Pakt mit dem Feind
schon gar nicht, nachdem er dich mir so unter der Nase weggeschnappt hat.”
“Wie bitte?” Verwirrt und durch seine Bemerkung abgelenkt, starrte Elizabeth ihn an. “Was meinst du damit, dass er mich ‘weggeschnappt’ hat?”
“Liebling, ich habe dich schon vor Jahren als die zukünftige Mrs. Wyatt Lassiter auserkoren, als du noch ein kleines Mädchen warst. Was glaubst du wohl, warum ich so lange Single geblieben bin? Ich habe darauf gewartet, dass du erwachsen wirst, damit ich dir den Hof machen kann. Aber bevor ich die Gelegenheit dazu hatte, warst du auch schon mit Edward verlobt. Glaub mir, ich war ganz schön wütend! Im letzten Jahr habe ich mich gefreut, dass er endlich abgehauen ist. Obwohl es mir natürlich leidgetan hat, dass er dich verletzt hat”, fügte er hastig hinzu. “Aber ich wusste nicht, dass er dich auch noch ausgeraubt hat. Dieser Dreckskerl!”
Elizabeth starrte ihn an und blinzelte, plötzlich sprachlos. Sollte sie sich geschmeichelt fühlen, dass er sie aus all den Frauen ihrer gemeinsamen Bekanntschaft ausgewählt hatte? So wie man eine Kuh von der Herde trennt? Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ihre Gefühle aussahen?
Wyatt stand auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. “Wie viel Schaden hat Edward angerichtet?”
“Großen Schaden”, sagte Elizabeth und beobachtete seine Reaktion. “Bis auf dieses Haus und Mimosa Landing ist das stantonsche Vermögen dahin.”
Wyatt blieb abrupt stehen und starrte sie an. Sie hätte schwören können, dass er blass geworden war. “Guter Gott! So viel? Du hast das doch bestimmt schon mit John besprochen. Was kann man unternehmen, um das Geld zurückzubekommen?”
“Im Moment nichts. John hat es versucht, aber Edward war zu gewieft. Anscheinend gibt es keine rechtlichen Schritte mehr, die ich einleiten kann.”
Wyatt sah aus, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Zum ersten Mal sah sie ihn so außer sich. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und brachte mit der unbewussten Geste seine ordentliche Frisur vollkommen durcheinander.
“Ich verstehe. Nun, das, äh … verändert die Lage natürlich ganz außerordentlich.”
“Das merke ich”, antwortete Elizabeth. Ihr Blick folgte ihm, wie er im Zimmer auf und ab marschierte. Völlig abwesend hatte er die Augenbrauen zusammengezogen und schlug sich mit der Faust in die Handfläche der anderen Hand. Das war nicht die Reaktion, auf die sie gehofft hatte. Ein Gefühl des Unbehagens begann sich in ihr zu regen. “So wie du die Neuigkeiten aufnimmst, muss ich wohl annehmen, dass ich angesichts meiner finanziellen Situation deinen Antrag als null und nichtig betrachten darf.”
Er zuckte zusammen. Dann setzte er sich aufs Sofa, so nahe neben sie, wie es ging, beugte sich vor und nahm eine ihrer Hände. “Elizabeth, Liebling, glaub mir, dass ich verrückt nach dir bin. Und dass ich fast alles dafür geben würde, damit du meine Frau wirst.”
Elizabeth zog eine Augenbraue hoch. “Ich glaube, da höre ich ein Aber heraus.”
Wyatt seufzte und warf ihr einen Blick voller Bedauern zu. “Bitte versteh doch! Ich muss an meine Familie denken. Man erwartet von mir, dass ich eine gute Partie mache. Das gilt für jeden Lassiter, egal ob Mann oder Frau. Das bedeutet, ich muss jemanden aus bestem Elternhaus, mit der entsprechenden gesellschaftlichen Stellung … und mit Vermögen heiraten. Die ersten beiden Kriterien erfüllst du perfekt. Kaum ein Name gilt in Texas mehr als der der Stantons. Aber meine Familie würde es niemals dulden, dass ich jemanden heirate, der nicht zusätzliches Vermögen mitbringt und damit das Vermögen der Lassiters vermehrt.”
“Ich verstehe.” Elizabeth entzog ihm ihre Hand. “Dann gibt es, glaube ich, nichts mehr zu besprechen.”
“Nun ja … nicht unbedingt. Lass uns noch mal alle unsere Möglichkeiten überdenken, ehe wir aufgeben. Du würdest wahrscheinlich ein paar Millionen für dieses Anwesen bekommen, obwohl ich eigentlich geplant hatte, es zu unserem gemeinsamen Zuhause zu machen. Andererseits ist Mimosa Landing natürlich die reinste Goldmine. Große Grundstücke am Brazos River sind heutzutage sehr selten. Wenn du bereit wärst, mir die Farm zu übereignen … als eine Art Mitgift, ich glaube, dann könnte ich meine Familie dazu überreden, einer Hochzeit zwischen uns zuzustimmen.”
Ein ironisches Lächeln umspielte ihre Lippen. “Tatsächlich? Wie großzügig von ihnen. Aber dazu wird es
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