Pakt mit dem Feind
Sofas, die vor dem Kamin standen.
In seiner pingeligen Art zog Wyatt erst die Hosenbeine hoch und setzte sich, um dann sorgfältig die Falten aus dem Stoff zu streichen. Elizabeth ließ sich auf ihrem Lieblingsstuhl seitlich vor dem Kamin nieder. “Da kommt Gladys mit unserem Kaffee”, äußerte sie, dankbar für die kleine Unterbrechung.
Die ältere Frau stellte geschäftig das Tablett ab und wechselte ein paar höfliche Worte mit Wyatt. Elizabeth nutzte die Gesprächspause, um ihren Gast einer neugierigen Musterung zu unterziehen. Warum empfand sie nichts für ihn?
Er sah gut aus, auf eine aristokratische Art und Weise. In ihren gesellschaftlichen Kreisen wurde er als guter Fang betrachtet.
Obwohl er bereits neununddreißig und ein Frauenheld war, hatte Wyatt nie geheiratet. Sein blondes Haar wurde oben auf dem Kopf etwas schütter, aber die perfekte Frisur versteckte das fast vollständig. Genau wie ein guter Schneider die Tatsache zu verbergen half, dass Wyatt genau wie sein Vater Henry mit den Jahren um die Körpermitte herum etwas fülliger geworden war. Trotz dieser Schönheitsfehler war er immer noch ein attraktiver Mann. Ein attraktiver, sehr wohlhabender Mann.
Vielleicht hatte sie sich nie zu Wyatt hingezogen gefühlt, weil er zehn Jahre älter war als sie. Oder sie kannte ihn einfach schon zu lange, um romantische Gefühle für ihn zu hegen. Langjährige Vertrautheit hatte auf jeden Fall in ihrer Ehe mit Edward die Romantik langsam schwinden lassen.
Aber was machte das schon? Selbst wenn Wyatt niemals auch nur einen Funken Verlangen in ihr weckte – na und? Auch das war in ihrer letzten Ehe nicht besonders aufregend gewesen. Sie und Wyatt hatten viel gemeinsam und waren alte Freunde. Sicherlich würden sie als Mann und Frau gut miteinander auskommen.
Wen willst du überzeugen, den Rest der Welt oder dich selbst?, fragte eine leise Stimme in ihrem Kopf, aber Elizabeth schob den Einwand beiseite.
Sie und Wyatt mussten natürlich einen Ehevertrag abschließen. Was das anging, hatte Max Riordan sie auf jeden Fall auf den richtigen Einfall gebracht.
Elizabeth schenkte Kaffee ein und ließ sich Zeit dabei. Aber als Gladys sich entfernt hatte, konnte sie dem Unvermeidlichen nicht länger ausweichen.
“Ich weiß, dass du dich fragst, warum ich mit dir reden wollte.”
Wyatt nahm einen Schluck Kaffee, dann schenkte er ihr sein charmantestes Lächeln. “Ich bin froh über jede Ausrede, die es mir erlaubt, dich zu sehen.”
“Danke.” Elizabeth starrte in ihre Tasse, als könnte sie dort Mut finden. Schließlich holte sie tief Luft und schaute auf, geradewegs in Wyatts braune Augen. “Ich habe mich gefragt, ob du mich immer noch heiraten willst.”
Er strahlte über das ganze Gesicht. “Aber natürlich.” Er stellte seine Tasse auf dem Couchtisch ab und beugte sich vor, sein Gesichtsausdruck eifrig. “Heißt das, du hast dich entschieden, meinen Heiratsantrag anzunehmen?”
“Möglicherweise.”
“Oh Liebling, du hast mich gerade zum glücklichsten Mann der Welt gemacht.” Wyatt war schon fast auf den Füßen, als sie ihn mit erhobener Hand zurückhielt.
“Warte. Sag noch nichts. Ehe ich Ja sage, gibt es etwas, das du wissen musst.”
Er lehnte sich zurück, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. “Na gut. Aber was auch immer es ist, es wird keinen Unterschied machen, das versichere ich dir.”
“Lass mich ausreden, ehe du dich festlegst. In Ordnung?”
“Gut.”
“Zuallererst möchte ich, dass du weißt, dass ich dich gernhabe, aber verliebt bin ich nicht in dich. Ich weiß, ich habe dir das schon gesagt, aber ich möchte daran keinen Zweifel lassen.”
“Darüber mache ich mir keine Sorgen. Die Liebe stellt sich schon irgendwann ein. Wie gesagt, ich liebe dich genug für uns beide.”
“Außerdem muss ich dir im Hinblick auf meine … auf meine finanzielle Situation reinen Wein einschenken.”
Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, wurde Wyatts Gesichtsausdruck ernst. “Was meinst du damit?”
“Es ist noch nicht allgemein bekannt, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis es die Runde macht. Vor Kurzem habe ich entdeckt, dass Edward über Jahre hinweg den gesamten stantonschen Aktienbesitz geplündert und das Geld auf sein Schweizer Privatkonto überwiesen hat.”
“Was? Also der verdammte …” Wyatt knirschte mit den Zähnen, und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. “Das sollte mich wahrscheinlich nicht überraschen. Ich habe den Mann nie gemocht,
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