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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eine Weile warten müssen«, erwiderte der Bastard. Seine Stimme war kaum tiefer oder volltönender als die des Originals, selbst dessen nördliche Sprachmelodie war vorhanden. »Natürlich müsstest du Risiken eingehen: Wenn sein Haar erst mal weiß geworden ist – wird dann überhaupt noch etwas davon übrig sein?«
    Sein Körper und sein Gesicht veränderten sich, imitierten Hunderte möglicher Illvins in hundert möglichen Altern, gerade oder gebeugt, dünn oder dick, kahl oder nicht. Doch die Belustigung auf seinen Zügen blieb stets dieselbe.
    »Ich möchte … das hier.« Nicht einmal Ista selbst wusste so genau, ob ihre Handbewegung den Gott meinte oder den Mann. »Kann ich hereinkommen?«
    Sein Lächeln wurde sanfter. »Die Wahl liegt bei dir, meine Ista. Da du mich nicht zurückgewiesen hast, werde ich dich auch nicht zurückweisen. Doch ich würde auch auf dich warten, wenn du dich für den längeren Weg in mein Reich entscheidest.«
    »Ich könnte mich auf dieser Straße verirren.« Sie schaute zur Seite. Tiefe Ruhe erfüllte sie. Kein Schmerz, keine Furcht, kein Bedauern. Diese riesigen Lücken schienen Platz zu schaffen für … irgendetwas. Irgendetwas Neues, von dem sie nie zuvor zu träumen gewagt hätte. Wenn es das war, was Arhys gefühlt hatte, dann war es kein Wunder, dass er nie mehr zurückgeblickt hatte. »Das ist also mein Tod. Warum hatte ich jemals Angst davor?«
    »Ich hatte nie den Eindruck, dass du übertriebene Furcht davor gezeigt hast«, bemerkte er trocken. »Und ich kenne mich damit aus.«
    Sie blickte sich um. »Vielleicht ist das Paradies noch mehr als das Ende allen Leidens, aber, oh, das scheint mir fast schon paradiesisch genug. Kann es beim nächsten Mal … schmerzvoller sein?«
    Er zuckte die Schultern. »Wenn du erst mal wieder in die materielle Welt zurückkehrst, sind meine Möglichkeiten, dich zu beschützen, begrenzt. Und diese Grenzen schließen Schmerzen leider nicht aus. Diesen Tod kannst du selbst wählen. Den nächsten vielleicht nicht.«
    Unwillkürlich hoben sich ihre Mundwinkel. »Wollt Ihr damit sagen, ich könnte in einer weiteren Viertel stunde schon wieder vor diesen Toren stehen?«
    Er seufzte. »Das hoffe ich nicht. Ich müsste einen neuen Pförtner ausbilden. Seit einiger Zeit habe ich eine Schwäche für eine gewisse Königin.« Seine Augen funkelten. »Und das gilt auch für meinen prächtigen Illvin. Immerhin hat er für dich zu mir gebetet. Und bedenke, was ich für einen Ruf habe!«
    »Er ist miserabel«, stellte Ista fest.
    Er grinste nur – das vertraute Aufblitzen der Zähne, das ihr den Atem raubte.
    »Und was für eine Ausbildung?«, fügte sie hinzu. Plötzlich war ihr streitlustig zumute. »Ihr habt mir nicht einmal etwas erklärt.«
    »Dich zu unterweisen, süße Ista, wäre so, als würde man einem Falken beibringen, sich seiner Beute zu Fuß zu nähern. Mit einiger Anstrengung bekäme man es vielleicht hin, doch am Ende hätte man einen überaus fußwunden und übel gelaunten Vogel an der Hand, und man müsste sehr lange auf sein Abendessen warten. Bei einer Flügelspannweite wie deiner ist es sehr viel leichter, wenn ich dich einfach von meinem Handgelenk schüttele und fliegen lasse.«
    »Fallen«, brummelte Ista.
    »Nein, du nicht. Zugegeben, zuerst einmal stürzt du halb den Abgrund hinunter und beklagst dich dabei die ganze Zeit, aber irgendwann breitest du die Flügel aus und steigst wieder empor.«
    »Nicht immer.« Ihre Stimme wurde leiser. »Nicht beim ersten Mal.«
    Mit der Andeutung eines Eingeständnisses legte er den Kopf schräg. »Doch damals war ich nicht der Falkner. Weißt du, wir passen gut zusammen.«
    Sie blickte zur Seite und durch ein merkwürdiges, vollkommenes, unwirkliches Zimmer. Ein Vorzimmer, dachte sie, die Grenze zwischen dem Innen und dem Außen. Doch welche Tür führte wohin? »Meine Aufgabe. Ist sie vollbracht?«
    »Vollbracht und gut gemacht, meine wahre, säumige Stieftochter.«
    »Ich bin immer spät gekommen. Zur Vergebung. Zur Liebe. Zu meinem Gott. Selbst zu meinem eigenen Leben.« Doch sie senkte erleichtert ihr Haupt. Vollbracht war gut. Es bedeutete, dass man sich ausruhen konnte. »Haben die Jokoner mich getötet, wie Joen es befohlen hat?«
    »Nein. Noch nicht.«
    Lächelnd trat er auf sie zu und schob ihr Kinn nach oben. Er drückte seinen Mund so unverfroren gegen den ihren, wie Illvin es an jenem Nachmittag – gestern? – auf dem Turm getan hatte. Nur dass sein Mund nicht nach

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