtzurücken. Der Mann hat Nerven!”
Elizabeth warf ihrer Freundin ein etwas schiefes Lächeln zu. “Aber Mimi, hast du nicht eben noch gesagt, was für ein Bild von einem Mann er ist?”, bemerkte sie betont beiläufig, als sie an der Freundin vorüberging.
Mimi folgte ihr. Ihre Stilettoabsätze trommelten ein wütendes Stakkato erst auf den Marmorfußboden der Eingangshalle, dann auf den Parkettboden im Salon. “Ja, ich habe gesagt, dass er zum Anbeißen ist. Das ist er ja auch! Aber das heißt noch lange nicht, dass ich finde, du sollst ihn heiraten! Und überhaupt … was glaubt er eigentlich, wer zum Teufel er ist? Diese Schnapsidee, dir vorzuschlagen, ihn wegen seines Geldes zu heiraten! Und schlimmer noch – dann auch noch zuzugeben, dass er dich nur wegen deiner gesellschaftlichen Stellung will! Und um jemanden zu haben, der ihm ohne Stress das Bett wärmt. Ich hätte reinkommen und ihm eine verpassen sollen, allein schon dafür!”
Mimi konnte sich gar nicht beruhigen. “Ist der Mann blind oder einfach nur dumm? Ist ihm nicht klar, was für eine kluge, liebenswerte und wunderbare – nicht zu vergessen schöne – Frau er bekommen würde, wenn er das Glück hätte – Gott bewahre! –, dich vor den Altar zu zerren?”
“Du musst zugeben, dass er wenigstens ehrlich war.” Elizabeth setzte sich auf den Stuhl, von dem sie sich erst vor wenigen Augenblicken erhoben
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