Pakt mit dem Feind
zeigte einen dunklen Bartschatten, und sein schwarzes Haar war zerzaust. Müdigkeit und Sorge ließen die feine Narbe über der Nase deutlicher hervortreten. Irgendwann musste er Jackett und Krawatte ausgezogen haben. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, und die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes standen offen. Er sah zerknittert und abgespannt aus. Sorgenfalten zerfurchten sein kantiges Gesicht.
Elizabeth versuchte die rechte Hand zu bewegen, aber ihre Schulter schmerzte zu sehr. Sie starrte den Kopf ihres Mannes an, sein kräftiges schwarzes Haar. Als die Benommenheit wich, konnte sie sich wieder an die Ereignisse des vorhergehenden Abends erinnern.
Sie warf einen Blick auf die Glaswände und die Tür. Beide waren mit Rollos versehen, die momentan heruntergelassen waren. Sie erinnerte sich daran, wie der Arzt ihr gesagt hatte, dass sie in Sicherheit war. Aber stimmte das auch? Ein Schatten auf der anderen Seite der Tür bewegte sich. Ihr stockte der Atem. Sogleich fing ein Monitor über ihrem Kopf an zu piepsen.
Max’ Kopf fuhr hoch. “Was? Was ist los?”
Zwei Krankenschwestern rannten in den Raum. “Was ist los, Mrs. Riordan? Haben Sie Schmerzen?”
“Nein. Nein, ich dachte nur, ich hätte …”
“Was?”, wollte Max wissen.
“Ich dachte, ich hätte jemanden draußen vor der Tür gesehen. Das ist alles. Vermutlich habe ich mir das nur eingebildet.”
“Nein, hast du nicht”, sagte Max. Er rieb sich müde mit der Hand über die Augen. “Du hast wahrscheinlich die Wache gesehen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Polizei rund um die Uhr zwei Mann zu deinem Schutz abstellt.” Er ging zur Tür und öffnete sie. “Officers, würden Sie einen Augenblick hereinkommen? Liebling, das sind Officer Murphy und Officer Palowski.”
Elizabeth grüßte die jungen Polizisten höflich und dankte ihnen für ihre Mühen.
“Die Schicht der beiden dauert von drei bis elf”, erklärte Max. “Um elf übernehmen zwei andere Kollegen ihren Posten und sind dann bis um sieben hier. Und zwei andere lösen sie um sieben ab und bleiben bis drei.”
“Wie lange soll das so gehen?”
“So lange es nötig ist. Schau sie dir gründlich an, Elizabeth”, befahl Max. “Ich möchte, dass du alle Wachen sofort erkennst, damit sich hier niemand in der Verkleidung eines Polizisten einschleichen kann.”
Elizabeths Augen weiteten sich. “Glaubst du, dass er hierherkommen wird?”
“Nein. Ich glaube nicht, dass er es wagt. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.”
“Ich verstehe.”
Die beiden jungen Polizisten traten unruhig von einem Fuß auf den anderen und warfen sich unbehagliche Blicke zu. “Äh, Mr. Riordan, können wir Sie draußen sprechen?”, fragte Officer Murphy.
“Was gibt es?”, wollte Elizabeth wissen. “Was ist los? Ist etwas passiert?”
“Nein, Ma’am”, versicherte Officer Palowski mit einem schuldbewussten Lächeln. “Nur ein kleines Terminproblem, das wir mit Ihrem Ehemann besprechen müssen.”
Elizabeth wollte sagen, dass sie das auch in ihrer Anwesenheit klären könnten, aber die drei Männer verließen den Raum, bevor sie zu Wort kam.
Als die Tür sich geschlossen hatte, sah sich Officer Murphy um und senkte seine Stimme. “Es ist vielleicht nichts, Mr. Riordan, aber ich denke, Sie sollten Bescheid wissen.”
“Ja. Ich höre”, sagte Max voller Ungeduld. Er wollte an Elizabeths Seite zurückkehren.
“Nun, Sir. Ungefähr um sieben heute Morgen kam ein Mann, der einen riesigen Blumenstrauß trug, um Ihre Frau zu besuchen.”
Augenblicklich hatte er Max’ gesamte Aufmerksamkeit. Eine Falte formte sich zwischen seinen Augenbrauen. “Ein Mann? Was für ein Mann? Hat er seinen Namen genannt?”
“Er sagte, er wäre Mrs. Riordans Onkel Melvin.”
“Meine Frau hat keinen Onkel. Weder Melvin noch sonst wie.”
“Verdammt. Ich wusste, dass mit dem Kerl irgendwas nicht stimmt”, verkündete Officer Murphy. “Der sah schon wie so ein Mafiagangster aus. Und er hat mit einem merkwürdigen Akzent gesprochen.”
“Was meinen Sie, mit einem merkwürdigen Akzent? Italienisch? Französisch? Russisch?”
“Nein, Sir. Nichts dergleichen. Eher wie ein Yankee, der versucht, wie ein Texaner zu klingen.”
Die Vorstellung hätte Max beinahe komisch gefunden, wenn er sich nicht solche Sorgen gemacht hätte. “Wie sah er aus?”
“Ein großer Kerl, so um die eins neunzig und ziemlich füllig. Dunkles Haar. Dunkle Augen. Kalt, aber dunkel. Ist meinem Blick ausgewichen. Ach ja, und ich
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