Pakt mit dem Feind
besser anschließen, um sie etwas zu zügeln.”
“Danke”, murmelte Elizabeth. “Ich bin froh, dass du da bist.”
“Wo ist Leon?”, erkundigte sich Tante Talitha. Sie schaute um Camille herum, als erwartete sie, jeden Moment den Ehemann ihrer Nichte zur Tür hereinkommen zu sehen.
Wie auf Stichwort füllten sich Camilles Augen mit Tränen. “Ach Tantchen. Es ist aus zwischen Leon und mir.”
“Aus? Sag nicht, dass du schon wieder geschieden bist.”
“Na ja, nicht offiziell. Noch nicht. Aber nach diesem Urlaub werde ich die Scheidung einreichen.”
“Oh, um Himmels willen, du närrisches Kind! Wenn es in deiner Ehe Probleme gibt, was machst du dann hier?”
Camilles Kinn zitterte, und Tränen fingen an, ihre Wangen herunterzurollen. “Wo sollte ich denn in einer solchen Zeit sonst sein, wenn nicht bei meiner Familie?”
Elizabeth wunderte sich wieder einmal, mit welcher Leichtigkeit Camille die Schleusen öffnen konnte. Beinahe rechnete sie damit, dass ihre Cousine sich als Nächstes an die Stirn griff und wie eine viktorianische Jungfrau in Ohnmacht fiel.
“Hmpf. Ich werde dir sagen, wo du sein solltest, junge Dame: daheim bei deinem Mann. Gemeinsam solltet ihr versuchen, eure Probleme in den Griff zu bekommen. Du kannst nicht einfach deine Ehe wegwerfen, nur weil dir gerade danach ist oder etwas nicht nach deinem Kopf geht.”
“Oh, du bist so gemein und herzlos”, schluchzte Camille und betupfte ihre Augen. “Genau wie Großmutter Mariah immer gesagt hat.”
Oh, du bist gut, dachte Elizabeth. Interessiert beobachtete sie, welche Schau ihre Cousine abzog.
Sehr gut.
Camille wusste genau, wie sie mit Menschen umgehen musste. Unvorteilhaft mit ihrer Schwester verglichen zu werden würde Talithas Herz so gut wie sicher erweichen.
“Oh, hat sie das gesagt? Hmpf. Dieses Spatzenhirn von einer Schwester hat ja schon immer viel gewusst.” Talitha seufzte. “Jetzt, wo ihr schon mal hier seid, könnt ihr auch reinkommen. Was steht ihr denn noch da herum? Kommt in den Salon und macht es euch gemütlich.”
Camille blinzelte ihre Tante unter tränennassen Wimpern hervor an. “Dann können Quinton und ich bleiben?” In ihre Stimme hatte sie ein mitleiderregendes Zittern gelegt.
“Natürlich könnt ihr bleiben, du albernes Huhn. Aber wir beide werden ein ernstes Wort miteinander sprechen müssen, bevor ihr abreist. Verstanden?”
“Ja, Tantchen”, antwortete Camille ergeben.
“Gebt mir eure Mäntel”, bot Elizabeth an.
“Wo ist Martha?”, fragte Camille, als Elizabeth die Mäntel in der Garderobe aufhängte. “Das wäre doch ihre Aufgabe. Also wirklich, Elizabeth, du bist viel zu lax im Umgang mit deinen Bediensteten. Es ist niemals klug, die Linie zwischen Arbeitgeber und Angestellten zu verwischen.”
“In Zukunft werde ich daran denken. Kommt doch in den Salon, dann könnt ihr meine Schwiegermutter kennenlernen.”
“Oh, stimmt ja. Du hast ja gerade geheiratet. Das hätte ich beinahe vergessen.”
“Glaub das bloß nicht”, flüsterte Quinton seiner Cousine zu. “Seit sie herausgefunden hat, dass du wieder geheiratet hast, wollte sie unbedingt herfliegen. Sie hat keine Ruhe gegeben, weil sie unbedingt einen Blick auf deinen neuen Mann werfen wollte. Ich hab es nur geschafft, sie bisher daran zu hindern, indem ich ihr klargemacht habe, dass ihr jung verheiratet und in den Flitterwochen seid.”
Elizabeth kannte ihren Cousin und ihre Cousine gut. Es fiel ihr nicht schwer, sich die Szene vorzustellen. “Nochmals vielen Dank”, murmelte sie zurück, als sie in den Salon gingen.
“Iona, meine Liebe, ich möchte dir gern meine Cousine Camille Moseby und ihren Bruder Quinton vorstellen.”
Sie begrüßten einander, und Elizabeth deutete auf ihre beste Freundin. “Und Mimi kennt ihr ja beide.”
“Oh. Mimi”, äußerte Camille, als sei ihr gerade ein unangenehmer Geruch in die Nase gestiegen. “Ich hätte dich hier gar nicht erwartet.”
Mimi blieb ungerührt und grinste. “Tja, ich tauche eben wie ein falscher Heller immer wieder auf.”
Camille rümpfte die Nase. “Das hast du gesagt, nicht ich.”
“Jetzt reicht’s. Hört auf damit”, rief Tante Talitha und unterstrich den Befehl mit einem Aufstampfen des Gehstocks. “Kaum zur Tür herein, streitet ihr euch wie die kleinen Kinder.
“Du hast vollkommen recht, Talitha. Tut mir wirklich leid”, sagte Mimi schuldbewusst.
Die alte Dame wandte sich mit scharfem Blick ihrer Großnichte zu.
Camille hatte die
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