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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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geschmolzenes Blei geschluckt. Zu diesem Übelkeit erregenden, verdrehten Ding?
    Nun, sagte die Stimme freundlich, wenn du das hier überlebst, sollte kein anderer verirrter Dämon in der materiellen Welt noch eine allzu große Herausforderung für dich sein.
    Ista erwog eine Fülle von Einwänden, angefangen mit: Was soll das heißen, wenn …? Doch sie unterdrückte die Regung. Sich mit dieser Präsenz auf ein Streitgespräch einzulassen, würde vermutlich nur bewirken, dass ihr Geist in endlosen Kreisen dahinwirbelte, bis sie benommen war.
    Ihr werdet mich nicht noch einmal verlassen, fragte sie misstrauisch.
    Ich habe dich nicht einmal verlassen … so wenig wie du mich, wie ich wohl bemerkt habe. Hartnäckige Ista.
    Sie wandte ihr zweites Gesicht wieder nach außen. Nach dem Gott Ausschau zu halten war so aussichtslos, als würde sie versuchen, auf den eigenen Hinterkopf zu blicken. Joens Mund stand offen, und ihre Augen waren verdreht. Ihr Leib sank in sich zusammen. Irgendwo unter Istas Brustbein ließ der erste Schmerz nach, während der Gott den uralten Dämon und seine kratzende Herrin in sein Reich hinüberzog. Dahinter folgte ein Dutzend verworrener, sich windender Schnüre, die nun zu Ista liefen und nicht länger zu Joen. Es zerrte und zuckte, als die daran gefesselten Dämonen vor der gefürchteten Gegenwart ihres Gottes zu fliehen versuchten. Die menschlichen Leiber, in denen sie untergebracht waren, setzten sich eben erst in Bewegung, verzweifelt angetrieben von den Dämonen, die sie kontrollierten.
    Einen nach dem anderen oder alle auf einmal? Ista streckte die Hände ihrer Seele aus und griff zufällig eine Schnur heraus, ließ die Lichthände daran entlangstreifen bis zu dem Dämon im Innern einer Zofe. Dieser war sorgfältig herangezüchtet; Teile von drei oder vier unterschiedlichen Seelen wirbelten in ihm umher. Das weiße Seelenfeuer des lebenden Wirts war deutlicher zu erkennen, und Ista kämmte es zu der Frau zurück, doch es gelang nur unvollkommen. Ista schluckte den Dämon herunter. Der Rücken der Frau krümmte sich, und sie brach zusammen. Diesmal glitt der Dämon leichter in die Hände des Gottes, war beinahe sofort aus der Welt verschwunden.
    Diese Leinen. Ich erinnere mich daran. Es war ein sehr ähnliches Band, mit dem ich Arhys letzte Nacht sicher ans Ufer gezogen habe.
    Man hat sie Uns gestohlen, vor langer Zeit. Der Dämon hätte so etwas nicht selbst erschaffen können, musst du wissen. Zorn klang aus der Stimme, doch nur der leiseste Widerhall davon drang bis zu Ista durch. Andernfalls hätte es sie zerschmettert.
    Sie griff nach einer weiteren Leine und wiederholte die Bewegungen des Pflückens und Kämmens. Diesmal war es ein Mann, einer der Offiziere. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei. Ich kann das alles nicht alles trennen, stellte sie besorgt fest. Ich bekomme es nicht in die richtige Ordnung.
    Du machst das hervorragend, versicherte ihr die Stimme.
    Es ist unvollkommen.
    So ist es mit allem, was der Zeit unterliegt. Du machst es trotzdem hervorragend. Was für ein Glück für Uns, dass Uns nach prachtvollen Seelen dürstet und nicht nach makellosen. Ansonsten würden wir allerdings Mangel leiden und wären überaus einsam in Unserer vollkommenen Rechtschaffenheit. Mach ruhig unvollkommen weiter, strahlende Ista.
    Ein weiterer, und noch einer. Die Dämonen strömten ihr zu, durch sie hindurch, immer schneller. Doch es war unbestreitbar ein schlampiger Prozess. Der nächste Dämon war der von Sordso; er war die aufwendigste Konstruktion, die Ista bisher gesehen hatte. Eine Lage von Seelen über der anderen, ihre Gaben und Fähigkeiten verwoben mit dem gequälten, eingeschnürten Seelenfeuer des jungen Mannes. Es war ein seltsam liebevolles Werk. Ista glaubte, einzelne Stücke erkennen zu können: von Kriegern, Gelehrten, Richtern, Schwertkämpfern und Asketen. Alle bekannten Tugenden des Goldenen Heerführers, eingesammelt und konzentriert – das reinste Muster vollkommener Männlichkeit. Es war erschreckend. Wie konnte etwas, das aus Seelen verfertigt war, so kalt und seelenlos sein?
    Aber keine Dichter. Nicht ein einziger.
    Dieses dunkle Stück Seele hier ist anders, bemerkte sie, als eines der Bruchstücke durch ihre Finger glitt.
    Ja, sagte der Gott. Dieser Mann lebt noch, in der Welt des Stofflichen.
    Wo? Ist es …? Soll ich versuchen …?
    Wenn du glaubst, du kannst es ertragen. Es wird unangenehm.
    Ista rollte den Flecken aus Dunkelheit auf und verstaute ihn

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