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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und verdorben im Laufe der Zeit.
    Es ist grauenhaft.
    Ja, sagte der Gott. Mach trotzdem weiter. Bring Arhys’ Werk zu Ende.
    Istas körperliche Hände waren zu träge, um mit ihrem dahinschießenden Willen Schritt zu halten. Mit den Fingern ihrer Seele allein kämmte sie die Strähnen von Joens Seele zurück, die sich mit dem Dämon verwoben hatten. Doch so schnell sie auch das eine vom anderen schied, so schnell bildete Joens Seele Ranken aus weißem Feuer, umhüllte den Dämon erneut und zerrte ihn zurück. Der Dämon kreischte.
    Lasst los, drängte Ista. Lasst ihn los, und wendet Euch einer besseren Aufgabe zu. Selbst jetzt noch habt Ihr eine Wahl.
    Nein, erwiderte Joens Geist. Das ist mein Geschenk, meine große Gelegenheit! Niemand soll sie mir entwinden, Ihr am allerwenigsten! Ihr seid so wertlos, Ihr konntet nicht einmal das Leben Eures eigenen Sohnes retten! Meiner soll bekommen, was ihm zusteht. Ich habe es versprochen!
    Ista schreckte zurück, doch die Präsenz bestärkte sie. Wenn sie nicht bleiben will, muss sie mitkommen, sagte die Stimme. Mach weiter.
    Eure unrechtmäßigen Versuche, Ordnung zu schaffen, haben nur schlimmere Verwüstung herbeigeführt, sagte Ista zu Joen. Ihr quält und beschädigt eben jene Seelen, von denen Ihr am meisten wünscht, dass sie wachsen und Euch lieben. Ihr besitzt wahrhaftigere Gaben, so unterdrückt sie auch sein mögen. Lasst los, sucht stattdessen nach ihnen, und lebt!
    Das peitschende weiße Feuer war ein einziger manifester Widerspruch. Ista fand nicht das leiseste Flüstern einer Zustimmung darin.
    Gut.
    Sie führte den schwarz-violetten Dämon an die Lippen und zog ihn hinein. Er schien sich zu dehnen und zu verzerren, während er durch sie hindurchging; sein Kreischen wurde zu einem Schmerz in ihrem Mund, zu einem Brennen in ihrer Speiseröhre. Da sind Seelen darin gebunden, erkannte sie. Viele Stücke von sehr alten Seelen, alle aufgelöst und ineinander gelaufen. Die Seelen von Verstorbenen, und von längst schon Verstorbenen. Was geschieht mit ihnen?
    Die Toten gehören uns. Sie zu ordnen, zählt nicht zu deiner Bestimmung. Die Seelen jener, die noch leben, die zur Unzeit entzweigerissen wurden, während sie noch in der Welt des Körperlichen gefangen waren, sollen in Unserem Namen deine Sorge sein.
    Und was ist hiermit, fragte Ista. Joens lebendige, weiße Seelensubstanz glitt nun in ihr Inneres, fest mit dem Dämon verstrickt. Sie kratzte und brannte.
    Das wechselt nun von deinen Händen in meine.
    Das war nicht die stille Verdammnis der verlorenen Seelen. Tatsächlich schien von dem weißen Feuer ein Heulen auszugehen, das Istas Ohren von innen her zerriss. Und ebenso wenig der heilsame Frieden des Himmels.
    Nein, sagte die Stimme bedauernd. Dies ist Nichtwollen. Also soll es mitsamt dem Dämon zu einem Ort des Nichtsein wechseln.
    Ista hatte eine Vision von einer seltsamen, dimensionslosen Leere; ein Bild, das vielleicht von Seinem Geist in ihren sickerte: Ein brodelnder Tümpel dämonischer Energie, ohne Form, ohne Person, ohne Geist oder Willen oder Klang oder Stimme oder Erinnerung oder irgendeine andere Gabe höherer Ordnung – die Hölle des Bastards. Ein Reservoir reinster Vernichtung. Ein dünner, genau kontrollierter Zufluss strömte von diesem Tümpel aus in die Welt der Materie. Und ein sprunghafter Schwall kehrte von dort wieder in diese Hölle zurück. Und mit diesem Austausch wurde das Leben in der materiellen Welt genau in der Mitte zwischen dem heißen Tod des Chaos und dem kalten Tod der Erstarrung ausbalanciert. Endlich erkannte sie, warum die Verkettung von Joens Dämonen sie so nervös gemacht hatte, auf eine Weise, die nur wenig mit der unmittelbaren Bedrohung für Porifors zu tun gehabt hatte. War es möglich, dass ein solcher Strudel des Chaos einen eigenen Riss zwischen den beiden Welten auftun könnte, einen Riss, den selbst die Götter nur noch mit Mühe würden flicken können? So viel göttliche Aufmerksamkeit an einem so unbedeutenden Ort …
    Ein wenig menschliche Aufmerksamkeit würde mich im Augenblick sehr erfreuen, murmelte die Stimme in ihrem Innern. Weder leugnete sie die Mutmaßungen, wie Ista sehr genau bemerkte, noch bestätigte sie irgendetwas. Bring den Rest meiner kleinen Geschwister zu mir, süße Ista, so rasch du es vermagst. Ohne Zweifel brauchst du noch etwas Übung, ehe es reibungslos läuft.
    Meine erste Prüfung ist also ein Dutzend auf einmal? In ihrem Bauch loderte ein Schmerz, als hätte sie

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