Pakt mit dem Feind
Chor mit Nein beantwortet.
“Nun ja, da kommt gerade ein fremdes Auto die Auffahrt hoch.”
Unbehagen erfüllte Elizabeth, aber sie unterdrückte das Gefühl schnell. Es war fast drei Wochen her, dass sie aus New York zurückgekehrt waren. Seitdem war nichts Beunruhigendes mehr geschehen.
“Also, wer um Himmels willen …” Tante Talitha kniff die Augen zusammen, um besser durch die Spitzengardine nach draußen spähen zu können. “Ich frage mich, wer das sein könnte.”
“Vermutlich Troy, der Assistent von Max”, sagte Elizabeth. “Er sollte heute irgendwann vorbeikommen.”
“Nein, der junge Mann sitzt schon seit über einer Stunde im Arbeitszimmer. Sein Auto steht noch vorn.” Mithilfe ihres Gehstocks erhob sich Talitha und trat ans Fenster.
“Setz dich, Tantchen. Ich gehe nachsehen”, sagte Elizabeth.
“Du wirst nichts dergleichen tun.” Talitha drehte sich halb um und zeigte mit ihrem Stock auf Elizabeth. “Kein Herumspringen und Herumrennen. Nicht solange noch andere körperlich gesunde Menschen anwesend sind. Du bleibst sitzen, wo du bist, und entspannst dich.”
“Ich bin doch kein Invalide!”, protestierte Elizabeth. Trotzdem lehnte sie sich gehorsam in dem weichen Sessel zurück und streichelte das Kätzchen. Sie fühlte sich wie ein Kind, das man zurechtgewiesen hatte.
Talitha tat so, als hätte sie nichts gehört, stapfte zum Fenster und zog die Gardine zurück. “Also, ich glaube … Ja! Es sind Quinton und Camille. Oh, wie wunderbar!”
Elizabeth und Mimi warfen einander einen Blick zu und stöhnten. Aber sie taten es so leise, dass Talitha sie nicht hören konnte.
“Wer sind Quinton und Camille?”, fragte Iona.
“Die Enkel meiner verstorbenen Zwillingsschwester”, erklärte Talitha, “und Elizabeths Cousine und Cousin zweiten Grades.”
In Marthas normalerweise so freundliches Gesicht trat ein angespannter Ausdruck. Eilig stellte sie die benutzten Tassen auf ihr Tablett und hastete zurück in die Küche.
“Die haben uns gerade noch gefehlt”, murmelte Mimi, nur für Elizabeths Ohren bestimmt. “Ein Besuch von Prinzessin Camille. Mit Quinton ist es ja immer nett. Aber seine Schwester ist eine egozentrische, arrogante, unverschämte kleine Ziege.”
“Bravo, Mimi, lass nur alles raus”, antwortete Elizabeth mit einem schwachen Lächeln. “Aber du hast recht. Ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern, dass Camille ganz genauso wie ich eine Großnichte von Talitha ist. Und meine Tante freut sich einfach, wenn die beiden zu Besuch kommen. Ich sollte besser gehen und sie begrüßen. Wenn ich es nicht tue, wird Camille eine Woche lang schmollen.”
Widerwillig stand Elizabeth auf, setzte Barcode auf den Boden und ging in die Eingangshalle. Als sie dort ankam, riss Talitha gerade die Tür auf.
“Aber hallo! Was für eine Überraschung. Kommt aus diesem kalten Wind ins Warme und lasst euch umarmen”, befahl Talitha.
“Oh mein allerliebstes Tantchen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was wir für Schwierigkeiten hatten, hierherzukommen. Unser Flug nach Houston wurde nach Dallas umgeleitet, und für den Rest des Weges mussten wir ein Auto mieten. Gott sei Dank ist Quinton ein guter Fahrer. Die Autobahnen waren stellenweise vereist”, antwortete Camille ohne Atem zu holen. “Ich glaube fast, dass es hier kälter ist als in New York.”
“Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich.”
“Hallo, Tante Talitha.” Quinton umarmte die alte Dame und gab ihr einen herzhaften Kuss auf die Wange. “Wie geht’s meiner Lieblingstante?”
“Hmpf. Das wüsstest du, wenn du öfter mal anrufen würdest, oder?”
“Oh, das trifft mich zutiefst, Schönste.” Quinton hielt sich mit beiden Händen die Brust und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Dann tat er so, als müsste er sich einen Dolch aus dem Herzen ziehen. “Aber du hast recht. Ich werde in Zukunft öfter anrufen.”
“Hmpf. Darauf warte ich besser nicht mit angehaltener Luft.”
“Hallo, Elizabeth.” Camilles Begrüßung ihrer Cousine fiel deutlich kühler aus als die ihrer Großtante. Sie umarmte Elizabeth flüchtig und hauchte einen Kuss in die Luft.
“Tut mir echt leid, Cousinchen”, flüsterte Quinton, als er Elizabeth herzlich an sich drückte. “Ich habe versucht, Camille diesen Überfall auszureden. Aber du weißt ja, wie sie ist, wenn sie sich etwas in den Kopf setzt. Sie war wild entschlossen, hier einfach hereinzuplatzen, komme, was da wolle. Da habe ich gedacht, ich sollte mich
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