Pakt mit dem Feind
einem langen mitternachtsblauen Seidennachthemd mit kostbaren Spitzen und dazu passendem Morgenmantel an der Badezimmertür. Sie schloss die Augen, legte sich die flache Hand auf den Bauch und befahl sich selbst, Ruhe zu bewahren. Sie war schließlich keine Jungfrau mehr. Sie hatte Max geheiratet, und Sex gehörte zur Ehe eben dazu. Warum nur fühlte sie sich, als erwartete sie auf der anderen Seite der Tür ihr Todesurteil?
Sei kein Feigling, rief sie sich selbst zur Ordnung.
Elizabeth öffnete die Augen und holte tief Luft. Dann drückte sie die Klinke herunter und trat die Flucht nach vorn an, nur um nach drei Schritten wie angewurzelt stehen zu bleiben. Das Schlafzimmer war leer.
Überrascht ging sie zur Wohnzimmertür und öffnete sie einen Spalt. Drüben sah sie Max im Zimmer auf und ab gehen, während er immer noch telefonierte. Irgendwann hatte er sein Jackett und die Krawatte ausgezogen, die obersten drei Knöpfe seines Hemdes geöffnet und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Nun konnte Elizabeth die feinen schwarzen Locken auf seiner Brust und die muskulösen Unterarme erkennen. Er sah geschmeidig aus, stark … und gefährlich. Wie ein Leopard auf der Jagd, schoss es ihr durch den Kopf.
Abgesehen von einzelnen Worten oder Flüchen konnte Elizabeth nichts von dem Gespräch verstehen. Aber Max schien sich mit der Person am anderen Ende der Leitung zu streiten. Während er im Zimmer auf und ab schritt, fuchtelte er mit der freien Hand durch die Luft und fuhr sich hin und wieder durch das rabenschwarze Haar.
Leise schloss Elizabeth die Tür. Sie zog ihren Morgenmantel aus und warf ihn über die Chaiselongue in der Ecke. Dann kletterte sie ins Bett und ließ sich in die Kissen sinken, die am Kopfende aufgehäuft waren. Sie verschränkte ihre Finger über dem Rand der Bettdecke und schaute sich in dem prächtigen Raum um.
Nach einer Weile hob sie eines der Magazine vom Nachttisch auf und blätterte es ohne großes Interesse durch. Sie lag seit mehr als einer Stunde im Bett. Obwohl sie der Nacht mit gemischten Gefühlen entgegengesehen hatte, wich ihre Nervosität zunehmender Gereiztheit. Es war einfach eine Beleidigung, in der eigenen Hochzeitsnacht von Geschäften ausgestochen zu werden.
Kurz entschlossen schlug sie die Bettdecke zurück und erhob sich. Diesmal riss sie beide Flügel der Wohnzimmertür auf und gab sich keine Mühe, leise zu sein. Sie stand auf der Türschwelle, die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte Max an.
Aber auch dieses überdeutliche Signal, dass seine Braut nebenan auf ihn wartete, zeigte keinerlei Wirkung auf Max. Er konzentrierte sich einzig und allein auf das Gespräch.
Mit einem Schnauben schlug Elizabeth die Tür zu. Sie ging zum Bett zurück, warf die zusätzlichen Kissen auf den Boden und legte sich hin. Die Decke zog sie bis zum Kinn hoch. “Zur Hölle mit ihm”, murmelte sie und wälzte sich hin und her, bis sie eine bequeme Position im Bett gefunden hatte. “Soll er doch mit seinem Vertragsabschluss kuscheln!”
Das laute Türenknallen unterbrach Max’ Konzentration für einen Moment. Er warf einen Blick über die Schulter zum Schlafzimmer hinüber, dann schaute er auf seine Armbanduhr und verzog das Gesicht. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er so lange telefoniert hatte.
Obwohl er sein Bestes tat, um das Gespräch zu beschleunigen, hatte er nicht viel Erfolg. Wie gewöhnlich musste Mr. Aramoto wegen des aktuellen Geschäfts beruhigt werden. Ganz egal wie viele Millionen Max in der Vergangenheit erwirtschaftet hatte, Mr. Aramoto verhielt sich geradezu krankhaft zögerlich, wenn es darum ging, auch nur einen Cent auszugeben. Bis er die Unterschrift unter einen Vertrag setzte, musste er wie ein Kind umsorgt und beruhigt werden. So vergingen noch einmal zwanzig Minuten, bis Max dem Geschäftspartner endlich die Nervosität genommen hatte und das Gespräch beenden konnte.
Mit einem Seufzer warf er einen Blick auf die geschlossenen Schlafzimmertüren. “Gut gemacht, Riordan”, murmelte er. “Fantastischer Anfang deiner Ehe.”
Er konnte Elizabeth wirklich keinen Vorwurf aus ihrem Ärger machen. Natürlich war er gern bereit zuzugeben, dass er nicht unbedingt der sensibelste Mann auf der Welt war. Aber selbst er wusste, dass es sich nicht gehörte, die eigene Braut in der Hochzeitsnacht nicht zu beachten.
Er ging zum Schlafzimmer und löschte auf dem Weg die Lichter im Wohnzimmer. An der Tür zögerte er und stellte sich darauf ein, im nächsten Moment ein
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