Pakt mit dem Feind
wiederzusehen.”
“Ms. Moseby, bitte, Martha.”
“Oh. Verzeihen Sie bitte, Miss. Das wusste ich nicht.”
Sie wandte sich ab, um zu gehen, aber Camille hielt sie auf. “Ach Martha, lassen Sie doch Truman oder einen der Arbeiter unser Gepäck hochbringen. Sagen Sie ihm, dass er meins in das blaue Zimmer stellen kann. Es sind die Koffer in Violett und Grau.”
“Ich fürchte, das Zimmer ist schon belegt”, erklärte Elizabeth. “Dort ist jetzt Mrs. Riordan untergebracht.”
“Aber … ich übernachte immer in dem blauen Zimmer”, widersprach Camille beleidigt. “Kann sie nicht in einen anderen Raum ziehen?”
“Wenn es ein Problem gibt …”
“Es gibt kein Problem, Iona”, versicherte Elizabeth ihrer Schwiegermutter. “Camille, du verstehst offenbar nicht ganz: Iona ist kein Gast. Sie lebt jetzt hier. Das blaue Zimmer gehört ihr, und zwar auf Dauer. Und in Houston wohnt sie in dem gelb-blauen Raum.”
“Aber … ich gehöre zur Familie.”
“Iona auch. Es gibt vier freie Gästezimmer, von denen du dir eins aussuchen kannst. Ich bin sicher, dass du eins findest, das dir behagt.”
“Oh, na gut. Das grüne tut’s auch.”
“Tut mir leid, das ist auch schon belegt”, meldete sich Mimi voll boshafter Schadenfreude. “Wobei darin natürlich zwei Betten stehen, falls du bei mir schlafen willst.”
“Also bitte.” Camille schauderte übertrieben. “Eher würde ich mir eine Matratze in den Wintergarten legen. Ach, lassen Sie meine Sachen einfach irgendwohin bringen.”
Vom hinteren Ende des Hauses hörte man Männerstimmen. Einen Augenblick später betraten Max und Troy den Salon. Max ging geradewegs auf Elizabeth zu und drehte ihr Gesicht zu sich, um sie eindringlich zu mustern. “Geht’s besser?”, fragte er.
“Ja, vielen Dank”, flüsterte sie zurück. Seine Wangen waren rot vom Wind, und von draußen brachte er eine kalte, beißende Frische mit.
Elizabeth stellte die beiden ihrer Cousine und ihrem Cousin vor. Während sich die Männer die Hände schüttelten, beobachtete sie Camille. Elizabeth musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut herauszulachen. In den hellblauen Augen der Cousine stand so deutlich wie in einem Buch ihr Interesse zu lesen. Wäre Max ungebunden, dann hätte Camille sicher alles darangesetzt, ihn zu erobern.
Sie hatte sich nur kurze Zeit unterhalten, als Martha in der Tür erschien und verkündete: “Lunch ist serviert.”
Während des gesamten Essens sorgte Camille wie gewöhnlich dafür, dass sie im Mittelpunkt stand. Den Großteil ihrer Unterhaltung richtete sie an Max und Troy. Dabei beschränkte sie sich auf belanglosen Tratsch über die bessere Gesellschaft von New York und Europa. Hin und wieder gelang es ihr, kleine Spitzen auf Elizabeth einfließen zu lassen.
Elizabeth beachtete sie nicht weiter. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, die neidischen Bemerkungen und versteckten Anspielungen ihrer Cousine an sich abgleiten zu lassen.
“Sagen Sie, Troy”, sagte Camille in ihrer verführerischsten Stimme, “sind Sie vielleicht mit den Bostoner Ellerbees verwandt?”
Troy nickte und löffelte schweigend Marthas hervorragende Hühnerbrühe mit grünem Chili.
“Oh, wusste ich’s doch. Ich wusste es”, frohlockte sie. “Sie sehen genauso aus wie Ihr Vater. Ich habe Ihre Eltern ein paarmal bei gesellschaftlichen Ereignissen getroffen. Sie heißen doch Martin und Joan, richtig?”
“Ja.”
Camille runzelte nachdenklich die Stirn. “Ich glaube, ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Sind sie ins Ausland gezogen?”
“Nein. Mein Vater ist vor einiger Zeit gestorben. Meine Mutter hat wieder geheiratet. Sie und ihr Mann gehen nicht viel aus.”
“Oh. Ach so.”
Troy antwortete nicht. Als Camille klar wurde, dass aus ihm nicht mehr an Gesprächsstoff herauszuholen war, wandte sie sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zu: Sticheleien gegen Elizabeth.
Sie warf einen missbilligenden Blick auf das Speisezimmer und seufzte übertrieben. “Elizabeth, Liebes. Ich will dich ja nicht kritisieren, das weißt du. Aber meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, hier einmal einen Innenarchitekten zu beauftragen? Übrigens auch für den Rest des Hauses. Reiß die Tapete und all das aufwendige Holz heraus und modernisiere das Gebäude etwas.”
“Nein, das werde ich nicht tun. Die Küche und die Bäder verfügen über alle modernen Annehmlichkeiten, aber sie ordnen sich dem viktorianischen Stil des Hauses unter. Dieses Gebäude ist
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