Pakt mit dem Feind
einen Sturm gegeben, und der Beton schien immer noch Feuchtigkeit auszudünsten. Die Luft war getränkt mit dem muffigen Geruch von Benzin, Motoröl und Regen.
Von Minute zu Minute wurde der Fahrer nervöser. Er rutschte auf seinem Ledersitz hin und her und starrte in die Dunkelheit. Verdammt, war das ein unheimlicher Ort. Und still. Zu still.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, einem Treffen hier zuzustimmen. Es gab keinen Grund, warum man dieses Geschäft nicht in einer freundlicheren Umgebung hätte abwickeln können. Irgendwo in der Öffentlichkeit. Zum Beispiel … bei einem Drink in einem exklusiven Club. In dieser Stadt achtete doch sowieso niemand darauf, was die Leute um einen herum trieben. In New York hatte man es zu einer Kunstform erhoben, sich nur um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Unten auf der Straße hupte jemand, und der Fahrer zuckte zusammen.
Verdammt! Gingen die Leute in dieser Stadt eigentlich nie schlafen?
Die Minuten verstrichen quälend langsam. Fast glaubte der Fahrer schon, dass der Mann gar nicht mehr auftauchen würde, als er von weiter unten das Motorengeräusch eines Wagens hörte.
Der schwarze Sedan erreichte das dritte Stockwerk, rollte ein Stück in den Raum und blieb stehen. Die dunkle Tönung der Scheiben machte es unmöglich, etwas im Inneren des Fahrzeugs zu erkennen. Aber der Fahrer wusste, dass der Neuankömmling die Umgebung scharf musterte, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand gefolgt war.
In gewisser Weise machte die außerordentliche Vorsicht des Mannes die Situation noch furchterregender. Während er dem anderen Auto entgegensah, überlief den Fahrer des Lexus eine Gänsehaut.
Das Gefühl der Bedrohung, das von dem schwarzen Fahrzeug ausging, ließ sich beinahe mit Händen greifen. Vielleicht hing es mit der Farbe zusammen oder mit den getönten Scheiben. Oder es lag an der unheimlichen Langsamkeit, mit der der Wagen die Parkhausetage umrundete, ehe er sich näherte. Was immer es war, allein der Anblick des Sedan ließ dem Fahrer des Lexus die Nackenhaare zu Berge stehen.
Endlich hielt der schwarze Wagen neben dem kleineren Auto. Die getönte Fensterscheibe des Beifahrersitzes öffnete sich zur Hälfte. “Sie haben etwas für mich?”, erklang eine kalte monotone Stimme.
“Sind Sie Angelo?”
“Ja.”
Der Fahrer stieg aus dem Lexus und griff nach der Beifahrertür des Sedan. Als der grelle Lichtkegel einer Taschenlampe ihn blendete, hielt er inne.
“Stopp. Und behalten Sie Ihre Hände, wo ich sie sehen kann.”
“Jetzt hören Sie aber mal …”
“Glauben Sie mir, es ist für uns beide besser, wenn Sie mich nur hören, aber nicht sehen können. Übergeben Sie mir einfach Ihre Anweisungen, schön langsam und in Ruhe.”
“Wie Sie wollen. Sie finden alles, was Sie brauchen, hier”, sagte der Lexus-Fahrer und reichte eine schwarze Aktentasche durch das offene Fenster. “Ein Foto der Zielperson, die Adressen des Hauses in Houston und der Farm und die Wegbeschreibungen dorthin. Außerdem eine Telefonnummer, unter der Sie mich im Notfall erreichen können. Die Aktentasche enthält auch die Hälfte Ihrer Bezahlung. Die andere Hälfte bekommen Sie, wenn Sie den Auftrag erledigt haben.”
Der Mann im Sedan klemmte die kleine Taschenlampe zwischen die Zähne und öffnete die Aktentasche. Er zählte das Bündel Tausenddollarscheine, dann richtete er den Lichtkegel auf das Foto. “Hmm. Eine schöne Frau. Sind Sie sicher, dass sie getötet werden soll?”
“Ganz sicher.”
Der Lexus-Fahrer spürte mehr, als dass er sehen konnte, wie der Auftragskiller mit den Schultern zuckte. “Es ist Ihr Geld.”
“Haben Sie ein Problem damit, eine Frau aus dem Weg zu räumen?”
“Nein”, antwortete der Mann in gleichgültigem Tonfall. “Obwohl es eine Schande ist, so eine Schönheit wegzupusten. Vielleicht werde ich vorher noch ein bisschen Spaß mit ihr haben. Nur um das Material zu prüfen, sozusagen.”
“Das wird nicht nötig sein. Ich will, dass sie getötet wird. Erniedrigen muss man sie nicht.”
Der Lichtstrahl richtete sich wieder mitten ins Gesicht des Lexus-Fahrers. Die Stimme der schemenhaften Figur hinter der Taschenlampe bekam einen drohenden Unterton. “Ich werden den Auftrag ausführen, für den Sie mich bezahlen. Das ist alles, was Sie dazu zu sagen haben.”
Der Magen des Fahrers verkrampfte sich bei dem Gedanken, was Elizabeth nun wahrscheinlich erwartete. Aber er unterdrückte Zweifel und Gewissensbisse
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