Pakt mit dem Feind
ein historisches Schmuckstück, wie es nicht mehr viele gibt. Und so soll es auch bleiben.”
“Äh. Na ja, wenn es nach mir ginge, würde ich das Gebäude entkernen und es vollkommen neu gestalten.”
“Dann können wir wohl von Glück sagen, dass das Haus nicht in deinem Besitz gelandet ist.”
“Jetzt hör mal …”
“Camille, sei still. Hack nicht ständig auf Elizabeth herum. Sie ist sowieso schon in einem empfindlichen Zustand.”
“Was? Bist du krank?” Sie warf Elizabeth einen vorsichtigen Blick zu und rückte etwas von ihr ab. “Wenn es etwas Ansteckendes ist, dann wünschte ich, du hättest es früher gesagt.”
Tante Talitha lachte. “Camille, Liebes, du kommst wirklich ganz nach deiner Mutter. Sie war die egozentrischste Person auf Gottes weiter Welt, und du bist genau wie sie. Elizabeth ist nicht krank. Jedenfalls nicht so, wie du denkst. Es ist etwas … Familiäres.”
“Etwas Fam…” Camille sog scharf die Luft ein. Ihr Blick huschte zu Elizabeth. “Oh mein Gott, du bist schwanger? In deinem Alter?”
Jetzt war Elizabeth an der Reihe zu lachen. “Ich werde am zweiten Februar dreiunddreißig, Camille. Noch bin ich nicht reif fürs Altersheim.”
“Na, besser du als ich. Ich jedenfalls könnte mir nicht im Traum vorstellen, mir mit so etwas die Figur zu ruinieren.”
“Hör nicht auf sie, Cousinchen, ich finde das großartig”, mischte sich Quinton ein. “Gratuliere. Ich freue mich so für dich. Du wirst eine fantastische Mutter sein.”
“Ach, halt den Mund, Quinton”, fuhr ihn seine Schwester an. “Weißt du denn nicht, was das für dich und mich bedeutet?”
Ein verwirrter Blick glitt über das gut aussehende Gesicht ihres Bruders. “Dass wir einen weiteren Cousin oder eine weitere Cousine zweiten Grades haben werden?”
“Nicht das. Es bedeutet, dass mit der Geburt des Babys unsere Chancen auf null sinken, Elizabeth jemals zu beerben.”
Quinton zuckte zusammen. “Camille, bitte.”
“Was regt ihr euch alle so auf? Es ist wahr. Tante Talitha ist alt. Und wenn Elizabeth keine eigene Familie hätte, wären wir die Nächsten in der Erbfolge.”
“Falls du sie überlebst”, sagte Max. Seinen ruhigen Tonfall hatte Elizabeth inzwischen zu deuten gelernt: Er war das erste Anzeichen von Verärgerung, so wie glimmende Kohlen jäh ein Feuer aufflackern lassen können. “Man könnte das beinahe als Morddrohung gegen meine Frau auffassen.”
“Ach, mach dich nicht lächerlich! So habe ich das nicht gemeint”, versicherte Camille schnell. “Wir sind doch Blutsverwandte. Wir zanken und streiten uns, aber ich würde Elizabeth niemals ein Leid zufügen.”
Max kniff die Augen zusammen. “Wie lange bleibt ihr?”
Unwillkürlich musste Elizabeth lächeln. Vor einem Monat noch wäre sie zusammengezuckt angesichts seiner unverblümten Art. Aber jetzt war sie dankbar für seine Direktheit. Sie hatte sich die ganze Zeit das Gehirn zermartert, wie sie unverfänglich das Gespräch auf diese Frage lenken konnte. Für Max war das kein Problem. Wenn er etwas wissen wollte, fragte er einfach.
Camille sah überrumpelt aus. Einen kurzen Moment lang erging es Quinton offensichtlich nicht anders, aber er erholte sich schnell. “Um ehrlich zu sein, wir haben noch keine festen Pläne gemacht. Normalerweise bleiben wir immer etwa einen Monat.”
“Ich verstehe”, sagte Max.
“Wenn wir euch zur Last fallen …”
“Nein. Ich war nur neugierig. Außerdem ist das hier Elizabeths Haus. Sie muss entscheiden, wer hierbleiben darf und wie lange. Als ihr Ehemann und der Vater ihres Kindes muss ich allerdings darauf bestehen, dass niemand sie aufregt. Der Nächste, der das tut, fliegt raus. Und zwar ehe er sich’s versieht.”
Diese Ankündigung behagte Camille überhaupt nicht. Zwar presste sie die Lippen zusammen, aber sie blieb stumm.
“Ganz meine Meinung”, sagte Tante Talitha und warf Camille einen strengen Blick zu. “Max steht zu seinem Wort. Also würde ich dir raten, es nicht darauf ankommen zu lassen, Fräulein. Verstanden?”
“Na meinetwegen”, erwiderte ihre Großnichte schmollend.
“Gut. Wenn wir uns also darauf geeinigt haben, würden Elizabeth, Max und ich uns freuen, wenn ihr über die Feiertage bei uns bleibt.” Talitha schaute zu Elizabeth und wartete auf ihre Zustimmung. “Nicht wahr, Liebes?”
“Was?” Elizabeth sah ihre Tante an. “Tut mir leid. Ich fürchte, ich war gerade etwas abgelenkt. Was war die Frage?” Um genau zu sein, hatte sie sich
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