Pakt mit dem Feind
dass Charles Stanton an einem gebrochenen Herzen starb. Wie auch immer, seine Gesundheit verschlechterte sich jedenfalls von dieser Zeit an immer weiter. Sieben Jahre später erlitt sein einziger Sohn, mein Großvater Pierce, einen tödlichen Herzanfall. Anscheinend hat Urgroßvater Charles daraufhin einfach aufgegeben. Er verstarb nur neun Tage später.”
“Hmm.” Max lag auf der Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt, und bewunderte das zarte Profil seiner Frau. “Ich will wirklich niemanden aus deiner Familie schlechtmachen. Aber ich könnte wetten, dass es Mariah dann auf einmal eilig hatte, nach Hause zu kommen.”
“Oh ja. Sie und Owen saßen in dem ersten Flieger von Paris nach Houston. Sie waren sich ganz sicher, dass ihr Vater sie enterbt hatte. Deshalb nahmen sie gleich zur Beerdigung einen Anwalt mit, bereit, vor Gericht zu gehen. Du kannst dir vorstellen, wie überrascht sie waren, als das Testament verlesen wurde! Charles Stanton hatte verfügt, dass Mariah, Talitha und mein Vater alles zu gleichen Teilen erben sollten.”
“Sogar ein Drittel des Familienvermögens muss noch ein ganz erklecklicher Batzen gewesen sein. Heutzutage müsste das mehr als dreimal so viel wert sein wie damals. Was ist also Camilles Problem?”
Elizabeth rollte sich auf die Seite, schüttelte ihr Federkissen auf und legte sich dann wieder hin, das Gesicht zu ihm gewandt. Sie lächelte ihm zu, so vertraulich und heimelig, wie sich verheiratete Paare zulächeln. Er fragte sich, ob sie sich dessen bewusst war.
“Mariah und Owen verlangten, ihren Anteil ausbezahlt zu bekommen.”
“Machst du Witze? Das ist das Dümmste, was sie tun konnten.”
“Ich weiß. Mein Vater versuchte sie davon zu überzeugen, aber er war damals erst zweiundzwanzig und kam frisch vom College. Sie wollten ihm nicht zuhören. Für sie war er nur ein grüner Junge, der keine Ahnung von Geld und Finanzen hatte.”
“Was hat dein Vater gemacht?”
“Es gab nicht viel, was er tun konnte. Er hat ein Drittel unseres Besitzes zu Geld gemacht, mit Ausnahme von Mimosa Landing. Um Mariah ihren Anteil an der Farm auszubezahlen, musste er einen riesigen Kredit aufnehmen. Es hat ihn Jahre gekostet, ihn abzubezahlen.”
“Lass mich raten”, sagte Max. “Mariah und Owen lebten in Saus und Braus und verpulverten das ganze Geld.”
“Sie taten zumindest ihr Bestes. Ein paar Jahre später kamen sie bei einem Lawinenunglück um, als sie in der Schweiz Skiurlaub machten. Colin Moseby, ihr einziges Kind, erbte alles, was vom Geld seiner Mutter noch übrig war. Er war der Vater von Camille und Quinton. Unglücklicherweise konnte er auch nicht besser mit Geld umgehen als seine Eltern. Aber eins muss man ihm lassen: Er wusste um diese Schwäche und machte sich Sorgen um die Zukunft seiner Kinder. Also hat er kurz vor seinem Tod sein gesamtes Vermögen, einschließlich des Hauses in New York, in einen Treuhandfonds überführt. Camille und Quinton erhalten monatlich eine große Summe. Die meisten Leute würden sich mit so einem Einkommen als reich bezeichnen. Aber für den luxuriösen Lebensstil, an den Camille als Kind gewöhnt war und den sie immer noch pflegen will, reicht es nicht.”
“Okay. Dann begreife ich zumindest, warum sie auf ihre Großeltern und vielleicht sogar auf ihren Vater wütend ist. Aber was hast du damit zu tun?”
“Camille scheint zu glauben, dass sie und Quinton betrogen wurden. Immerhin war die Summe, die ihre Großmutter vor all den Jahren erhalten hat, deutlich weniger wert, als sie es heute wäre.”
“Ach ja? Das ist doch der Lauf der Dinge. Hätten sie Mariahs Erbe investiert, statt es auszugeben, dann besäßen sie das Kapital noch, und vermehrt hätte es sich auch.”
“Ich weiß das, und du weißt das. Wahrscheinlich sieht das jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten so – mit Ausnahme von Camille. Wir haben alle irgendwann versucht, es ihr zu erklären. Sogar Quinton. Aber sie klammert sich an diese fixe Idee, dass sie und ihr Bruder zu kurz gekommen sind. Und sie glaubt, dass ich das ausgleichen sollte, indem ich ihr den Differenzbetrag zwischen dem, was Mariah erhalten hat, und dem heutigen Marktwert ausbezahle.”
“Du machst ja wohl Witze?” Elizabeth schüttelte den Kopf und Max rollte mit den Augen. “Verdammt. Vom Geschäft hat sie keine Ahnung, aber für Frechheit bekommt sie eine Eins. Das ist doch verrückt! Wenn man dieser wirren Logik folgt, müsste jeder, der jemals einen Vertrag abgeschlossen
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